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"Sarco"-Kapsel in der Schweiz vorgestellt: Debatte entflammt


Erste Nutzung in diesem Jahr?
Umstrittene Suizidkapsel "Sarco" vorgestellt

Von t-online, ams

17.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Die Suizidkapsel Sarco.Vergrößern des Bildes
Die Sterbehilfe-Kapsel "Sarco" des australischen Aktivisten Philip Nitschke: Auf Knopfdruck füllt sich die Kapsel mit Stickstoff und verdrängt den Sauerstoff. (Quelle: Denis Balibouse/reuters)
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In der Schweiz ist Sterbehilfe im Gegensatz zu Deutschland erlaubt. Nun sorgt eine Sterbekapsel für Diskussionen. Behörden sehen das Gerät kritisch.

In Zürich ist die Suizidkapsel "Sarco" vorgestellt worden. In dieser sollen sich Sterbewillige in Zukunft per Knopfdruck töten lassen können. Die Kapsel füllt sich mit Stickstoff, der Sauerstoff verdrängt und somit den Insassen ersticken lässt. Die neue Schweizer Sterbehilfeorganisation "The Last Resort" (Der letzte Ausweg) hat es gemeinsam mit dem australischen Ehepaar Fiona Stewart und Philip Nitschke präsentiert. Letzterer gilt als Erfinder des Geräts, berichtet die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ).

Noch ist nicht klar, wann es zur ersten Tötung mit dem aus Spenden finanzierten Gerät kommt. "Voraussichtlich wird es noch dieses Jahr sein", sagte Stewart. Ob das tatsächlich so eintrifft, ist noch ungewiss. Zuletzt hatten die Kantone Schaffhausen und Wallis die Nutzung von "Sarco" klar zurückgewiesen und mit Verboten gedroht.

"Wir haben in den letzten Wochen mit vielen Kantonen in Kontakt gestanden. Zu der Situation in den einzelnen Kantonen sage ich nichts", sagte dazu Florian Willet, der "The Last Resort" zusammen mit Stewart leitet. "Unseres Erachtens gibt es keine rechtlichen Hindernisse für die Verwendung dieses Instruments", teilte die Organisation laut dem Nachrichtenportal "20 Minuten" mit. Willet, der die deutsche und Schweizer Staatsangehörigkeit besitzt, gilt ebenfalls als bekannte Figur in der Sterbehilfeszene, berichtet NZZ. "Ich selber werde auf jeden Fall mit dem 'Sarco' aus dem Leben scheiden", sagte der 47-Jährige laut dem Bericht.

Nitschke sei zuletzt in die USA gereist, wo im Bundesstaat Alabama Stickstoff für Hinrichtungen genutzt wird. Dort war als erster Mensch der Mörder Kenneth Eugene Smith mithilfe des Gases bei einer Hinrichtung erstickt worden. Augenzeugen zufolge soll er minutenlang um sein Leben gekämpft haben, weil die Maske, über die ihm Stickstoff zugeführt wurde, verrutschte. Davor habe Nitschke die Justizbehörden in Alabama gewarnt. Der Erfinder verteidigte zudem sein Gerät: "Es ist etwas völlig anderes, ob jemand freiwillig zu atmen aufhört, oder ob er damit hingerichtet wird."

Ferner solle die Abklärung der sterbewilligen Personen sauber durchgeführt werden, erklärte Stewart laut der Schweizer Zeitung "Blick". Nutzen können "Sarco" derzeit nur Personen, die nicht größer als 1,77 Meter sind.

Nitschke hatte bereits vor dem "Sarco" ein Tötungsgerät entwickelt und in den Neunzigerjahren als Arzt in Australien genutzt. Vier unheilbar kranke Patienten nutzten seine sogenannte "Erlösungsmaschine", die per Knopfdruck ein tödliches Mittel intravenös verabreicht. 2022 sollte sein neues Gerät debütieren, doch die Sterbehilfeorganisation Pegasos beendete die Zusammenarbeit mit Nitschke wegen rechtlicher Bedenken.

Nitschke nicht als Arzt in der Schweiz zugelassen

Diese juristischen Fragen sind immer noch offen. Es sei unklar, ob es für die Maschine eine Zulassung als Medizinprodukt braucht, so die "Neue Zürcher Zeitung". Sollten die Helfer eines sterbewilligen Nutzers von "Sarco" aus eigennützigen Gründen handeln, könnten sie zudem strafrechtlich belangt werden.

Hinweis

Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Ein Kantonsarzt aus Schaffhausen sagte "20 Minuten": "Die Gesundheitsbehörde hat mit sofortiger Wirkung beschlossen, die Verwendung des Sarco auf unbestimmte Zeit zu verbieten." Hauptgrund sei ein Verstoß gegen das Heilmittelgesetz. "Da das im Sarco verwendete Gas als besonderes Medikament gilt, hätte es von Swissmedic oder der kantonalen Behörde zugelassen werden müssen", sagte er laut dem Bericht. Zudem sei Nitschke in der Schweiz nicht als Arzt zugelassen.

Ebenso kritisierte der Sterbehilfeaktivist Stephen Duckworth in einem Beitrag für "The Independent" das Gerät. "Der 'Sarco' würde den Nutzern die menschliche Verbindung entziehen und sie durch eine einsame Erfahrung in der virtuellen Realität ersetzen", so Duckworth. Es sei die Antithese zu dem, was die Sterbehilfewahl ausmacht.

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