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Papst Franziskus: Warum er die katholische Kirche politisch prägte


Die politische Seite
"Darum war Franziskus ein epochaler Papst"


24.04.2025 - 17:07 UhrLesedauer: 2 Min.
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Papst Franziskus und Scheich Ahmed el-Tayeb: Friedensdialog zwischen Christentum und Islam. (Quelle: IMAGO/ABACA/imago)
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Warum Franziskus kein Theoretiker war und entscheidenden Einfluss auf die Aussöhnung der Religionen hatte, erklärt Vatikan-Experte Andreas Englisch im Gespräch mit t-online.

Er predigte Bescheidenheit und lebte auch nach diesem Prinzip. Franziskus verzichtete auf die prunkvollen Papstgemächer und zog ein Leben im einfachen Vatikan-Gästehaus Santa Marta vor. Das ist die eine Seite des Papstes, die in diesen Tagen in Rom oft erwähnt wird. Aber was ist die andere? Was bewegte ihn? Wie fällte er Entscheidungen? Was sind seine großen Verdienste auf der politischen Weltbühne?

Vatikan-Experte Andreas Englisch sagt zu t-online: "Selbst diejenigen, die ihn nicht gemocht haben, merken jetzt, was für ein epochaler Papst Franziskus war."

Begegnung mit geschiedener Frau ging Papst nahe

Franziskus wurde oft vorgehalten, viel von Reformen zu sprechen, aber nur wenige wirklich umgesetzt zu haben. Für Andreas Englisch ist das der falsche Ansatz. "Es ging ihm nicht darum, ob er ein Reformer war oder nicht. Der hat sich nicht an den Schreibtisch gesetzt und überlegt, was er reformieren will." Der am Ostermontag verstorbene Papst sei eben kein Theoretiker, sondern ein praktisch veranlagter Mensch gewesen.

(Quelle: Promo)

Zur Person

Andreas Englisch ist einer der bekanntesten Vatikan-Korrespondenten Deutschlands. Seit den frühen 1990er-Jahren berichtet der Journalist aus Rom über den Vatikan und das Leben der Päpste. Bekannt wurde er durch seine engen Kontakte zur Kurie und seine lebendigen Einblicke hinter die Kulissen der katholischen Kirche. Englisch ist Autor mehrerer Bestseller, darunter "Alle Wege führen nach Rom" und "Das Vermächtnis von Papst Franziskus".

Der langjährige Vatikan-Korrespondent hat auch ein konkretes Beispiel, wie Franziskus an Probleme herantrat. "Die Begegnung mit einer geschiedenen Frau ging ihm zum Beispiel sehr nah. Sie wollte noch einmal heiraten, hätte dann aber nicht mehr Sakramente empfangen dürfen und war deshalb verzweifelt. Er empfand das wirklich als Sauerei." Daraus sei dann der Wunsch nach einer Reform in ihm erwachsen, aber eben nicht auf dem Papier. "Er hat sich da gefragt: Was tun wir nur diesen Menschen an?"

Neben den persönlichen Gesprächen und Erfahrungen war Papst Franziskus aber auch ein politischer Papst, nahm an einem G7-Gipfel teil, suchte den Dialog mit anderen Religionen. "Das ist in meinen Augen seine zweite große Leistung", sagt Andreas Englisch zu t-online.

Franziskus erreichte Annäherung der Weltreligionen

2016 begann eine Annäherung zwischen der Welt der katholischen Kirsche und der des Islam. Scheich Ahmed el-Tayeb, Imam der al-Azhar-Moschee in Kairo und damit einer der wichtigsten Vertreter des Islam, besuchte Franziskus im Vatikan. Es folgten ein Gegenbesuch und kontinuierlicher Dialog.

Der Höhepunkt dieses Prozesses: Am 4. Februar unterzeichneten Papst Franziskus und Scheich Ahmed el-Tayeb die "Erklärung von Abu Dhabi". Andreas Englisch urteilt: "Das ist Franziskus zu verdanken, es war eine riesengroße Leistung. Diese beiden großen Vertreter von zwei Weltreligionen machten mit dem Dokument ihren Welten klar, dass Gewalt nicht zu Religion gehört."

Die Folgen waren lange Zeit spürbar, vor allem für Europa." Vor der Unterzeichnung gab es geradezu eine Anschlagsserie – in Berlin, Marseille, London und Paris. "Diese große Welle war danach erst mal vorbei", so Englisch. Das sei Franziskus gar nicht hoch genug anzuerkennen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Andreas Englisch
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