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So gefährlich sind die Rocker der Bandidos | Rivalen der Hells Angels


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Hochrangiger Rocker äußert sich
Bandidos: Gibt es noch den "Krieg" mit den Hells Angels?


Aktualisiert am 15.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Bandidos-RockerVergrößern des Bildes
"Bandidos Germany" steht auf Westen, die Mitglieder des Motorradclubs "Bandidos" tragen. (Quelle: Marius Becker/dpa/Bildarchiv/dpa)
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Sie gelten neben den Hells Angels als größter und gefährlichster Rockerclub Deutschlands. Doch wer genau sind die Bandidos? Und wie sieht es derzeit im "Rockerkrieg" aus? Wir haben mit einem hochrangigen Bandido gesprochen.

Es gab Zeiten, da schossen die Hells Angels und die Bandidos aufeinander. Zahlreiche Rocker starben auf den Straßen. Es ging um die Vorherrschaft bei Drogendeals, um die Hoheit im Rotlichtmilieu und Revierkämpfe. Zwischen den verfeindeten Gruppierungen tobte der sogenannte "Rockerkrieg". Vor einigen Jahren kehrte aber wieder eine gewisse Ruhe ein – möglicherweise eine trügerische Ruhe. Auf jeden Fall lohnt sich ein Blick auf die Strukturen des größten Rivalen der Hells Angels, den Bandidos MC.

t-online konnte mit einem hochrangigen Mitglied der Bandidos sprechen. Er sagt, beim Rockerkrieg hätte es "weniger Gesetzesübertretungen gegeben als an einem Wochenende auf dem Oktoberfest". Die Ermittlungsbehörden sehen das ein wenig anders und zählen die Bandidos zu den OMCG, den "Outlaw Motorcycle Gangs", und rechnen sie der Organisierten Kriminalität zu.

Die Gründung

Gegründet hat sich die Gruppierung laut Bundeskriminalamt 1966 in den USA, genauer in Houston, Texas. Donald Eugene Chambers hatte das erste Chapter eröffnet, so heißen die Ortsclubs der Bandidos. Benannt sind sie nach den mexikanischen Banditen, die mit ihrer regellosen Lebensweise als Vorbild für den Rockerclub dienen. Nach Deutschland kamen sie demnach 1999, als zwei vormals anders benannte Rockerclubs den Namen der Bandidos annahmen. Derzeit wird die Zahl der weltweit agierenden Bandidos auf gut 5.000 geschätzt.

Die Organisation

Ähnlich wie bei den Hells Angels sind die Bandidos streng hierarchisch, fast schon militärisch organisiert. Jeder Ortsverein hat einen "President", der für die Geschicke des jeweiligen Chapters verantwortlich ist. Ermittler gehen davon aus, dass die Mitglieder keine Entscheidung ohne sein Einverständnis fällen. Darunter folgen der "Vice President", der "Sergeant at arms", der den "President" bei der Kontrolle der Struktur unterstützt. Außerdem gibt es einen "Secretary", einen "Treasurer", also einen Schatzmeister, und einen "Roadcaptain", der bei Ausfahrten die Gruppe anführt.

Um Mitglied zu werden, müssen sich Anwärter meist mehrere Jahre als treue Begleiter bewähren. So wird man vom Mitglied einer Supporter-Gruppe zunächst zum "Hangaround", dann zum "Prospect" und erst danach zum "Member", also Mitglied.

Die Kutten

Das Erkennungszeichen der Bandidos sind die Kutten. Auf der Rückseite ist der mexikanische Bandit zusammen mit dem Ort des Chapters zu sehen, die Vorderseite ist mit sogenannten "Patches" geschmückt. Diese Patches zeigen, welche Rolle derjenige innerhalb der Gruppe hat, also "President", "Secretary" oder "Sergeant at arms". Doch es gibt noch weitere Details, die man an den Patches ablesen kann.

Zum Beispiel, wie gewalttätig ein Bandido ist. Prangt auf seiner Brust der Patch mit dem Schriftzug "Expect no mercy", dann gehen Ermittler davon aus, dass dieser Bandido schon jemand anderen getötet oder schwer verletzt hat.

Die Chapter in Deutschland

In Deutschland sind die Bandidos weit verbreitet. Neben den Hells Angels gelten sie als größter Rockerclub Deutschlands. Nach eigenen Angaben haben sie 73 unterschiedliche Chapters, plus weitere ortsunabhängige Organisationen. Gut die Hälfte dieser Chapter ist mittlerweile verboten. Das erste Chapter, das weltweit verboten wurde, befand sich im hohen Norden Deutschlands, in Neumünster.

t-online konnte mit einem Mitglied der damals verbotenen Gruppierung sprechen, der heute noch hochrangiges Mitglied der Organisation ist. Er sagt, dass mit der Gründung des nördlichen Chapters in Neumünster eine "Monokultur" beendet wurde, und meint damit die Bandidos als Gegengewicht zu den Hells Angels. "Das hat auch bei der Landespolizei nicht jedem gefallen", sagt er im Gespräch. Ab 2008 tobte nämlich nicht nur auf den Straßen Schleswig-Holsteins ein Rockerkrieg, der bundesweit Schlagzeilen machte.

Die Polizei im nördlichsten Bundesland war lange Zeit überfordert mit der blutigen Auseinandersetzung und machte schwere Fehler. So wurde später in einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss bekannt, dass die Polizei nach eigenen Angaben einen V-Mann, also eine Vertrauensperson, in der Führungsriege der Bandidos Neumünster hatte. Das ist höchst problematisch, weil so Straftaten wissentlich unter den Augen der Polizei stattgefunden haben könnten. Dieser V-Mann-Skandal hätte bei der Polizei "erheblichen Flurschaden angerichtet" und die Auseinandersetzung auf den Straßen noch einmal angeheizt, sagt der hochrangige Bandido t-online. Auch wenn er in der Auseinandersetzung keinen Krieg sieht. Dieser sei "herbeigeredet".

1 Prozent!

Die Bandidos bezeichnen sich auch als einen Club von "1 Prozentern" und tragen gerne einen passenden Patch an der Kutte. Das geht zurück auf die "American Motorcyclist Association", die nach Ausschreitungen bei einem Bikertreffen in den USA gesagt hatte, dass 99 Prozent der Motorradclubs rechtschaffen seien. Die "1 Prozenter" sind also die Motorradclubs, die sich selbst als Gesetzlose bezeichnen.

Ist der Krieg vorbei?

Da es mittlerweile ein Gesetz gibt, das das Kuttentragen unter Strafe stellt, zeigen sich immer weniger Rocker öffentlich. Die Organisation und der Zusammenhalt sind natürlich nach wie vor da. Und so werden auch immer wieder Straftaten den Bandidos zugeordnet. Gerade in Nordrhein-Westfalen gab es weitere Schießereien. Zuletzt Mitte 2022 in Duisburg, wo Mitglieder der Bandidos sich mit Mitgliedern eines Clans angelegt hatten. Die Staatsanwaltschaft ermittelte dort gegen 49 Verdächtige, drei von ihnen sollen insgesamt 28 Schüsse abgeben haben. Also auch wenn sie nicht mehr so sichtbar sind: Die Bandidos sind nach wie vor im Fokus der Ermittler.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit hochrangigen Bandido-Mitglied
  • Webseite der Bandidos in Europa
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