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Cosa Nostra: Wie brutal sizilianische Mafia von Matteo Messina Denaro ist


Blut, Säure, Geldwäsche
Die Mutter aller Mafias kennt keine Grenzen

Von t-online
Aktualisiert am 25.09.2023Lesedauer: 5 Min.
Marlon Brando als "Don" Vito Corleone in "Der Pate" 1972: Der Film machte Brando zur Legende – und die italienische Mafia.Vergrößern des Bildes
Marlon Brando als "Don" Vito Corleone in "Der Pate" 1972: Der Film machte Brando zur Legende – genauso wie die italienische Mafia. (Quelle: Imago/Allstars/Paramount PicturesAF Archive Mary Evans)
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Sie ist die Ur-Mafia, ihre Methoden sind blutige Legende. Wie arbeitet die Cosa Nostra – und wie mächtig ist sie in Deutschland?

"Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann!" Diesen Satz kennt fast jeder, Marlon Brando hat ihn als Mafia-Boss Vito Corleone im Film "Der Pate" berühmt gemacht. Angelehnt ist der Film an die Methoden der sizilianischen Mafia – allerdings sind die Figuren wie die Handlung rein fiktiv. Als "Ehrenmänner" stellt Regisseur Francis Ford Coppola die Mafiosi der Cosa Nostra dar und hat ihnen ein teils verklärendes Denkmal errichtet. Mit Ehre aber haben ihre Geschäfte nur wenig zu tun.

Wie also funktioniert sie, die italienische Ur-Mafia, die Cosa Nostra aus Sizilien? Welche Methoden wendet sie an, wie ist sie organisiert – und ist sie auch in Deutschland aktiv?

Was ist die Cosa Nostra?

Die Cosa Nostra ist so etwas wie die Ur-Mafia. Es gibt sie bereits seit dem 19. Jahrhundert. Damals setzten die Verwalter adliger Großgrundbesitzer lokale Banden ein, um ihre Grundstücke zu schützen und Zinsen von Bauern einzutreiben. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Cosa Nostra (übersetzt: Unsere Sache) zunächst zur Verbrecherorganisation mit Tausenden Mitgliedern in Sizilien und schließlich zu einem international agierenden Netzwerk.

Wer "Mafia" sagte, meinte lange allein die "Cosa Nostra". Im Dialekt, der rund um die Cosa-Nostra-Heimat Palermo gesprochen wird, hat "mafia" dabei eine positive Bedeutung und wird mit Schönheit, Mut, Tapferkeit assoziiert. Das entspricht dem Selbstverständnis der sizilianischen Mafiosi, die sich auch "Ehrenmänner" nennen.

Mit der Zeit entwickelten sich in anderen Teilen Italiens weitere Verbrecherorganisationen, die mit ähnlichen Methoden arbeiten, wie die Camorra und die 'Ndrangheta. Inzwischen wird der Begriff breit verwendet – zum Beispiel auch für kriminelle Organisationen aus anderen Ländern.

Mit welchen Methoden arbeitet die Cosa Nostra?

Schutzgeld, Erpressung und Entführungen waren lange Kerngeschäft der Cosa Nostra. Für Geschäftsleute auf Sizilien war es über Jahrzehnte der Standard, nicht nur Steuern an den Staat zu zahlen, sondern auch den sogenannten "Pizzo" an die Mafia zu entrichten. Ein einträgliches Geschäft. Wer nicht zahlte, erfuhr Gewalt.

Seit Langem aber hat sich das Geschäft der Cosa Nostra ausgeweitet. Drogen- und Waffenhandel, Prostitution, Wetten, Geschäfte mit Immobilien, Grundstücken und Krediten – was immer Geld bringt, die Cosa Nostra ist dabei. "Der moderne Mafioso ist nicht der mit der Pistole, sondern das sind IT-Spezialisten, Banker und Anwälte", erklärt Peter Voegeli, Italien-Experte des SRF.

Ab den 1980er-Jahren löste die Cosa Nostra mit ihren Methoden allerdings immer stärkeren Protest und politische Gegenreaktionen in Italien aus. So zum Beispiel Anfang der 90er-Jahre mit der Entführung des kleinen Giuseppe Di Matteo, der zwei Jahre lang unter unmenschlichen Umständen festgehalten wurde. Die Cosa Nostra wollte seinen Vater vor Gericht zum Schweigen bringen. Giuseppe überlebte nicht, er wurde keine 15 Jahre alt. Am Ende erdrosselten ihn die Mafiosi und lösten seinen Körper in Säure auf.

Ebenfalls Anfang der 90er-Jahre erschütterte eine blutige Anschlagsserie Italien. Im Mai 1992 wurde unter anderem der als Mafiajäger bekannte Jurist Giovanni Falcone durch eine Autobombe ermordet. Der 500 Kilogramm gewaltige Sprengsatz detonierte unter der Straße, als Falcone sein Auto in einer Kolonne gerade darüber steuerte.

Der Boden wurde aufgerissen, Falcone und seine Frau sowie drei Leibwächter starben. Das Attentat ging als "Blutbad von Capaci" in die italienische Geschichte ein und löste massive Proteste gegen die Methoden der Mafia aus. Wenige Wochen später wurde Falcones engster Vertrauter im Kampf gegen die Mafia, Paolo Borsellino, ebenfalls durch einen Sprengstoffanschlag getötet.

Die Attentate, mit denen die Mafia ihre Macht demonstrieren wollte, hatten allerdings einen anderen Effekt: Die Morde an Falcone und Borsellino rüttelten Italien wach, immer mehr Menschen protestierten gegen die Mafia und ihre Methoden, in der Schule gab es fortan Aufklärungsunterricht – und die Behörden schlugen eine wesentlich härtere Gangart gegen die Mafiosi ein.

Viele Italiener haben Familienmitglieder an die Mafia verloren oder wurden von ihr bedroht. So auch Sergio Mattarella, der seit 2015 Präsident Italiens ist. Sein Bruder Piersanti war Regionalpräsident von Sizilien und wurde 1980 von Mafiosi in seinem Auto erschossen. Sergio Mattarella half, seinen schwerverletzten Bruder aus diesem herauszuziehen – vor den Augen seiner Schwägerin und deren Kindern. Bei der Mafia handle es sich um "ein Krebsgeschwür", sagte Mattarella in einem Interview, das die Freiheit und die Chancen aller Menschen unterdrücke und einschränke.

Wie ist die Cosa Nostra organisiert?

Die Hierarchie in der Mafia ist streng, die Aufgaben sind klar verteilt. Werte und Methoden werden oft von klein auf weitergegeben. Auch von den Frauen und Müttern – obwohl sie selbst keine führende Rolle in der Cosa Nostra übernehmen dürfen.

Ähnlich einer Pyramide stehen auf der untersten Stufe viele Kleinkriminelle, die die Arbeit auf der Straße und die dreckigsten und gefährlichsten Jobs erledigen. Sie strukturieren sich – oft, aber nicht ausschließlich – nach familiärer Herkunft sowie Region in "Coscas", also Familien. Über allem thront die "Cupola", das oberste Gremium der Mafia, in dem die wichtigsten Köpfe Entscheidungen fällen und Streitigkeiten zwischen den Familien lösen.

Da Spitzel, Maulwürfe und Deals mit den Behörden der Cosa Nostra in den vergangenen Jahrzehnten stark geschadet haben, wurde die Geheimhaltung verschärft: Oft kennen Mitglieder nun nur noch ihren direkten Boss, wer in der "Cupola" sitzt, ist ihnen unbekannt.

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Ist die Cosa Nostra auch in Deutschland aktiv?

Sizilien ist zwar die Heimat und nach wie vor wichtigste Wirkungsstätte der Cosa Nostra, doch sie ist auch in anderen Ländern aktiv. In den USA machten die Mafia-Clans bereits im 19. Jahrhundert Geschäfte, schmuggelten während der Prohibition Alkohol in rauen Mengen, dominierten teils den Drogenhandel und lieferten sich Straßenschlachten mit anderen Gangs.

In Deutschland treiben Clans der Cosa Nostra verstärkt seit den 1970er-Jahren Geschäfte. Wichtige Geschäftszweige sind dabei der Drogenhandel, die Geldwäsche und Baugeschäfte. 2021 waren den Behörden laut Bundesregierung 770 mutmaßliche Mitglieder der italienischen Mafia bekannt, davon 109 aus der Cosa Nostra. Der Großteil gehört mit 505 Mitgliedern zur 'Ndrangheta.

Stark vertreten war und ist die Cosa Nostra noch heute im Raum um Stuttgart, Mannheim und München, im Ruhrgebiet und inzwischen auch in Thüringen und in Sachsen.

Wie mächtig ist die Cosa Nostra heute noch?

In den vergangenen Jahren hat die Cosa Nostra, vor allem aufgrund intensiver Verfolgung durch die Behörden, massiv an Macht eingebüßt. Ende Januar dieses Jahres wurde mit Matteo Messina Denaro einer der letzten großen Bosse der Cosa Nostra nach drei Jahrzehnten auf der Flucht gefasst.

Video | Meistgesuchter Mafiaboss Italiens festgenommen
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Quelle: reuters

Mancher Experte sieht die Cosa Nostra am Ende, die 'Ndrangheta gilt als brutaler und erfolgreicher. Diese Einschätzung aber ist umstritten – und nicht nur Italien kämpft weiter einen blutigen Kampf gegen die Mafia insgesamt.

"Diese Schlacht geht an uns", sagte Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nach Denaros Verhaftung, "aber wir haben noch nicht den Krieg gewonnen. Wir haben die Mafia noch nicht bezwungen". Der berüchtigte Mafiaboss ist inzwischen verstorben, wie Sie hier lesen.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Die brutale Macht der Mafia"
  • faz.net: "770 mutmaßliche Mafiamitglieder in Deutschland"
  • tagesschau.de: "Mafia-Paradies Deutschland?"
  • faz.net: "Der Präsident und sein ermordeter Bruder"
  • cnn.com: "Italian President: The Mafia murdered my brother" (englisch)
  • deutschlandfunk.de: "Falcone und die Folgen"
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