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Urlaub in der Corona-Krise: Die Deutschen verlieben sich neu in ihr Land


Meinung
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Was heute wichtig ist
Ein Land verliebt sich neu

MeinungVon Daniel Fersch

Aktualisiert am 10.07.2020Lesedauer: 4 Min.
Blick über den Eibsee auf die Zugspitze: Viele Deutsche verbringen ihren Urlaub dieses Jahr im eigenen Land.Vergrößern des Bildes
Blick über den Eibsee auf die Zugspitze: Viele Deutsche verbringen ihren Urlaub dieses Jahr im eigenen Land. (Quelle: Andrew Mayovskyy/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

heute darf ich Sie in Vertretung von Florian Harms begrüßen. Hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Auch wenn es der Blick aus dem Fenster gerade nicht erahnen lässt: Der Sommer ist da. In sieben Bundesländern haben die großen Ferien längst begonnen, wir befinden uns mitten in der Hauptreisezeit. So weit, so gut. Abgesehen davon ist alles anders als in den Jahren zuvor.

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Der Kollege, der letztes Jahr den Urwald Costa Ricas erkundete, schickt jetzt begeistert Strandfotos aus Mecklenburg-Vorpommern. Verwandte und Bekannte melden sich mit Urlaubsgrüßen aus dem Alpenvorland, aus Hamburg oder den Mittelgebirgen. Im Flur unserer Wohnung hängt ein Kalender mit Schnappschüssen der Amerika-Reise aus dem Vorjahr. Dieses Jahr war Portugal in der engeren Auswahl – stattdessen stehen nun Franken und Bayern auf dem Programm.

Das sind natürlich alles Anekdoten, aber auch Umfragen zeigen: Die Deutschen haben wegen der Corona-Krise ihre Urlaubsplanung radikal verändert. Wenn sie nicht ganz auf das Reisen verzichten (wie es zuletzt in einer ARD-Umfrage 51 Prozent sagten), dann steuern sie mehrheitlich Ziele in Deutschland an (35 Prozent). Nur wenige (19 Prozent) wollen ins Ausland fahren. Das sind völlig andere Werte als vor der Pandemie: Laut einer Erhebung der GfK-Marktforschung vom Februar wollten 58,3 Prozent der Befragten, die eine längere Urlaubsreise geplant hatten, ins Ausland reisen. Nur 24,8 Prozent hatten sich ein Ziel im Inland ausgesucht.

Viele Deutsche befürchten, dass sie ihren Urlaub wegen Corona-Beschränkungen nicht richtig genießen können, dass sie sich am Reiseziel infizieren oder dass sie nach ihrer Rückkehr in Quarantäne müssen. All diese Ängste tragen zu einer Entscheidung für eine Deutschland-Reise bei. Auch wenn wieder eine ganze Reihe – vorwiegend europäischer – Reiseziele zugänglich ist, lässt sich die Situation dort nur schwer einschätzen. Aus vermeintlich sicheren Regionen können schnell wieder Hotspots werden, wie das Beispiel des Nordostens Spaniens zeigt.

So lernen die Deutschen gezwungenermaßen gerade ihr eigenes Land als Reiseland neu kennen. Vor allem die Küstenregionen und die Alpen scheinen bisher den größten Andrang zu verzeichnen. An der Ostsee sind manche Ferienwohnungen bis Weihnachten ausgebucht, aus dem Allgäu wird über einen regen Urlaubsbetrieb berichtet. Vielleicht stellt der eine oder andere dabei auch fest, wie viele schöne Ecken es hierzulande gibt. Und dass es für einen gelungenen Urlaub nicht unbedingt nötig ist, nach Thailand oder in die Karibik zu fliegen. Vielleicht wird aus der Feriennot so ja auch eine große Ferienliebe. Es wäre nicht das schlechteste Ergebnis dieser Krise.

WAS STEHT AN?

Rund 2,8 Millionen Menschen überleben im Nordwesten Syriens nur dank internationaler Hilfslieferungen. Heute läuft eine Resolution aus, die es den Vereinten Nationen erlaubt, Hilfsgüter in die nicht vom syrischen Machthaber Baschar al-Assad kontrollierte Region zu bringen. Eine Neuregelung scheiterte bisher am Widerstand Russlands und Chinas. Nun haben Deutschland und Belgien einen Kompromissvorschlag eingebracht, über den der UN-Sicherheitsrat bis heute Abend abstimmen muss. Findet sich für die Resolution keine Mehrheit, dann droht im Norden Syriens eine humanitäre Katastrophe.


Während viele Deutsche im eigenen Land Ferien machen, geht es im August für die Fußballprofis von RB Leipzig (und sehr wahrscheinlich auch für ihre Münchner Kollegen) nach Portugal. Dort wird in der Hauptstadt Lissabon die unterbrochene Champions-League-Saison in einem Finalturnier ohne Zuschauer im Stadion zu Ende gespielt. Während die Leipziger bereits für die Teilnahme qualifiziert sind, muss das Team des FC Bayern noch sein Rückspiel gegen Chelsea ausspielen. (Das Hinspiel ging 3:0 für die Bayern aus.) Auf wen sie im Viertelfinale in Lissabon treffen werden, das wird heute in der Schweiz ausgelost. Die Kolleginnen und Kollegen der t-online.de-Sportredaktion werden Sie über den Ausgang auf dem Laufenden halten.


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernennt heute Ines Härtel zur Richterin am Bundesverfassungsgericht. Der Vorgang ist historisch: Die Rechtsprofessorin ist das erste ostdeutsche Mitglied des höchsten deutschen Gerichts.

WAS LESEN?

Die Behörden in Australien waren davon überzeugt, sie hätten das Coronavirus im Griff. Von wegen: Seit Mitte der Woche herrscht in einigen Teilen des Landes wieder der Ausnahmezustand. Nach einem erneuten Ausbruch mit mehreren Hundert Neuinfektionen im Bundesstaat Victoria wurde über Melbourne ein sechswöchiger Lockdown verhängt. Meine Kollegin Anna-Lena Janzen lebt in der Millionenmetropole und berichtet von dort, wie es zu dem neuen Ausbruch kam. Es ist eine erstaunliche Geschichte, in der Sex, Lügen und zwei Quarantäne-Hotels die Hauptrollen spielen.


Nicht nur die Einwohner von Melbourne, die jetzt sechs Wochen lang strenge Lockdown-Regeln erdulden müssen, fragen sich: Wann ist das endlich vorbei mit dem Virus? US-Forscher gehen von drei möglichen Szenarien für die Dauer der Pandemie aus. t-online.de-Gesundheitsredakteurin Melanie Weiner hat sich ihre Vorhersagen näher angesehen.


Ende Oktober soll der neue Flughafen Berlin Brandenburg endlich eröffnet werden. Zuvor macht der BER jedoch seinem Ruf als Pannen-Airport weiter alle Ehre: Als mein Kollege Lars Wienand gestern als einer von Hunderten Komparsen die Tauglichkeit der Anlage testete, wurde der Probebetrieb nach zwei Feueralarmen abgebrochen. Ausgerechnet die Feuerschutzanlage, die der Auslöser der jahrelangen Verzögerung der Fertigstellung war, sorgte nun für das Ende des Tests. Warum die Betreiber dennoch fest an die baldige BER-Eröffnung glauben, können Sie in Wienands Reportage lesen.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Der Verfassungsschutz hat gestern seinen Jahresbericht vorgestellt. Warum dieser für die AfD problematisch werden könnte, hat mein Kollege Jonas Mueller-Töwe analysiert. Von der Arbeit der Schlapphüte des Inlandsgeheimdienstes hat t-online.de-Karikaturist Mario Lars wiederum seine ganz eigene Vorstellung:

Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende! Am Montag schreibt Ihnen an dieser Stelle mein Kollege Carsten Werner.

Herzliche Grüße

Ihr

Daniel Fersch
Chef vom Dienst t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Twitter: @danielfersch

Mit Material von dpa.

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