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Stärke 7,4: Erdbeben lies kurzzeitig Druck in Atomruine in Fukushima fallen


Stärke 7,4
Erdbeben lies kurzzeitig Druck in Atomruine in Fukushima fallen

Von dpa, rtr, t-online
Aktualisiert am 17.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Aufräumarbeiten in Fukushima: Der Stromausfall in der Region wurde mittlerweile wieder behoben.Vergrößern des Bildes
Aufräumarbeiten in Fukushima: Der Stromausfall in der Region wurde mittlerweile wieder behoben. (Quelle: Kyodo News/dpa-bilder)
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In der japanischen Präfektur Fukushima ist es am Mittwochabend zu einem Erdbeben gekommen. In der Atomruine des Super-GAUs von 2011 gab es einen Zwischenfall.

Nach dem Erdbeben vor der japanischen Küste soll der Druck in der Atomruine Fukushima kurzzeitig abgenommen haben. Im Reaktorblock 1, wo sich infolge der Kernschmelze vor elf Jahren noch geschmolzener Brennstoff befindet, sei der Druck im Sicherheitsbehälter unmittelbar nach dem Erdbeben angestiegen und dann bis unter den Stand von vor dem Erdbeben gefallen, meldete der Nachrichtensender NHK.

Da die Überprüfung des Vorfalls Zeit benötige, sei der für Donnerstag geplante Einsatz eines weiteren Roboters zum Aufspüren des vor elf Jahren geschmolzenen Brennstoffs in dem Reaktor verschoben worden, hieß es. Der Reaktorblock 1 ist einer von drei Reaktorblöcken, die bei der Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011 zerstört worden waren. Die Messstationen auf dem Gelände zeigten aber keine erhöhten Strahlenwerte an, hieß es unter Berufung auf Tepco.

Stromausfall wieder behoben

Bei dem starken Erdbeben sind laut NHK mindestens vier Menschen ums Leben gekommen und fast 200 weitere verletzt worden. Eine zunächst ausgegebene Tsunami-Warnung wurde indes aufgehoben. Auch der zwischenzeitliche Stromausfall in Millionen Haushalten wurde nach Angaben des Betreibers Tepco wieder behoben.

In der Atomruine in Fukushima war infolge des Bebens in der Nacht zum Donnerstag Feueralarm ausgelöst worden. Einen Brand habe es aber nicht gegeben, versicherte die Atomaufsichtsbehörde. Ein ausgefallenes Kühlsystem in einem Abklingbecken für gebrauchte Brennstäbe des zweiten Atomkraftwerks Fukushima Daini zwölf Kilometer südlich der Atomruine konnte wieder aktiviert werden.

Bilder von schweren Schäden an Häusern

Die schweren Erschütterungen hatten viele Menschen im Nordosten sowie weiteren Regionen des Inselreiches einschließlich Tokios aus dem Schlaf gerissen. Im Ort Soma in der Präfektur Fukushima kam ein Mann in seinen 60ern ums Leben, wie örtliche Medien berichteten. Auch in der Nachbarprovinz Miyagi starben zwei ältere Männer, als sie infolge des lang andauernden Bebens ohnmächtig wurden und stürzten.

Der japanische Fernsehsender NHK zeigte am Donnerstag Bilder von teils schwer beschädigten Häusern, Schreinen und aufgerissenen Straßen. In Geschäften fielen die Waren aus den Regalen, auch in Wohnhäusern und Büros stürzten Einrichtungen um. "Ich habe zwei starke Erschütterungen gespürt und sah, wie geparkte Autos auf und ab hüpften, weil der Boden bebte", sagte ein Wachmann im Rathaus von Soma der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo.

Aus dem Küstenort wurden viele Verletzte gemeldet. Auch in weit entfernten Regionen des Landes wie der Tokioter Nachbarpräfektur Kanagawa sowie in den Präfekturen Ibaraki, Akita und Yamagata im Norden gab es Verletzte.

Zug entgleist

Durch das Beben entgleiste auch ein Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug – die rund 100 Passagiere an Bord des Shinkansen blieben laut Medienberichten jedoch unverletzt. Am Donnerstag war zunächst nicht abzusehen, wie lange die Instandsetzungsarbeiten an der Bahnstrecke dauern würden.

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Die starken und ungewöhnlich lang andauernden Erschütterungen waren auch in anderen Teilen des Inselreiches zu spüren, darunter in der 250 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio. In mehr als 2,2 Millionen Haushalten des Landes fiel zwischenzeitlich der Strom aus, allein in Tokio waren rund 700.000 betroffen.

Erinnerung an Atomkatastrophe werden wach

Das lang anhaltende Beben ereignete sich kurz vor Mitternacht (Ortszeit), fast auf den Tag elf Jahre, nachdem die Region im Nordosten des asiatischen Inselreiches von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 9 und einem dadurch ausgelösten gewaltigen Tsunami verwüstet worden war. Städte, Dörfer und riesige Anbauflächen versanken an jenem 11. März 2011 in den Wasser- und Schlammmassen.

Rund 20.000 Menschen riss die Flut damals in den Tod. In Fukushima kam es in der Folge im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einem Super-GAU. Er wurde in aller Welt zum Sinnbild der "3/11" genannten Dreifach-Katastrophe – auch wenn keiner der Todesfälle auf die Strahlung zurückgeführt wird.

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Seismologe: "Für japanische Verhältnisse mittelgroß"

"Für japanische Verhältnisse ist es mittelgroß", sagte der Seismologe Marco Bohnhoff über das Beben am Mittwoch. Zwar sei es schwächer gewesen als das von 2011 mit einer Magnitude von über 9. Es werde aber erhebliche Erschütterungen verursacht haben: Er erwarte Erschütterungen von 8 bis 9 auf einer Skala von 1 bis 12, erklärte der Wissenschaftler.

Es sei kein unerwartetes Ereignis, betonte Bohnhoff. Die pazifische-ozeanische Erdplatte schiebe sich unter Japan, dieser Prozess werde aufgehalten, wenn sich die Platten verhakten. Dann sammele sich im Laufe von Jahren bis zu Jahrhunderten Energie, die sich schlagartig entlade. Es sei nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich, dass jetzt unmittelbar noch ein größeres Beben folge.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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