Eurofighter-Absturz Was wir bisher wissen – und wie es nach dem Unglück weitergeht
Nach dem Zusammenstoß zweier Kampfjets über der Mecklenburgischen Seenplatte geht die Suche nach der Unglücksursache weiter. Ein Überblick.
Am Montagnachmittag sind in Mecklenburg-Vorpommern zwei Kampfjets der Bundeswehr bei einem Manöver zusammengestoßen und abgestürzt. Ein Eurofighter-Pilot konnte sich mit seinem Schleudersitz retten, der andere Soldat starb, als er seinen Kampfjet verlassen wollte. Was bislang über das Unglück bekannt ist.
Was wir bisher wissen
Das Unglück in Nossentin gilt als das schwerste Unglück der Bundeswehr in Deutschland seit Jahren. Das Manöver startete am Nachmittag gegen 14 Uhr vom Regional-Flughafen Rostock-Laage. Drei Bundeswehr-Jets vom Typ Europfighter führten Luftkampfübungen durch. Zwei der Kampfjets stießen über der Mecklenburgischen Seenplatte zusammen und stürzten mehrere Kilometer voneinander entfernt ab.
Beiden Piloten gelang es zwar noch, die Schleudersitze zu aktivieren. Doch ein Pilot wurde dabei getötet. Der zweite überlebte das Unglück. Er wurde in einem Baum gefunden und verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Er befindet sich in gesundheitlich stabiler Lage in einem Rostocker Krankenhaus. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, sagte ein Presseoffizier des Geschwaders.
Laut Informationen der dpa handelt es sich um einen der erfahrensten Fluglehrer der Luftwaffe. Er soll bereits mehr als 3.500 Flugstunden absolviert haben, sagte ein Sprecher der Bundeswehr. Der zweite Pilot sei ein jüngerer Offizier, hieß es. Schlüsse zum Hergang der Unglücks könnten daraus aber nicht gezogen werden. Zivile Opfer hatte es bei dem Unglück nicht gegeben. Das dritte an der Übung beteiligte Kampfflugzeug war nicht in die Kollision verwickelt, sagte ein Sprecher der Luftwaffe. Die eingesetzten Eurofighter seien nicht bewaffnet gewesen.
Die Maschinen gehörten zum Luftwaffengeschwader 73 "Steinhoff", das in Laage bei Rostock stationiert ist. Dessen Hauptaufgabe ist die Ausbildung der deutschen Eurofighter-Piloten. Trainingsflüge führen den Angaben zufolge regelmäßig ins Gebiet der Seenplatte.
Am Morgen war ein Wrackteil in unmittelbarer Nähe eines Kindergartens gefunden worden. Ein Mitarbeiter der Gemeinde Nossentiner Hütte entdeckte das etwa einen halben Meter lange Bauteil auf einem benachbarten Sportplatz, nach Angaben der Kindergartenleiterin etwa 40 Meter entfernt von den Spielgeräten. "Wir können von Glück reden, dass wir so davon gekommen sind", sagte sie. Einige der Kinder hätten den Absturz eines der beiden Kampfjets am Montag vom Fenster aus beobachtet. Bundeswehrangehörige bargen das zerbeulte Wrackteil, äußerten sich aber nicht zu dessen Funktion.
Wie es jetzt weitergeht
Am Montagabend ist der General Flugsicherheit der Bundeswehr in Nossentin eingetroffen und hat die Leitung der Flugunfalluntersuchung übernommen. Er hat die Absturzstellen überflogen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. "Jetzt geht es darum, den ganzen Vorgang lückenlos aufzuklären, um eine Erklärung für den Unfallhergang zu finden", sagte der Luftwaffen-Sprecher. Der General Flugsicherheit ist eine Position mit eigener Abteilung im Luftfahrtamt der Bundeswehr. Amtsinhaber ist Brigadegeneral Peter Klement.
Auch am Tag nach dem Absturz geht die Ursachensuche weiter. Nach Sprecher-Angaben wurde auch in der Nacht die Suche nach Wrackteilen und die Sicherung der Absturzstellen fortgesetzt. Dabei kamen Nachtsichtgeräte und starke Scheinwerfer zum Einsatz. Insgesamt sei die Zahl der beteiligten Bundeswehrangehörigen auf mehr als 300 erhöht worden.
Sie ersetzen die gut 200 Polizeibeamten, die am Montagnachmittag unmittelbar nach der Flugzeugkatastrophe mit der Suche nach den Piloten und der Sicherung der Unglücksorte begonnen hatten, am späten Abend dann aber abgezogen wurden.
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Die Flugdatenschreiber der beiden Absturzmaschinen, von deren Auswertung sich die Fachleute wichtige Aufschlüsse erhoffen, wurden noch nicht gefunden, sagte ein Presseoffizier des Geschwaders. Unklar blieb zunächst auch, ob und wann der Pilot, der überlebte, befragt werden kann.
In dieser Woche würden von dort voraussichtlich keine Jets mehr starten. Da die Unglücksursache noch unklar sei, werde der Flugbetrieb ausgesetzt. Auch die Crews müssten den Vorfall erst verarbeiten.
Normalerweise starten die Eurofighter aus Laage etwa 20 Mal pro Tag, hieß es. Das Gebiet, in dem sie fliegen, könne dabei jeden Tag wechseln, da es von der Deutschen Flugsicherung zugewiesen werde. Manchmal werde wie am Montag über der Seenplatte geflogen, manchmal auch über Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Brandenburg, sagte der Sprecher. Der Kommodore des Geschwaders, Oberst Gero von Fritschen, will den Angaben zufolge am Dienstag vorzeitig aus einem Auslandseinsatz zurückkehren und auf dem Stützpunkt eintreffen. Die Flagge wehe auf Halbmast.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa