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Corona-Krise in Deutschland: "Bei der Maskenfrage geht es um Respekt"


Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Was heute wichtig ist
Bei der Maskenfrage geht es um Respekt

MeinungVon Daniel Fersch

Aktualisiert am 07.07.2020Lesedauer: 5 Min.
Eine Kassiererin mit Maske im Supermarkt.Vergrößern des Bildes
Eine Kassiererin mit Maske im Supermarkt. (Quelle: Jean-Christophe Milhet/imago-images-bilder)

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Am Wochenende sorgte ein Vorschlag aus Mecklenburg-Vorpommern für Aufsehen. Der Wirtschaftsminister des nordöstlichsten Bundeslandes, Harry Glawe, forderte ein baldiges Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel. Die Begründung? Das Infektionsgeschehen sei derzeit so gering, dass es keinen Grund mehr dafür gebe, am Mund-Nasen-Schutz festzuhalten. Seine Ankündigung sorgte für so viel Wirbel, dass die Gesundheitsminister der Länder am Montag in einer Telefonkonferenz darüber berieten. Das Ergebnis des Gesprächs: Die Maskenpflicht bleibt, auch im Nordosten der Republik.

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Alles nur ein Sturm im Wasserglas also? Auf keinen Fall! Nicht nur unter Politikern bleibt die Maske als Waffe im Kampf gegen die Corona-Pandemie umstritten. Das ist im Alltag immer häufiger zu beobachten. Ob im Supermarkt, in der S-Bahn oder im Restaurant – überall trifft man Menschen, die den Vorschlag von Minister Glawe eigenmächtig in die Tat umsetzen und keine Maske tragen. Oft sind als Begründung zwei Argumente zu hören: Die Schutzwirkung der Maske vor einer Ansteckung sei nur gering und die Tragepflicht schränke die persönliche Freiheit zu sehr ein.

Ich gebe zu: Vor drei Monaten gehörte ich auch zu den Skeptikern. In einem Streitgespräch mit einem Kollegen trat ich gegen die Einführung einer Maskenpflicht ein. Inzwischen habe ich meine Meinung geändert. Noch immer bin ich überzeugt, dass die Einhaltung der Abstandsregeln die wichtigste Maßnahme zur Eindämmung des Virus ist. Auch wenn die Schutzfunktion der meisten Masken nur unzureichend ist, so gibt es dennoch inzwischen belastbare Nachweise dafür, dass eine Tragepflicht die Corona-Ausbreitung verlangsamen kann. Und das reicht für mich als Argument aus. Wenn es auch nur eine winzige Chance dafür gibt, dass das Tragen einer Maske gegen das Virus helfen kann, dann sollten wir diese nutzen. Finden Sie nicht auch?

Natürlich bedeutet jeder Zwang eine Einschränkung der persönlichen Freiheit. Zudem macht es keinen Spaß, so eine Maske zu tragen. Es juckt an der Nase, Gesprächspartner verstehen einen kaum und die Atemluft wird schnell sehr warm. Aber wenn ich wegen dieser unangenehmen Nebenwirkungen und um mich nicht einschränken zu müssen, die Maske nicht aufsetze, kann es sein, dass ich die Freiheit anderer verletze. Weil ich womöglich das Risiko einer Infektion vergrößere oder weil ich vielleicht dem Wohlbefinden ängstlicher Menschen schade. Es geht um Respekt gegenüber anderen Menschen, ihrer Freiheit und Gesundheit. Und die sollten wir alle gemeinsam schützen.

WAS STEHT AN?

In Brüssel will die EU-Kommission heute ihre Sommerprognose zur Konjunktur vorstellen. Die Höhe der Einbußen, die sie durch die Corona-Pandemie befürchtet, wird sich unmittelbar auf die gerade begonnene deutsche EU-Ratspräsidentschaft auswirken. Schließlich hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Überwindung der Krise mithilfe eines 750 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets zum obersten Ziel ihres Vorsitzes im Rat der Regierungschefs erklärt.


Die Relegation für die erste Fußball-Bundesliga ist beendet. Nun geht es um die Frage: Bleibt der traditionsreiche 1. FC Nürnberg in der zweiten Liga? Oder müssen die Franken dem FC Ingolstadt weichen und in Liga drei absteigen? Für die "Clubberer" wäre es ein harter Schlag: Erst einmal in seiner Geschichte – 1996/1997 – war der neunfache Deutsche Meister drittklassig und nicht in einer der beiden höchsten Spielklassen vertreten. Das erste von zwei fränkisch-bayerischen Relegationsduellen steigt heute um 18.15 Uhr.


In Darmstadt wird heute die wichtigste Auszeichnung der deutschsprachigen Literaturwelt vergeben. Der Georg-Büchner-Preis ist noch immer eine sehr männliche Angelegenheit: In den vergangenen zehn Jahren erhielten ihn nur drei Frauen. Höchste Zeit, dass sich an dieser Bilanz etwas ändert. Warum fangen Sie nicht schon heute damit an, meine Damen und Herren der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung?

WAS LESEN UND HÖREN?

Als Teenager war mein Instrument das Waldhorn. Wie es sich in meiner bayerischen Heimat gehörte, spielte ich damit in der Blaskapelle meiner Musikschule. Damals, in den Neunzigern, bestand das Programm für die großen Sommerfeste längst nicht mehr (nur) aus Polka und Hum-ta-ta. Die größten Hits waren Medleys von Popsongs (ganz vorne dabei: Queen und die Beatles) – und Filmmusik. Besonders eingebrannt hat sich in meiner Erinnerung "Moment for Morricone", eine Zusammenstellung der bekanntesten Stücke von Ennio Morricone. Warum ich das hier erwähne? Weil die Genialität von Morricone, der gestern im Alter von 91 Jahren gestorben ist, darin bestand, dass seine Musik die Menschen nicht nur in den Kinos mitreißen konnte, sondern auch in Festsälen und Bierzelten. Nicht umsonst bespielte der Komponist bis ins hohe Alter mit seinen Orchestertouren äußerst erfolgreich große Hallen in der ganzen Welt.

Berühmt wurde der Italiener mit seinen Soundtracks für Spaghetti-Western wie "Spiel mir das Lied vom Tod". Insgesamt komponierte er die Musik für über 500 Filme. Einer der vielen Höhepunkte: die Vertonung des Actionstreifens "Der Profi" mit Jean-Paul Belmondo. Das Titelmotiv "Chi Mai" ist ein haarscharf am Kitsch vorbeisegelndes Meisterstück der Moll-Melancholie. Sofern Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind, dann empfehle ich Ihnen die Spotify-Playlist des DJs und bekennenden Morricone-Fans Finn Johannsen, der über fünf Stunden Musik des Maestros zusammengestellt hat.


Werder Bremen ist gestern noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen: Dank des 2:2 im Relegations-Rückspiel in Heidenheim (und dank der Auswärtstorregel) bleiben die Hanseaten in der 1. Bundesliga. Und vermeiden in der nächsten Saison somit ein Aufeinandertreffen mit ihrem Erzrivalen Hamburger SV. Dieser hat sich nach dem verpassten Aufstieg von Trainer Dieter Hecking getrennt und setzt nun auf einen neuen Hoffnungsträger: Daniel Thioune zitiert gerne Jürgen Klopp und spielte einst in einer Mannschaft mit dem heutigen Bundesliga-Helden Marco Reus. Was macht ihn besonders? Weshalb soll gerade er den HSV zurück in die Bundesliga führen? Mein Kollege Robert Hiersemann stellt den 45-jährigen Fußballlehrer vor.

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Die einen sehen sie als Kämpfer gegen Zensur, Massenüberwachung und Korruption, die anderen halten sie für Störenfriede und Kriminelle. Das lose Kollektiv der Netzaktivisten von Anonymous lässt sich nicht so einfach in eine Rolle zwingen. Seit der Corona-Pandemie konzentrieren sich Aktivisten von Anonymous in Deutschland aber vor allem auf Verschwörungsanhänger wie Attila Hildmann. Im Chat-Interview mit meinem Kollegen Ali Vahid Roodsari erklärt ein Vertreter von Anonymous Germany, warum die Gruppe Hildmann und seine Aussagen für besonders gefährlich hält, was Anonymous ausmacht und warum auch ein "Hacktivist" mal eine Pause braucht.


WAS AMÜSIERT MICH?

Man kann es mit der Maskenpflicht aber auch übertreiben!

Ich wünsche Ihnen einen beschwingten Tag. Morgen schreibt Ihnen an dieser Stelle mein Kollege Peter Schink.

Herzlich,

Ihr

Daniel Fersch
Chef vom Dienst t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Twitter: @danielfersch

Mit Material von dpa.

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