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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Details aus Anklage um Prinz Reuß "Reichsbürger" wollten wohl "Kriegsgericht" für Lanz
27 Verdächtige stehen als Mitglieder des "Reichsbürger"-Netzwerks um Heinrich XIII. Prinz Preuß in Stuttgart vor Gericht. Jetzt werden Details der Anklage bekannt.
Das rechtsextreme und verschwörungsgläubige "Reichsbürger"-Netzwerk um den 72-jährigen Heinrich XIII. Prinz Reuß war im Dezember 2022 aufgeflogen. Nach einer Razzia mit 3.000 Polizisten in elf Bundesländern wurden 27 Verdächtige festgenommen und angeklagt. Sie hatten einen Putsch gegen die Bundesregierung geplant, hatten schon ein rechtsextremes "Schattenkabinett" aufgestellt. Teil des Putsches: Missliebige Politiker und Politikerinnen sollten verhaftet werden. Tote sollten dabei in Kauf genommen werden.
Kriegsgericht vorbereitet
Nun berichtet die "Bild"-Zeitung über neue Details aus der mehrere Hundert Seiten langen Anklage. Sehr intensiv beschäftigte sich das Netzwerk mit einer Liste von Kandidaten für Exekutionen und für Verurteilungen durch ein Kriegsgericht – ein wiederkehrender Topos im "Reichsbürger"-Milieu, der aber während der Coronavirus-Pandemie auch von der "Querdenker"-Szene übernommen wurde.
Federführend war Ex-Elitesodat Peter Wörner. Auf der Liste stehen unter anderem Politiker aller demokratischen Parteien, darunter Kanzler Olaf Scholz (SPD) und CDU-Chef Friedrich Merz. Doch auch Journalisten werden aufgeführt, darunter Moderator Markus Lanz und Moderatorin Sandra Maischberger.
Waffenbesorgung ging schief
Bei der Vorbereitung der gewaltsamen Übernahme gab es aber Pannen, wie unter anderem die "Hannoversche Allgemeine" berichtete. So wurden unter anderem zwei Schweizer Brüdern, Claudio und Sandro Ricci, 138.710 Euro gezahlt. Dafür sollten sie Waffen besorgen und Beweise liefern, dass es in Europa unterirdische "Kinder-Gefängnisse" gebe, in denen eine geheime Weltregierung Experimente an den Kindern durchführe.
Dies ist ein Motiv der antisemitischen QAnon-Verschwörungserzählung. Die Ricci-Brüder wussten offenbar von der Begeisterung der Reuß-Truppe für diese Verschwörungsideologie, sodass sie damit geprahlt hätten, sie könnten die Existenz der Gefängnisse belegen. Wenig überraschend fanden sie weder Beweise für die nicht-existenten Gefängnisse und Tunnel, noch lieferten sie Waffen. Dafür ließ Wörner Uniformen schneidern – für sich selbst eine im NS-Stil.
Nichtsdestotrotz verabredeten sich die künftigen Mitglieder des sogenannten "M-Stabes" laut Anklage für den 4. April 2022, am Bayreuther Oschenberg das Schießen im Reichstag zu üben. Als einige Bundespolizisten zum Trainieren neben ihnen auftauchten, wurden sie laut Zeugen kleinlaut.
Der Tod der Queen als Signal
Dafür sah Ex-Oberstleutnant Rüdiger von Pescatore im Tod von Queen Elizabeth II. im September 2022 ein Signal. Ein Angriff der Alliierten auf Deutschland stehe unmittelbar bevor, schrieb er in Chatgruppen, und rief dort den "Tag X" aus. Doch der als Startschuss versprochene Stromausfall blieb aus, der Umsturz dann zunächst auch.
Als Ex-Soldat Wörner den Bundeswehrgeneral Martin Schelleis aufforderte, mit militärischen Mitteln gegen die Bundesregierung vorzugehen, schaltete dieser den Militärischen Abschirmdienst ein.
Schließlich war aber auch die Waffenbesorgung erfolgreich. Laut Generalbundesanwalt verfügte das Netzwerk schließlich über 382 Schusswaffen, 347 Hieb- und Stichwaffen sowie 148.000 Munitionsteile.
Astrologische Regierung
Um die Qualität der zukünftigen Putsch-Regierung sicherzustellen, sollten der Referent des Prinzen, "Medium" Thomas T. (60), und die "Transkommunikations-Ministerin" Hildegard Leiding (60, AfD-Funktionärin und Astrologin) Kandidaten spirituell anhand ihres Geburtsdatums überprüfen. Auch die medizinische Grundversorgung wurde in kompetente Hände gelegt: Zwar ist die designierte Gesundheitsministerin Melanie Ritter immerhin Internistin, sah ihr Spezialgebiet aber in der "Ovomatie" – das ist die Vorhersage der Zukunft aus Eiern. Vielleicht deshalb konnte sie auch "Auswirkungen der Corona-Impfung auf den vorderen Hirnlappen" sehen, die sonst keiner fand – eines ihrer Vortragsthemen im Netzwerk.
Die Bundeswehrkaserne in Fritzlar (Hessen) sollte ursprünglich als militärische Kommandozentrale genutzt werden. Doch nach Einspruch des prominenten Sternekochs Frank Heppner wurden diese Pläne verworfen. Laut Heppner sei der "desolate Zustand" der Kantine ein wesentlicher Grund für seinen Protest gewesen.