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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drei Szenarien Wie lange könnte die Corona-Pandemie noch dauern?
Viele Menschen sehen in den Lockerungen schon ein Ende der Pandemie – doch das werde noch lange auf sich warten lassen, prognostizieren US-Forscher. Sie haben mehrere Visionen für den weiteren Verlauf der Corona-Krise entwickelt.
Länder wie Brasilien und die USA melden noch immer steigende Corona-Infektionszahlen. In Europa entstehen durch die Öffnung der Grenzen in den Urlaubsgebieten auf dem Balkan und in Spanien wieder Corona-Hotspots. In anderen Gegenden der Welt gehen die Fallzahlen hingegen zurück – und die Menschen atmen wieder auf.
Weltweit untersuchen Forscher die Dynamik der Corona-Ausbreitung, um ein mögliches Ende der Pandemie vorhersagen zu können. Fest steht: Es bleibt weiter unklar, wie sich die Corona-Lage entwickelt.
"Es gibt keine Kristallkugel, die uns sagt, was die Zukunft bringt", heißt es in einer Veröffentlichung des Center for Infectious Disease Research and Policy (CIDRAP) an der Universität Minnesota. Dennoch haben US-amerikanische Wissenschaftler bereits im April unterschiedliche Szenarien für die Dauer der Corona-Pandemie erstellt. Darüber berichtete zuvor die "Deutsche Apothekerzeitung".
Aus früheren Pandemien lernen
Das Team um den Epidemiologen und CIDRAP-Leiter Michael T. Osterholm hat sich dabei an vergangenen Pandemien orientiert. Denn diese Erfahrungen könnten den Forschern zufolge dabei helfen, Rückschlüsse auf die heutige Situation zu ziehen.
Frühere Grippe-Pandemien sind laut den Experten am besten dafür geeignet – obwohl sich Corona- und Influenzaviren stark unterscheiden. Die Pandemien aber würden einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Hierzu verweisen die Forscher auf acht globale Grippe-Pandemien, von denen vier seit 1900 aufgetreten sind: 1918 bis 1919, 1957, 1968 und 2009 bis 2010.
Warum die Corona- und Influenza-Pandemien ähnlich sind
- Demnach sind sowohl das Coronavirus SARS-CoV-2 als auch das pandemische Influenzavirus neuartige Erreger, gegen die die Weltbevölkerung wenig bis gar keine Immunität besitzt.
- Beide Viren werden überwiegend durch Tröpfcheninfektion über die Atemwege verbreitet, aber auch über Aerosole.
- Eine asymptomatische Übertragung kann bei beiden Viren auftreten.
Was Corona- und Influenza-Pandemien unterscheidet
- Die Inkubationszeit für Influenzaviren beträgt ein bis vier Tage, die für Covid-19 zwei bis 14 Tage. Die längere Inkubationszeit bei Corona erlaubt es dem Virus, sich unbemerkt innerhalb der Bevölkerung zu verbreiten.
- Der Anteil an asymptomatischen Fällen ist bei Covid-19 mit geschätzten 25 Prozent vermutlich höher als bei Influenza mit geschätzten 16 Prozent.
- Der R0-Wert (Basisreproduktionszahl) für Covid-19 wird auf 2,0 bis 3,0 geschätzt, könnte aber auch höher sein. Der R0 für die Grippe variierte je nach Pandemie, soll aber nach Schätzungen durchweg bei etwa oder unter 2 liegen. Das deutet darauf hin, dass selbst schwere Pandemien mit Grippeviren in der Vergangenheit weniger übertragbar waren als SARS-CoV-2.
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass sich das Coronavirus schneller und häufig unentdeckt auf der Welt ausbreitet als die herkömmliche Grippe. "Eine höhere Reproduktionszahl bedeutet, dass mehr Menschen infiziert und immun werden müssen, bevor die Pandemie beendet ist", heißt es in ihrem Forschungsbericht "Covid-19: The CIDRAP Viewpoint".
Drei theoretische Szenarien des Pandemie-Verlaufs
Auch wenn es meist keine klaren Muster gibt, hatten den US-Forschern zufolge sieben der acht großen Grippe-Pandemien einen frühen Höhepunkt, der im Laufe weniger Monate verschwand. Etwa sechs Monate nach dem ersten Höchststand konnte dann ein zweiter Höchststand verzeichnet werden. Außerdem hätten einige Influenza-Pandemien im Laufe von zwei Jahren nach der ersten Welle weitere, kleinere Wellen gezeigt, so die Wissenschaftler.
Aus diesen Erkenntnissen heraus entwickelten die Wissenschaftler für den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie drei mögliche Szenarien. Diese beziehen sich vorrangig auf die nördliche Hemisphäre. Alle schließen an die Welle vom Frühjahr 2020 an.
Szenario 1: kleinere Wellen über einen längeren Zeitraum
Im ersten Szenario folgen auf den ersten Corona-Ausbruch in diesem Frühjahr weitere kleine Wellen im Sommer und in den kommenden Jahren. Diese Erkrankungswellen verlieren jedoch bereits 2021 an Heftigkeit.
Das Ausmaß kann geografisch unterschiedlich sein und davon abhängen, welche Einschränkungen jeweils gelten und wie sie gelockert werden. Die Pandemie flacht in diesem Szenario insgesamt zwar ab – dauert aber auch über längere Zeit an.
Szenario 2: Höhepunkt im Herbst 2020 mit Folgewellen
Das zweite Szenario der US-Forscher zeichnet ein düsteres Bild. Dabei kommt es im Herbst zu einem erneuten Corona-Ausbruch, der größer als die erste Infektionswelle ausfällt.
Das würde erneute Beschränkungen erfordern, um die Ausbreitung von Infektionen und die Überlastung der Gesundheitssysteme zu verhindern. Danach folgen eine oder mehrere kleinere Wellen im Jahr 2021, bis die Kurve deutlich abflacht. Dieses Muster orientiert sich an dem der Spanischen Grippe in den Jahren 1918 und 1919.
Szenario 3: langsames Abklingen des Virus ohne erneuten Höhepunkt
Das dritte Szenario rechnet nach dem Höhepunkt im Frühjahr mit kontinuierlich auftretenden Fällen ohne klares Muster. Ein erneutes Hoch wird hierbei nicht mehr erwartet. Trotzdem dauert es auch hier vermutlich noch bis 2022, bis die Pandemie gänzlich verschwindet, und das Virus würde weiterhin zu Krankheits- und Todesfällen führen.
Dieses Muster wurde zwar bei früheren Grippe-Pandemien nicht beobachtet, dennoch ziehen es die Forscher für Covid-19 in Betracht.
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Fazit der Forscher: bis zu zwei Jahre lang Corona
"Unabhängig davon, welchem Szenario die Pandemie folgt, müssen wir damit rechnen, dass wir noch 18 bis 24 Monate mit dem Coronavirus leben müssen und sich immer wieder Hotspots in verschiedenen Regionen der Welt entwickeln werden", schlussfolgern die Forscher in ihrem Bericht.
Erst im Jahr 2022 könnte eine Immunität bei zwei Dritteln der Weltbevölkerung erreicht sein – und damit eine globale Herdenimmunität gegen das Coronavirus bestehen. Es bleibe abzuwarten, wie sich die Infektionszahlen in den einzelnen Ländern weiterentwickeln.
Natürlich könnte auch die Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 eine entscheidende Rolle spielen und den Pandemie-Verlauf beeinflussen. Mehr zum aktuellen Stand der weltweiten Impfstoffprojekte lesen Sie hier.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Apotheker Zeitung
- Eigene Recherche