Studie zeigt Ausbreitung Italienische Mafia – Die Gewalt steckt an
Viele kennen sie nur von der Kinoleinwand: die Mafia. Dabei ist sie in Italien bittere Realität. Eine Studie hat die Gewalt in den Organisationen untersucht.
Camorra, Cosa Nostra oder 'Ndrangheta: Italien ist nicht nur für guten Wein bekannt, sondern auch für seine traditionell gewachsenen Strukturen der organisierten Kriminalität – der Mafia. Neben illegalen Mülldeals oder dubiosen Baufirmen steht ein großer Teil der Mafia auch immer wieder in Verbindung mit Gewalttaten.
Eine Studie hat sich mit den Auswirkungen beschäftigt, die diese Gewalt auf unbeteiligte Mafiamitglieder hat. Das Ergebnis zeigt: Die Gewalt breitet sich wie Krankheit aus.
Gewalt hat "anhaltenden und dauerhaften" Effekt auf Verhalten
Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Daten über die kriminelle Karriere von 9.819 Italienern untersucht, alle haben eines gemeinsam – sie wurden wegen organisierter Kriminalität verurteilt. Das Forscherteam um Cecilia Meneghini von der University of Exeter und Francesco Calderoni von der Università Cattolica del Sacro Cuore and Transcrime, zeigte, dass Gewalt im Umfeld der Menschen einen "anhaltenden und dauerhaften" Einfluss auf ihr Verhalten hat.
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„Die Dynamik der Gewalt breitet sich wie eine Ansteckung in der Mafia aus", so die Hauptautorin Meneghini über die Studie. Wer an einer gemeinschaftlichen Gewalttat beteiligt war, wird mit einer dreimal höheren wahrscheinlich wieder Gewalt verüben, als Einzeltäter. "Sie wissen vielleicht, dass es moralisch falsch ist, aber es ist einfacher zu rechtfertigen, wenn alle das Gleiche tun."
Gewalt auch in der Jugend ein Problem
Die Daten von über 178.427 rechtskräftigen Verurteilungen im Mafiakontext zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit eine Gewalttat zu begehen, auch durch das Alter der Personen beeinflusst wird. Je jünger die Probanden eine Gewalttat verübten, desto wahrscheinlicher waren weitere Gewalttaten. "Unsere Studie zeigt, dass gruppenbasierte Gewalttaten einen stärkeren Einfluss auf zukünftige Gewalt haben als Einzelgewalt", schreibt Calderoni.
Ein Beitritt zur Mafia habe außerdem Auswirkungen auf den sozialen Status der Menschen. "Mafiagruppen bieten ein günstiges soziales Umfeld für Co-Straftaten." Die Studie schließt mit einer konkreten Handlungsempfehlung. Wenn Gewalttaten präventiv verhindert werden sollen, dann müssen auch die Gruppendynamiken gestört werden, die diese begünstigen.
- link.springer.com: "Co-offending and the Persistence of Violence: A Dynamic Analysis" (englisch)
- eurekalert.org: "Violence is contagious among members of Italian mafia groups, study shows"