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Gesunkene Yacht: Hätte der "Bayesian"-Kapitän den Tornado kommen sehen müssen?


Untergang der "Bayesian"
"Das hätte man kommen sehen müssen"


Aktualisiert am 22.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Innerhalb von Sekunden ist von der 56 Meter langen Jacht nichts mehr zu sehen (Quelle: t-online)

Vor der Küste Siziliens sinkt die Superjacht "Bayesian" in einem Unwetter. Traf das Gewitter Kapitän und Besatzung unverhofft?

In der Nacht zu Montag kommt es vor der Küste von Porticello (Italien) zu einem folgenschweren Unglück. Die Superjacht "Bayesian" kentert in einem heftigen Unwetter rund 700 Meter vom Ufer entfernt. Von den 22 Menschen an Bord können nur 15 lebend gerettet werden, die anderen gelten als vermisst – ein Mann wird tot geborgen.

Eine Frau namens Charlotte, die sich an Bord befunden haben soll, berichtet der italienischen Nachrichtenagentur Ansa, dass sie von dem Unwetter und dem Untergang des Schiffs unvermittelt aus dem Schlaf gerissen worden sei. Auch der Kapitän der "Bayesian", James Catfield, zeigt sich nach der Rettung von dem Unwetter überrascht. "Wir haben es nicht kommen sehen", sagte er der italienischen Zeitung "La Repubblica".

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Für Georg Haas, Meteorologe und Unwetter-Experte bei wetter.com unvorstellbar: "Das hätte man kommen sehen müssen". Allerdings gibt Haas zu bedenken: "Die Gewitter im Mittelmeerraum haben aktuell ein neues Ausmaß angenommen."

Das liegt an den äußerst hohen Wassertemperaturen. Aus warmem Wasser kann ein Vielfaches mehr an Feuchtigkeit an die Umgebung abgegeben werden, was wiederum zu heftigeren Gewittern mit mehr Niederschlag führt. "Das Mittelmeer ist so heiß wie noch nie – das ist bombengefährlich." Die Erhitzung birgt nicht nur im Mittelmeer Gefahren, weltweit steigt auf den Meeren die Wahrscheinlichkeit von Extremwettereignissen, wie Meeresexperte Till Seidensticker t-online erklärt. "Die Extremtemperaturen sind auch der Auslöser für Hurrikans."

Vorboten übersehen?

Wie das Unwetter vor der Küste Siziliens übersehen werden konnte, wirft weitere Fragen auf. So stellt der Meteorologe Jörg Kachelmann auf der Plattform X die Frage, ob nicht spätestens die kleineren Gewitter in der Region eine Vorwarnung für Kapitän und Crew hätten sein müssen.

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Fakt ist, dass es in dem Bereich rund um die Küste von Porticello bereits in der ersten Hälfte der Nacht Gewitter gegeben hatte, wie Haas auf Nachfrage bestätigte. Das Unwetter, in dem das Segelschiff schließlich kenterte, ereignete sich gegen 4 Uhr. Unwetter würden sich gerade über dem Mittelmeer durch ein hohes Aufkommen von Blitzen auszeichnen: "Das flackert wie ein Feuerwerk", so Haas.

Für Laien sei es, anders als für erfahrene Seeleute, im Sommer am Mittelmeer normal, Gewitter erst mal nicht zu erwarten. "Da hat man wochenlang gutes Wetter und dann kracht es auf einmal." Ob der Kapitän die Wettervorhersagen zuvor abgerufen hatte oder ob es dabei etwa technische Probleme gab, ist bisher noch vollkommen unklar. "In jedem Fall ist es ein absehbar großes Risiko, mit einem Boot in einer solchen Wetterlage unterwegs zu sein", stellt Haas fest.

Laut italienischen Medien soll eine sogenannte Wasserhose, also ein Tornado auf dem Wasser, für die Katastrophe verantwortlich sein. Ob das Boot wirklich von einem Tornado getroffen wurde, kann man laut Haas bisher nicht sagen – dafür gebe es noch zu wenige Daten. Dass eine der seltenen Wasserhosen genau das Boot trifft, erscheine allerdings wenig wahrscheinlich. "Das wäre wie ein Sechser im Negativ-Lotto. Bei einer solchen Wetterlage allerdings durchaus denkbar." Was genau am frühen Montagmorgen vor der Küste Siziliens geschah, müssen die weiteren Ermittlungen der Polizei ergeben.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an die italienische Wetter-Behörde
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Ansa
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