Schwere Vorwürfe von Insassen Drogen in der JVA: "Die Beamten haben Ruhe"
Im Gefängnis sollen verurteilte Täter ihre Strafen absitzen und reflektieren. In der JVA Meppen werden sie vor allem Junkies. Das berichten ehemalige Insassen und fordern Besserung.
Ehemalige Häftlinge der Justizvollzugsanstalt (JVA) Meppen in Niedersachsen erheben schwere Anschuldigungen gegen die Einrichtung. Sie behaupten, dass das Gefängnis zu einem Handelsplatz für Drogen geworden sei.
Einer der ehemaligen Insassen, der als "Eugen" mit dem "Focus" gesprochen hat, schildert seine Erfahrungen: "Ich war schon in Oldenburg im Gefängnis, ich war in Wilhelmshaven im offenen Vollzug. Und ich muss sagen, Meppen, das ist schon die letzte Stufe." Er fordert Veränderungen und kritisiert den Umgang mit Drogen innerhalb der Anstalt sowie das Fehlen von angemessener Vorbereitung auf die Entlassung. "Du wirst angeschrien, obwohl du recht hast, aber die Beamten sagen 'Nein, wir haben recht‘ - Du kannst dich einfach nicht wehren."
Nüchtern rein, als Junkies raus
Laut Eugens Aussagen seien Insassen als nüchterne Verbrecher in das Gefängnis gekommen und als Junkies bei ihrer Entlassung hinausgegangen. Er beschreibt auch Bedrohungen und Gewaltausübung wegen der durch die Drogen aufgelaufenen Schulden innerhalb des Gefängnisses: "Die haben zu Hause angerufen und nach Geld gebettelt: ‚Mama, gib mir Geld! Ansonsten bringen die mich hier um.'"
Andere Insassen berichten ähnliche Geschichten und geben an, dass Drogen leicht erhältlich sind – selbst im geschlossenen Vollzug. Die Bezahlung erfolge über Einkaufskarten oder per Amazon und Paysafe-Card. Um die Vorwürfe beweisen zu können und einen Einblick in die JVA zu geben, haben sich die Insassen mit einem eingeschmuggelten Handy gegenseitig gefilmt. Die Videos sind bisher nicht veröffentlicht worden.
"Laufen wie Zombies" durch die Gänge
Hauptsächlich würden synthetischen Drogen konsumiert, die geraucht werden und schnell wirken. Danach würden die Konsumenten "wie Zombies" durch die Gänge laufen, aber den Wärtern wäre das egal: "Sie sagen, sie haben keine Lust, die Berichte zu schreiben. Und wenn Gefangene unter Drogen sind, sind sie ruhig und die Beamten haben Ruhe", berichtet ein Insasse. Dies deutet darauf hin, dass die Wachmänner die Drogensituation in der Anstalt dulden oder sogar unterstützen könnten.
Die JVA Meppen ist sich der Vorwürfe bewusst und das niedersächsische Justizministerium hat geäußert, dass es kontinuierliche Verbesserungen geben würde und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Allerdings scheint dies bislang keine greifbaren Auswirkungen zu haben.