In tiefem Brunnenschacht verschollen Helfer suchen unermüdlich nach dem kleinen Julen
Seit mehr als einer Woche hält die Suche nach dem kleinen Julen Spanien in Atem. Der Junge wird in einem fast 110 Meter tiefen Brunnenschacht vermutet. Die Retter stoßen auf immer neue Probleme.
Die dramatische Suche nach dem spanischen Jungen in einem tiefen Brunnenschacht geht auch mehrere Tage nach dem Verschwinden des Zweijährigen intensiv weiter. Die Helfer kommen bei der Bohrung des parallel verlaufenden Bergungstunnels langsamer als geplant voran. So stießen sie bei der Bohrung des Bergungstunnels erneut auf zum Teil "extrem harte Felsbrocken", zitierten spanische Medien am Montag den Sprecher der Helfer, Ángel García Vidal. Hunderte Retter führten einen "titanischen Kampf", der von Rückschlägen geprägt sei, schrieb die Zeitung "Diario Sur".
Bis zum Montagmorgen hatten sie 52 von insgesamt 60 Metern gegraben, bis zum Abend desselben Tages kamen sie nur drei Meter weiter, berichteten spanische Medien unter Berufung auf die Rettungsteams am Unglücksort in Totalán nahe der andalusischen Küstenstadt Málaga. Demnach fehlten noch fünf Meter, um den ersten vertikalen Tunnel fertigzustellen.
Anschließend wollen Experten per Hand einen vier Meter langen horizontalen Tunnel graben, um zu dem Ort zu gelangen, an dem der zweijährige Julen vermutet wird. Dies bedeutet Berechnungen zufolge, dass der Junge voraussichtlich nicht vor der Nacht zum Mittwoch geborgen werden kann. Einen genauen Zeitpunkt konnten die Experten nicht nennen, jedoch sprachen Helfer am Abend von mindestens 32 weiteren Stunden.
Von dem Kind gibt es seit dem 13. Januar kein Lebenszeichen. Mit jeder Minute werden deshalb die Hoffnungen auf einen glücklichen Ausgang geringer. Experten versichern allerdings weiter, es sei nicht ausgeschlossen, dass das Kind noch am Leben sei.
Der Kleine soll bei einem Ausflug seiner Familie ins Loch gefallen sein, das einen Durchmesser von nur 25 bis 30 Zentimeter hat. Bei Kameraaufnahmen wurde im Schacht in einer Tiefe von gut 70 Metern eine Tüte mit Süßigkeiten entdeckt, die Julen bei sich hatte. Lose Erde verhinderte ein tieferes Vordringen mit der Kamera. Experten versicherten, ein vergleichbarer Notfall sei weltweit noch nie dagewesen.
Komplizierte Bergung
Nach Fertigstellung des Tunnels, der parallel zum Schacht verläuft, sollen die Wände des Lochs befestigt werden, um Erdrutsche zu verhindern. Anschließend sollen erfahrene Minenarbeiter mit Spitzhacken und Presslufthämmern unten eine horizontale Verbindung zum Schacht herstellen, in dem Julen vermutet wird. Wie lange sie dafür genau brauchen werden, war unklar. Die Zeitung "La Vanguardia" zitierte einen Experten mit den Worten, der kritischste Moment stehe den Rettern noch bevor, "wenn sie nur noch wenige Meter von Julen entfernt sein werden".
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Der Schacht, der nach Medienberichten ohne Genehmigung auf der Suche nach Wasser gebohrt wurde, ist 107 Meter tief. Die Retter hoffen, das Kind in einer Tiefe von 70 bis 80 Metern finden zu können. Eine Plattform zur Stabilisierung der Bohrmaschine war in etwa 20 Metern Tiefe angebracht worden. Um auf die angepeilte Tiefe von 80 Metern zu gelangen, fehlten am Montagabend demnach noch immer fünf Meter.
Anwohner aus Totalán zeigen seit einer Woche unermüdlich ihre Solidarität mit dem Kind und seinen verzweifelten Eltern. Mit Plakaten und Schildern versuchten sie, der Familie Mut zu machen. "Ganz Spanien steht Euch bei", war da zu lesen, "Hoffnung" oder - auf einem herzförmigen Transparent - schlicht "Julen".
- Nachrichtenagentur dpa