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O.J. Simpson (†76): Ein Handschuh entschied den "Jahrhundertprozess"


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O.J. Simpsons Akte
Ein Handschuh entschied den "Jahrhundertprozess"


Aktualisiert am 12.04.2024Lesedauer: 3 Min.
PEOPLE-OJ SIMPSON/Vergrößern des Bildes
15. Juni 1995: O.J. Simpson probiert im Gerichtssaal zwei Lederhandschuhe an. Sie galten als wichtiges Indiz. (Quelle: Sam Mircovich/reuters)
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Der verstorbene O.J. Simpson wurde lange nach seiner Footballkarriere weltberühmt – wegen eines Doppelmordprozesses. Eine Haftstrafe verbüßte er jedoch wegen anderer Taten.

Der ehemalige Footballspieler und Schauspieler O.J. Simpson erregte weltweit Aufsehen, als er 1994 wegen Doppelmordes vor Gericht stand. Zuvor waren seine Ex-Frau Nicole Brown Simpson und deren Bekannter Ron Goldman ermordet aufgefunden worden. Nun ist Simpson verstorben: Er erlag im Alter von 76 Jahren einer Krebserkrankung (mehr dazu lesen Sie hier).

Simpson wurde im Mordprozess freigesprochen. Doch wegen anderer Vergehen verbrachte er trotzdem mehrere Jahre im Gefängnis. Ein Überblick über seine Akte:

1989: Geldstrafe wegen Handgreiflichkeiten

Nach einem handgreiflichen Vorfall 1989 erstattete Nicole Brown Simpson Anzeige gegen den ehemaligen NFL-Star und Schauspieler ("Die nackte Kanone"). Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden vier Jahre verheiratet. Simpson stritt die Vorwürfe nicht ab, kam aber um eine Haftstrafe herum. Das Gericht verhängte lediglich Therapiestunden und eine geringe Geldstrafe.

"Nicole führte Buch über die vielen Vorfälle häuslicher Gewalt, sie hatte Fotos von ihren blauen Flecken und Verletzungen aufgehoben", sagte Rachael Penman 2019 bei einer Ausstellung zu dem Fall im "Alcatraz East Crime Museum" im US-Bundesstaat Tennessee. Mehrere Male rief Nicole während ihrer Ehe mit Simpson die Polizei. Nicoles Schwester Tanya Brown sagte der Nachrichtenagentur dpa 2019: "Ich höre noch die Angst in der Stimme meiner Schwester in ihrem Polizei-Notruf, als sie sagte, dass er sie heftig verprügele." 1992 ließen sich die beiden scheiden.

1994: Verdacht auf Doppelmord

Zwei Jahre später war Nicole Brown Simpson tot. In der Nacht des 12. Juni 1994 hatte ein Spaziergänger die mit vielen Messerstichen getöteten Opfer in Blutlachen vor Nicoles Haus in Brentwood in Los Angeles entdeckt. Die gemeinsamen Kinder des damals bereits geschiedenen Paares, Justin und Sydney, schliefen ahnungslos im Haus. Beide Opfer wurden mit mehreren Messerstichen ermordet – die 35-jährige Nicole Brown Simpson soll beinahe enthauptet worden sein. Goldman soll ein Zufallsopfer gewesen sein, weil er mit ihr zusammen unterwegs war.

Der Verdacht fiel auf den Ex-Mann. O.J. Simpson hatte kein Alibi, am Tatort, in seinem Haus und in seinem Auto wurden Blutspuren gefunden, die den Opfern zugeordnet werden konnten. Am 17. Juni sollte er sich nach einer Vereinbarung mit der Polizei wegen eines Haftbefehls freiwillig den Behörden stellen. Doch er tauchte unter und löste damit eine Großfahndung aus.

Diese gipfelte in einer Verfolgungsjagd, die rund 95 Millionen Menschen in den USA, aber auch im Ausland live im Fernsehen mitverfolgten. Ein Medienrummel besonderen Ausmaßes begann. Vor seiner Villa in Los Angeles ergab sich Simpson schließlich. Lesen Sie hier mehr zu der spektakulären Jagd. Der Angeklagte beteuerte jedoch immer seine Unschuld.

1995: Beginn des "Jahrhundertverfahrens"

Das rund acht Monate lange "Jahrhundertverfahren", das im Januar 1995 begann, wurde von TV-Kameras aus dem Gerichtssaal bis in die Wohnzimmer der Fernsehzuschauer übertragen. Marcia Clark führte die Ankläger an. Simpson engagierte eine Reihe von teils landesweit bekannten Staranwälten für seine Verteidigung, darunter Robert Kardashian – Vater der Realitystars Kourtney, Kim, Khloé und Rob Jr. Kardashian.

Der "Simpson-Hype" ging unvermindert weiter, bis die Geschworenenjury am 3. Oktober 1995 zur Überraschung vieler Rechtsexperten ihr Urteil verkündete: "Nicht schuldig!" Die Beweise in dem Indizienprozess reichten nicht aus. Unvergesslich ist die dramatische Prozessszene, als die Staatsanwaltschaft Simpson den am Tatort entdeckten Handschuh anprobieren ließ, der ihn des Mordes überführen sollte. Doch der "Täterhandschuh" erwies sich im Gerichtssaal als zu klein für Simpson.

Der Prozess gegen den Afroamerikaner fand vor dem Hintergrund einer aufgeheizten gesellschaftlichen Atmosphäre statt. Viele Schwarze sahen in ihm ein weiteres unschuldiges Opfer einer rassistisch motivierten Strafverfolgung – sie nahmen den Freispruch mit Jubel und Genugtuung auf. Viele Weiße hielten Simpson hingegen für schuldig und waren empört über den Freispruch.

2007: Bewaffneter Raub und Körperverletzung

Für die Hinterbliebenen der Opfer war es nur eine kleine Genugtuung, als Simpson 1997 in einem Zivilprozess schuldig gesprochen und zur Zahlung einer Millionenstrafe verurteilt wurde. Ihre Familie habe davon "keinen Penny" gesehen, sagte Tanya Brown 2019 der dpa. Jedwede Zahlung Simpsons floss an die Goldman-Familie und in einen Fonds für Nicoles Kinder.

Dass Simpson dann doch noch Jahre im Gefängnis verbrachte, hing nicht mit dem Mordfall zusammen. 2007 war er zusammen mit mehreren Komplizen in ein Hotelzimmer im Hotel-Casino Palace Station in Las Vegas eingedrungen und hatte zwei Sammler von Fan-Artikeln gezwungen, ihm persönliche Erinnerungsstücke auszuhändigen. Simpson wurde 2008 wegen bewaffneten Raubes und Körperverletzung zu maximal 33 Jahren Haft im US-Staat Nevada verurteilt. 2017 kam er auf Bewährung frei. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte O.J. Simpson in Las Vegas.

Verwendete Quellen
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