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Chinesen bauen Geisterstadt für 100 Milliarden Dollar: Finanzielle Katastrophe


Finanzielle Katastrophe
Chinesische Firma baut für 100 Milliarden Dollar "Geisterstadt"

Von t-online
Aktualisiert am 14.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Forest City in Malaysia: Aus dem milliardenschweren Zukunftsprojekt wurde eine grüne Geisterstadt.Vergrößern des Bildes
Forest City in Malaysia: Aus dem milliardenschweren Zukunftsprojekt wurde eine grüne Geisterstadt. (Quelle: MOHD RASFAN/getty-images-bilder)

Chinas Immobilienboom ist vorbei, an keinem Ort der Welt lässt sich das besser studieren als an einer riesigen Bauruine in Malaysia. Ein geplatzter Traum – mit unerwarteten Gewinnern.

Sie wirken anmutig, sind aber nichts als leere Betonklötze: Die Wolkenkratzer an der südlichen Spitze der malaysischen Halbinsel waren einst dazu gedacht, Tausende Luxuswohnungen mit Meerblick zu schaffen. Doch ein Jahrzehnt, nachdem der chinesische Immobilienriese Country Garden mit den Arbeiten begonnen hatte, wurde aus dem ambitionierten Zukunftsprojekt "Forest City" weitgehend eine Bauruine.

Wie die "Washington Post" berichtet, hat das Projekt bereits 100 Milliarden US-Dollar verschlungen und sollte ursprünglich das internationale Prestigeobjekt von Country Garden werden. Doch stattdessen interessieren sich nun vor allem die Gläubiger des chinesischen Bauherrn für das Projekt, denn der Immobilienkonzern soll in massiven finanziellen Schwierigkeiten stecken.

Die größtenteils leere "Forest City" sei ein Symptom für die Kernprobleme im einst blühenden Immobiliensektor Chinas, schreibt die "Washington Post": hohe Verschuldung, Überbauung sowie "eine Portion Pech". Mit der "Forest City" verfolgte der Immobilienriese Country Garden damals das Konzept, Megaprojekte dort zu errichten, wo die Grundstückkosten niedrig waren und der Potenzial groß. In Zeiten des chinesischen Immobilienbooms eine schlüssige Strategie.

Kreditgeber schielen auf chinesische Vermögenswerte

"Im Grunde haben sie versucht, ihren Erfolg in China im Ausland zu replizieren", zitiert die "Washington Post" Christine Li von der Immobilienberatungsfirma Knight Frank. Doch irgendwann machen sich die nachlassenden Verkaufszahlen und die wachsenden Schulden von Country Garden bemerkbar. Anfang August verpasste das Unternehmen die Zinszahlungen für zwei US-Dollar-Anleihen, so die "Washington Post".

Zwar konnte das Unternehmen seine Zahlungsunfähigkeit noch gerade so verhindern, doch die Aktien des Unternehmens haben seit Jahresbeginn mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Mittlerweile wachsen die Zweifel bei den Kreditgebern, ob das letzte verbliebene Immobilien-Schwergewicht Chinas dasselbe Schicksal erleiden könnte wie viele chinesischen Baufirmen, die in den vergangenen zwei Jahren zahlungsunfähig wurden.

Sollte Country Garden seine internationalen Schulden nicht bedienen können, könnte es zu einer verzwickten Konstellation kommen: Dann dürften die Gläubiger auf die anderen Vermögenswerte des Konzerns schielen, so der Jurist John Han zur "Washingont Post". Doch das könnte schwierig werden, da das chinesische Recht internationalen Gläubigern nicht einfach Zugriff auf chinesische Vermögenswerte gewährt.

Der Plan schlug fehl

Dabei galt "Forest City" lange als Gegenmodell, das der Flaute im chinesischen Immobilienmarkt etwas entgegensetzen wollte: Der dahinter stehende Konzern Country Garden galt als vorsichtiger und solider als seine Konkurrenten, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren.

Der Ort, an dem "Forest City" 2015 gebaut wurde – im südlichen malaysischen Bundesstaat Johor –, galt zudem als vielversprechend: Das Land war ein unberührter Dschungel, nur wenige Kilometer von Singapur entfernt. Das Unternehmen plante, vier Inseln auf aufgeschüttetem Land zu errichten, 7.000 Hektar Land zu bebauen und Wohnungen für 700.000 Menschen zu errichten. "Forest City" war als "langfristiges strategisches Projekt" konzipiert.

Die wenigen Bewohner von "Forest City" genießen die Leere, schreibt die "Washington Post". Sie scheinen die unerwarteten Profiteure des gescheiterten Projekts zu sein. "Es ist ruhig hier, es gibt keinen Lärm", zitiert die Zeitung eine 41-jährige Bewohnerin, die Anfang dieses Jahres mit ihrem Sohn aus China hierhergezogen ist. Dieser besuche eine nahegelegene internationale Schule, während die Mutter ihre Tage im Golfresort von "Forest City", ein paar Meilen die Straße hinauf, verbringe. "Es ist besser, keine Menschen zu haben, als viele Menschen zu haben", sagt sie.

Verwendete Quellen
  • washingtonpost.com: "The $100 Billion Luxury Complex That’s Sitting Empty and Unfinished" (englisch, kostenpflichtig)
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