Sylt: Hermann-Göring-Villa zum Verkauf – ein Nazihaus für 18 Millionen?

Villa auf Sylt

Ein Nazihaus für 18 Millionen?

Auf Sylt wird ein Haus mit dunkler Vergangenheit verkauft: Hier verbrachte einst Nazi-Verbrecher Hermann Göring seine Ferien.

Luxus war Hermann Göring seit seiner Kindheit gewohnt. Der Mann, der später als Oberbefehlshaber der NS-Luftwaffe unzählige Kriegsverbrechen beging und den Völkermord an den europäischen Juden plante, verbrachte die ersten Jahre seines Lebens im Haus des vermögenden Arztes Hermann Epenstein. Dieser trug ab 1910 nicht nur den Adelstitel "Ritter von" und war der Patenonkel des Jungen, sondern er war auch der Geliebte seiner Mutter – und Jude.

Epenstein stellte den Görings großzügig Wohnsitze zur Verfügung, etwa die Burg Veldenstein in der Nähe von Nürnberg sowie zeitweise seine Burg Mauterndorf im Salzburger Land. Dort verbrachte die Familie viele Sommer.

Den dekadenten Lebensstil, den sich Göring in seiner Kindheit aneignete, pflegte er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis heute sind einige seiner Villen erhalten. Eine davon steht nun zum Verkauf: Mitten in den Dünen, keine hundert Meter vom Strand entfernt, steht ein Haus, das selbst für Sylt etwas Besonderes ist: Reetgedeckt und mit direktem Blick auf die Nordsee – in Wenningstedt ist ein "echtes Inseljuwel auf dem Markt", schwärmt das Immobilienhaus Sotheby's.

"Alle vorhandenen Details erstrahlen in neuem Glanz"

Dass das Objekt einst der Nazi-Größe Göring gehörte, bleibt im Immobilienkatalog jedoch unerwähnt. Stattdessen werden die Ausstattung und die Sanierung des Baus aus dem Jahr 1937 angepriesen. "Alle vorhandenen Details erstrahlen in neuem Glanz, während modernste Gebäudetechnik und eine exklusive Innenausstattung das Haus in ein zeitgemäßes Feriendomizil verwandelt haben", heißt es im Katalog.

Auf rund 202 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche bietet das Haus heute ein lichtdurchflutetes Esszimmer mit Dünenblick, eine offene Küche mit Zugang zur Terrasse, ein Kamin-Wohnzimmer, ein Master-Schlafzimmer mit Bad en suite, ein zusätzliches Wohn- oder Arbeitszimmer, zwei Schlafzimmer mit Duschbädern im Dachgeschoss sowie ein Bad mit direktem Meerblick.

Die Ortschaft Wenningstedt liegt zwischen Westerland und Kampen und gilt als eine der entspanntesten Ecken Sylts. Typisch nordfriesisch, mit Reetdachhäusern, Dorfteich und alten Friesenhöfen.

1937 ziehen die Görings in die Villa auf Sylt ein

Im Sommer 1937 zog Göring in das nun zum Verkauf stehende Haus ein. Seine Frau, Schauspielerin Emmy Göring, gab es in den 1930er-Jahren in Auftrag. Den Entwurf lieferte der Münchner Architekt Otto Heilmann, dessen Handschrift sich noch heute in den Details des Gebäudes erkennen lässt.

Villa von Hermann Göring geht an die Birkenstock-Dynastie

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wechselte die Immobilie mehrfach den Besitzer. Hermann Göring beging 1946 Suizid, um dem Urteil des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg zu entgehen. Emmy Göring verkaufte das Haus 1958.

Zunächst kaufte die Birkenstock-Dynastie das Objekt – für 60.000 Mark. Filmemacher Philipp Birkenstock erzählte laut der Lokalzeitung "shz": "Unsere Großmutter und unsere Mutter haben es geliebt, da stecken so viele Emotionen drin." Fast 40 Jahre lang verbrachte er mit seinen Geschwistern dort die Ferien.

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Die Birkenstock-Erben hielten das Anwesen über Jahrzehnte, ehe sie sich erst vor wenigen Jahren davon trennten. Bereits 2019 stand das Haus kurzzeitig für rund zwölf Millionen Euro zum Verkauf. Wie hoch der aktuelle Preis ist, erfahre man nur "auf Anfrage", so die Immobilienagentur Sotheby's. Experten schätzen den Preis auf 15 bis 18 Millionen Euro.