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Gelsenkirchen: Polizei löst Protest am Steinkohlekraftwerk Scholven auf


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Dutzende Aktivisten von "Ende Gelände"
Polizei löst Protest am Kohlekraftwerk in NRW auf


Aktualisiert am 06.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Blick auf das Steinkohlekraftwerk Scholven in Gelsenkirchen (Archivbild): Die Anlage wird vom Energiekonzern Uniper betrieben. (Quelle: IMAGO/Rupert Oberhäuser/imago)
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Dutzende Aktivisten haben sich am Steinkohlekraftwerk Scholven versammelt. Nun hat die Polizei eingegriffen.

Rund 100 Klimaaktivisten des Bündnisses "Ende Gelände" haben am Samstagmorgen gegen 5.30 Uhr eine Blockadeaktion am Kraftwerk Scholven in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) gestartet.

Wie eine Sprecherin von "Ende Gelände" t-online mitteilte, blockierten etwa 70 Menschen die Gleise, die zu dem Steinkohlekraftwerk führen. Außerdem führten rund 30 Personen Proteste vor dem Eingangstor des Kraftwerks durch.

Die Polizei rückte mit "starken Kräften" an und erklärte die nicht angemeldete Protestaktion am Nachmittag für beendet. Die Aktivisten seien aufgefordert worden, den Bereich zu verlassen, sagte ein Polizeisprecher. Einige Aktivisten mussten von Beamten von den Schienen getragen werden, wie ein dpa-Reporter beobachtete.

Laut "Ende Gelände" waren zuvor auch Aktivisten auf das Gelände vorgedrungen und hatten den Zugang blockiert. Am Vormittag hieß es, dass am Samstag keine Züge mit Kohle mehr zum Kraftwerk fuhren. Einem Sprecher der Polizei zufolge war die Lage aber friedlich. "Wir haben unser Ziel erreicht", sagte die Sprecherin von "Ende Gelände" zu t-online über die Blockade.

Das Kraftwerk Scholven wird vom Energiekonzern Uniper betrieben. "Ende Gelände" schrieb auf der Plattform X, dass sich der Protest gegen die Verbrennung von Steinkohle in dem Kraftwerk und den damit verbundenen Ausstoß von CO2 richtet. "Heute ist Schluss damit. Die fossile Party ist vorbei", so die Aktivisten.

Dazu teilten sie ein Foto, auf dem mehrere Personen zu sehen sind, die ein Banner halten, auf dem zu lesen ist: "Blutkohle stoppen! Energiekonzerne vergesellschaften!" Außerdem hatten die Aktivisten eine Holzkonstruktion aufgebaut, in die sich zwei Personen gehängt hatten. Eine davon sitzt im Rollstuhl.

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Laut der Sprecherin protestieren die Aktivisten vor allem gegen den Import von Kohle aus dem Ausland, insbesondere gegen die gestiegenen Einfuhren von Steinkohle aus Kolumbien. Dort treibe der Abbau des fossilen Brennstoffs die Gewalt gegen indigene Gemeinschaften weiter an. "Ende Gelände" macht dafür zumindest indirekt auch deutsche Energieunternehmen mitverantwortlich.

Die in weiße Overalls gekleideten Aktivisten bemalten die Schienen mit roter Farbe und ließen ein Banner von einer Brücke herunter. "Die roten Schienen stehen für den Import der Blutkohle", so die Sprecherin zu t-online.

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Steinkohle in Deutschland

In Deutschland hat Steinkohle einen Anteil von 8,6 Prozent an der Stromerzeugung. Dabei wird seit dem Jahr 2018 keine Steinkohle mehr in Deutschland abgebaut. Seitdem wird die gesamte Steinkohle, die in Deutschland verfeuert wird, aus anderen Staaten importiert – darunter Kolumbien, die USA und Australien. Ähnlich wie bei den Gaslieferungen war die Bundesrepublik bis zum Jahr 2022 auch bei der Steinkohle stark abhängig von russischen Importen. Damals betrugen diese fast 50 Prozent.

Ein Großteil der deutschen Steinkohlekraftwerke befindet sich im Ruhrgebiet. Insgesamt umfasst die Steinkohleverfeuerung in Deutschland laut der Bundesnetzagentur eine Leistung von 17.523 Megawatt – Braunkohle bewegt sich in einem ähnlichen Leistungsbereich. Außerhalb des Strommarkts macht Steinkohle ein Drittel der sogenannten Netzreserve aus, diese stehen zur "Wahrung der Versorgungssicherheit zur Verfügung".

Steinkohlebergbau
Steinkohle wird mit einem Kipper vor einem Förderturm abgekippt. (Quelle: Roland Weihrauch/Archiv/dpa)

Was ist Steinkohle?

Generell ist Kohle aus abgestorbenen Pflanzenresten entstanden. Diese versanken vor Millionen von Jahren im Sumpf. Unter hohem Druck und Luftabschluss wandelten sie sich zunächst in Torf und später in festes Sedimentgestein um.
Steinkohle ist hart und schwarz, ihre Grundlage waren vermutlich Urwälder, die vor etwa 350 bis 250 Millionen Jahren wuchsen. Braunkohle ist im Gegensatz zur Steinkohle weniger verdichtet, in Deutschland hat sie sich bereits vor etwa 2 Millionen Jahren gebildet. Der Heizwert der Steinkohle ist bedeutend höher als der von Braunkohle.

Durch den früheren Abbau von Steinkohle in Deutschland sind sogenannte "Ewigkeitslasten" entstanden. Diese werden auch in Zukunft noch Auswirkungen in Deutschland haben, so muss beispielsweise das Grundwasser vor alten Ablagerungen aus dem Untertagebau geschützt werden, außerdem entstehen laut Umweltbundesamt Schäden an Gebäuden. Allein im Ruhrgebiet werden die Kosten hierfür pro Jahr rund 51 Millionen Euro betragen, wie der Landtag in Nordrhein-Westfalen schätzt.

Auswirkungen auf das Klima

Steinkohle setzt pro Kilowattstunde zwischen 790 und 1.080 Gramm CO₂ frei, bei Braunkohle sind 980 bis 1.230 Gramm. Auch wenn es im direkten Vergleich auf den ersten Blick so wirkt, als wäre Steinkohle die bessere Alternative, zeigt ein Vergleich mit anderen Energieträgern, das genau Gegenteil.

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Quelle: t-online

So stößt ein Gaskraftwerk nur rund 420 Gramm CO2 pro Kilowattstunde aus und eine Offshore-Windkraftanlage lediglich 7,3 Gramm CO2, wobei wohlgemerkt, der Produktionsprozess der Anlage mit einberechnet ist. Im Jahr 2022 wurden durch Steinkohleverbrennung in der Stromerzeugung 49 Millionen Tonnen CO2 in Deutschland ausgestoßen, wie das Umweltbundesamt schreibt.

Auswirkungen durch Import

Neben den massiven Auswirkungen auf das Klima kommen Auswirkungen in Exportländern hinzu. "Es ist bewiesen, dass die größten Kohleexporteure Kolumbiens zahlreiche Verletzungen der Menschen- und des Umweltrechts begangen haben, von denen insbesondere die Gemeinschaften betroffen sind, die in der Nähe der Abbaugebiete leben", kritisiert etwa die Organisation "Unidos por la Paz".

Der Steinkohleimport aus Kolumbien ist durch die Unterbrechung der Importe aus Russland stark angestiegen. Im Jahr 2022 wurde mehr als dreimal so viel Steinkohle aus Kolumbien importiert, als noch im Vorjahr. "El Cerrejón", der größte Steinkohletagebau Lateinamerikas, produziert in Kolumbien auch Steinkohle für Deutschland. Am Tag werden dort, in der zweitärmsten Provinz des Landes, mitten in einer kargen Halbwüstenregion rund 30 Millionen Liter Wasser verbraucht.

Der Betreiber des Tagebaus steht zudem im Verdacht, Morde an Gewerkschaftern beauftragt zu haben, wie die internationale Gewerkschaftszeitung "Labournet" schreibt. Für den Bau des Tagebaus sollen außerdem mehrere Indigene-Gemeinschaften vertrieben worden sein. In einem Bericht des Anwaltskollektivs José Alvear Restrepo, werden gravierenden Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen rund um "El Cerrejón" dokumentiert – zuvor wurden diese von kolumbianischen Gerichten bereits festgestellt.

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