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Dresden: Teile der Carolabrücke in die Elbe gestürzt


Brückeneinsturz in Dresden
Experte äußert Vermutung zu Einsturzursache

Von t-online, mpr, ams, mgr, mtt

Aktualisiert am 11.09.2024Lesedauer: 4 Min.
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Schaulustige begutachten die eingestürzte Brücke in Dresden (Quelle: reuters)
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Die Carolabrücke in Dresden ist in der Nacht teilweise eingestürzt. Eine Sanierung stand kurz bevor.

Ein Teil der Carolabrücke in Dresden ist in der Nacht gegen 3 Uhr teilweise in die Elbe gestürzt. Der Boden habe gewackelt, sagten Polizisten, die zu diesem Zeitpunkt 50 Meter entfernt an der jüdischen Synagoge standen, um das Gebäude zu schützen.

Der Einsturz betreffe den Fußgänger- und Radweg sowie die Straßenbahngleise, teilte ein Sprecher des Lagezentrums am Morgen mit. Auf einer Pressekonferenz erklärte ein Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), dass die letzte Bahn um 2.50 Uhr die Brücke passierte.

Nach Angaben der Feuerwehr Dresden geht es um eine Länge von 100 Metern. Es kam zu einem starken Heißwasseraustritt aus dem Brückenkopf der Altstädter Seite, weil zwei Fernwärmeleitungen beschädigt wurden. Hier finden Sie den Liveblog unserer Lokalredaktion zu den aktuellen Entwicklungen in Dresden.

Die Feuerwehr geht weiter von einer akuten Einsturzgefahr aus. "Wir rechnen damit, dass weitere Teile der Brücke einstürzen könnten", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Er rief die Menschen auf, der Brücke möglichst fernzubleiben. Es bestehe auf der Brücke und an der Brücke Lebensgefahr, hieß es. Derzeit sei eine Drohnenstaffel im Einsatz, um das Ausmaß der Schäden zu erkunden.

Angst vor Hochwasser – und der nächsten Katastrophe

Ein Anwohner aus dem Dresdner Umland sagte t-online: "Für Dresden ist das eine Katastrophe, gerade mit Blick auf das Hochwasser, was uns die nächsten Tage droht."

Auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) verwies auf das drohende Hochwasser: Sicherungsarbeiten am Unglücksort hätten jetzt oberste Priorität. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte am Nachmittag bei einer Pressekonferenz, es sei "selbstverständlich ein Problem", wenn der Pegel steige. Es sei ein Alarmsystem mit mehreren Messpunkten eingerichtet, das Alarm schlage, wenn sich etwas an der Brücke bewege.

Der Brückenbauexperte Steffen Marx vom Institut für Massivbau an der TU Dresden hob unterdessen hervor, dass es nun wichtig sei, den Abflussquerschnitt für die Elbe wiederherzustellen, um "nicht mit dieser Katastrophe die nächste Katastrophe zu verursachen".

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Der Abteilungsleiter Brücken und Ingenieurbauwerke der Stadt Dresden, Holger Kalbe, vermutet als Einsturzursache Korrosion durch Chloride, so die "Dresdner Neuesten Nachrichten". "Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt", sagte Kalbe. An der Stelle, wo das Brückenteil in der Nacht einbrach, habe ein Mast der Verkehrsbetriebe gestanden. Es sei denkbar, "dass an der Stelle massiv die Chloride eingedrungen sind und dort im Inneren der Brücke zu einer Korrosion der Bewehrung geführt haben", sagte Kalbe.

"Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, war nicht vorhersehbar. Man steckt in so einem Bauwerk halt nicht drin", so Kalbe. Nun gelte es, eine Gefahr für die beiden anderen Brückenteile auszuschließen. Dafür werde eine Zustandsanalyse durchgeführt.

Kretschmer: "Es ist glimpflich abgegangen"

"Glauben Sie mir, das ist ein Morgen, den wollen Sie nie erleben", sagte der Verantwortliche für die Sicherheit aller Brücken in Dresden, als er am Vormittag vor die Presse trat. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Hilbert reagierten erleichtert, dass niemand verletzt wurde. "Es ist glimpflich abgegangen", sagte Kretschmer.

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Die Fernwärmeversorgung in der sächsischen Hauptstadt ist nach dem Teileinsturz vorübergehend ausgefallen. Der Ausfall könne noch den gesamten Tag über andauern, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Betreiber arbeite "mit Hochdruck" daran, das Problem zu lösen.

Später wurde Entwarnung gegeben. Die Altstadt werde inzwischen wieder komplett mit Fernwärme versorgt, sagte Nora Weinhold, Sprecherin des Versorgungsunternehmens Sachsenenergie. Außerdem werde die Leitung an der Marienbrücke nun wieder geöffnet, sodass die Versorgung der Neustädter Elbseite nun auch wieder gewährleistet sei. "Wir gehen davon aus, dass die Stadt innerhalb der nächsten Stunden wieder komplett versorgt wird."

Die Polizei geht bislang von einem Unglück aus. Hinweise auf Fremdeinwirkung gebe es bisher nicht, sagte ein Sprecher. Polizisten seien mit die Ersten vor Ort gewesen, als Teile Brücke mitten in der Nacht in die Elbe stürzten. Die Beamten seien in der Nähe als Objektschützer im Einsatz gewesen und hätten zunächst den Lärm der einstürzenden Brückenteile vernommen, so der Sprecher.

Video | Hier stürzt die Brücke in sich zusammen
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Quelle: t-online

Brücke sollte kommendes Jahr saniert werden

Die Stadt Dresden schreibt auf ihrer Internetseite, dass der westliche Brückenzug des Bauwerks im nächsten Jahr saniert werden sollte. Die anderen Teile der Brücke waren erst im März 2024 nach einer monatelangen Sanierung für den Verkehr freigegeben worden. Man habe sich seit Jahren mit dem Zustand der Brücke auseinandergesetzt, sagt Holger Kalbe.

Die Sanierung des mittleren Brückenzuges wurde mit dem Einbau der Geländer Anfang Juni 2024 vollständig abgeschlossen. Die Baukosten betrugen rund 4,1 Millionen Euro. Am dritten Brückenzug, dem östlichen, wurde die Sanierung bereits im Juni 2021 fertiggestellt.

Feuerwehr erwartet Verkehrschaos

Von den Dresdner Verkehrsbetrieben hieß es, eine Straßenbahn habe sich nicht auf der Brücke befunden. Daher seien keine Fahrgäste oder Fahrzeuge zu Schaden gekommen. Die Linien 3, 7 und 8 werden umgeleitet, wie die Dresdner Verkehrsbetriebe DVB am Mittwochmorgen mitteilten. Auf der Brücke seien an Wochentagen die Linien 3 und 7 stündlich auch nachts unterwegs.

Nach Angaben der Feuerwehr fällt durch den Teileinsturz eine wichtige Verkehrsader weg. Umleitungen seien zwar eingerichtet, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer müssten sich zunächst aber auf ein Chaos im Berufsverkehr einstellen. Neben der Brücke sind auch umliegende Straßen und Wege, die unter der Brücke hindurchführen, gesperrt. Auch Schiffe dürfen nicht fahren.

Die gut 30 Meter breite heutige Carolabrücke, benannt nach der Ehefrau des sächsischen Königs Albert, Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, wurde im Jahr 1971 fertiggestellt. Über sie verlaufen vierspurig die Bundesstraße 170 und baulich getrennt Straßenbahnschienen. Im Fluss wird sie von einem Pfeiler gestützt.

Verwendete Quellen
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