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Dublin: Messerattacke auf Kinder löst rechtsextreme Unruhen aus


Nach Messerattacke auf Kinder
Dublin erlebt die schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren

Von dpa, afp, mam, aj

Aktualisiert am 24.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Polizeiautos brennen, Geschäfte werden geplündert: In Dublin gibt es schwere Ausschreitungen. (Quelle: t-online)

Ein Angreifer verletzte in Dublin mehrere Kinder durch Messerstiche. Der Vorfall ruft rechtsextreme Randalierer auf den Plan.

In Irland wird nach einer Messerattacke auf mehrere Kinder und eine Frau in Dublin über das Motiv des Angreifers gerätselt. Infolge der Tat, die sich nach Medienberichten vor einem Kindergarten abspielte, kam es in der Nacht zum Freitag zu schweren Ausschreitungen in der Hauptstadt.

Es seien die schwersten Krawalle in der irischen Hauptstadt seit Jahren gewesen, berichteten Medien. Die Sicherheitsbehörden machten rechtsextreme Unruhestifter verantwortlich. Zuvor war auf Social Media über die Nationalität des mutmaßlichen Täters spekuliert worden, zu der die Polizei selbst keine Angaben machte.

Tat und Motiv

Die Tat hatte sich am Donnerstagnachmittag im Zentrum von Dublin ereignet. Der etwa 50 Jahre alte Mann hatte vor allem Kinder attackiert und mit einem Messer auf seine Opfer eingestochen. Ein fünfjähriges Mädchen und eine Frau im Alter zwischen 30 und 40 Jahren wurden Berichten zufolge mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Ein fünf Jahre alter Junge und ein sechsjähriges Mädchen erlitten demnach leichtere Verletzungen. Bei der verletzten Frau soll es sich um eine Betreuerin der Kinder handeln.

Der Verdächtige sei kurz nach der Tat von Passanten überwältigt und entwaffnet worden, berichteten Medien. Er sei noch vor Ort festgenommen und mit ernsten Verletzungen im Krankenhaus behandelt worden. Nach weiteren Verdächtigen wurde zunächst nicht gesucht.

Das Motiv für den Messerangriff sei noch unklar, betonte Irlands Polizeichef Drew Harris vor Journalisten. Nichts könne ausgeschlossen werden. Zuvor hatten Aussagen eines Polizeisprechers den Eindruck erweckt, ein terroristischer Hintergrund sei unwahrscheinlich.

Krawalle: Polizisten angegriffen

Am Abend kam es dann zu den schweren Ausschreitungen in der Innenstadt von Dublin, bei denen laut dem irischen Rundfunksender RTÉ mehrere Busse und ein Polizeiauto angezündet wurden. In sozialen Medien war zu sehen, wie sich Randalierer Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Berichten zufolge wurden Beamte mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen, Geschäfte geplündert und Schaufenster eingeschlagen. Auch eine Straßenbahn soll beschädigt worden sein. Während der Ausschreitungen seien zudem ausländerfeindliche Parolen gerufen worden. Um das Parlamentsgebäude wurden vorsichtshalber Polizeiabsperrungen errichtet.

Laut einem Reporter des britischen Nachrichtensenders Sky News sollen Hunderte, teils vermummte Menschen an den Krawallen beteiligt gewesen sein. Einer der Protestteilnehmer sagte der Nachrichtenagentur AFP, das "irische Volk" werde von "diesem Abschaum" angegriffen. Andere wetterten gegen "Mainstream-Medien".

Zur Eskalation der Lage trug offenbar auch die Stimmungsmache in sozialen Medien bei. Harris warnte vor der Verbreitung von "Desinformation" und machte eine "völlig irre Gruppierung" für die Gewalt verantwortlich. Diese werde von einer "Rechtsaußen-Ideologie angetrieben". "Wir ziehen Verstärkung heran, um das zu bewältigen", sagte er. Gerüchte, wonach die Armee zu Hilfe gekommen sei, wurden von den Streitkräften dementiert.

Die irische Justizministerin Helen McEntee sprach ebenfalls von "Schlägern, Kriminellen, die diesen entsetzlichen Angriff nutzen, um Spaltung zu säen und Chaos anzurichten". Das werde nicht toleriert.

Der öffentliche Nahverkehr in Dublin kam nach RTÉ-Angaben teilweise zum Erliegen. Busse seien umgeleitet worden. Gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 Uhr MEZ) teilte die Polizei mit, auf den Straßen der Innenstadt sei weitgehend Ruhe eingekehrt.

Reaktionen

Regierungschef Leo Varadkar hatte sich schockiert gezeigt über den Messerangriff. Er dankte den Rettungskräften, die schnell am Tatort gewesen seien.

EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf der Plattform X, er sei "entsetzt über den schrecklichen Angriff in Dublin". Varadkar könne in dieser schwierigen Zeit auf die volle Solidarität der EU zählen. Die Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola, teilte mit, dass sie an alle Verletzten und deren Familien denke.

Unzufriedenheit in der Bevölkerung

Der Messerangriff ereignete sich in einer ohnehin aufgeheizten Stimmung in Irland. In dem EU-Land herrscht chronische Wohnungsnot, nach Regierungsschätzungen fehlen Hunderttausende Wohnungen.

Die verbreitete Unzufriedenheit in der Bevölkerung führt zu Ressentiments gegen Flüchtlinge und Asylsuchende. Rechtsextreme Politiker heizen diese Stimmung weiter an, in Onlinenetzwerken kursieren einwanderungsfeindliche Parolen wie "Irland ist voll".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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