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Dresden: Luftangriffe am 13. Februar – Gedenken an die Zerstörung


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Was heute wichtig ist
Um 22:15 Uhr kam der Tod

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 13.02.2020Lesedauer: 6 Min.
So sehen der Wiener Platz und die St. Petersburger Straße im Dresdner Zentrum heute aus.Vergrößern des Bildes
So sehen der Wiener Platz und die St. Petersburger Straße im Dresdner Zentrum heute aus. (Quelle: imago images)
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

turbulente Tage sind das in der Politik. In der CDU mehren sich die Stimmen, die den neuen Chef schneller küren wollen, nicht erst Ende des Jahres. Die Kollegen der Deutschen Presseagentur wollen erfahren haben, dass Friedrich Merz in Kürze seine Kandidatur verkündet. Armin Laschet dringt angeblich auf eine einvernehmliche Lösung, Jens Spahn hält sich demonstrativ bereit. Alles wichtig, keine Frage.Trotzdem schauen wir heute woandershin:

WAS WAR?

Es war eine Prachtstadt. Majestätische Paläste, stolze Bürgerhäuser, Meisterwerke des Barock. Die Schlossstraße. Der Neumarkt. Die Brühlsche Terrasse. Mittendrin die Frauenkirche, hoch bekuppelt in den Himmel ragend und von der Anmut des Ortes kündend. "Niemand lebte auf der Welt, der diese Stadt kannte und hätte sie nicht mit besonderer Liebe geliebt", schrieb Erich Kästner über seine Heimat. "Dass es diese Stadt gab, musste jeden ein wenig glücklich machen, auch den, der fern von ihr lebte. Ihr Reichtum war unerschöpflich, man brauchte sich nur zu nehmen davon, es war immer noch mehr und mehr da." Zu den schönsten Städten Europas wurde Dresden gezählt, man nannte es das "Elbflorenz". Bis zur Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945. Heute vor 75 Jahren. Der Krieg ging damals schon dem Ende zu, aber Dresden sollte in dieser Nacht das Schlimmste erst noch abbekommen.

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Es war ein Inferno. Ein Feuersturm. Todesorkan. Bomben und Flammen vernichteten binnen Stunden, was stolze Bürger in Jahrhunderten errichtet hatten. Als die Glut erlosch und der Rauch sich verzog, blieb vom Dresdner Zentrum nicht viel mehr als ein Schutthaufen: rußige Mauerreste, gähnende Steinwüsten, Bombenkrater. In den Trümmern und auf den Straßen: verkohlte Leichen. Bis zu 25.000 Menschen kamen damals ums Leben, haben Historiker recherchiert.

Peter Grohmann war damals dort. Als Siebenjähriger irrte er mit seiner Mutter durch die Ruinen. Noch Jahrzehnte später hat er immer wieder von diesen Stunden erzählt. Vom Staub im Mund. Von den Toten auf den Pritschenwagen. "Der dreijährige Bruder hatte sich in eine Kuhle gekauert und streichelte das Gesicht einer Frau. Sie lag da, gekrümmt und verzweifelt. Sie hatte keine Haare mehr. Sie lag da mit offenem Mund und sagte nichts", berichtet er. "Ich träume. Ich träume, wie ich den Teddy mit dem fehlenden Arm umklammerte. Der Luftschutzkeller überfüllt. Die Mütter halten den Kindern die Ohren zu. Von der Kellerdecke rieselt unablässig Staub. Die Lippen sind ausgetrocknet. Das Licht flackert, geht ganz aus. Dann Schlag auf Schlag. Einschläge. Krachen. Kerzen werden angezündet. Der Kellerboden bebt. Aus der Decke lösen sich Putz und kleine Steine. Dann sagt jemand: ‘Wir sind verschüttet.‘" Noch heute, nach all den Jahren, schreckt er in manchen Nächten auf, schweißnass, schmeckt den Staub aus dem Keller im Mund. Die Wunde der Vergangenheit schmerzt immer noch. Dank Zeitzeugen wie ihm verstehen wir, was damals geschah, deshalb hat er seine Erinnerungen für uns aufgeschrieben.

Mehr als 2.500 Tonnen Bomben warfen die britischen Flieger über Dresden ab: 244 Lancaster-Maschinen kamen in der ersten Welle um 22.15 Uhr, 529 in der zweiten um 1.30 Uhr. Der Nordwestwind fachte den Feuersturm an, der binnen Stunden das Stadtzentrum auffraß. Amerikanische Flieger gaben ihm später den Rest. So erlitt Dresden das Schicksal so vieler Städte im Zweiten Weltkrieg: die großflächige Zerstörung aus der Luft. Warschau, Rotterdam und Le Havre. Coventry, Belgrad und Leningrad. Hamburg, Köln und Magdeburg. Pforzheim, Würzburg und Hannover. Und, und, und. In Sachsen haben sich die Flammen, die Dresdens Pracht raubten, tief ins kollektive Bewusstsein eingebrannt. "Die Stadt Dresden gibt es nicht mehr", schrieb Erich Kästner später. "Sie ist, bis auf einige Reste, vom Erdboden verschwunden. Der Zweite Weltkrieg hat sie in einer einzigen Nacht und mit einer einzigen Handbewegung weggewischt." Betrachtet man historische Aufnahmen der Stadt vor und nach dem Angriff, zum Beispiel in Winfried Werners Bildband "…oder Dresden", erkennt man, dass Kästner nicht übertrieb.

Video | Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945
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Quelle: t-online

Nazi-Deutschland hatte den Krieg angezettelt und unendliches Leid über Millionen Menschen gebracht. Die Alliierten schlugen zurück. Wird darüber berichtet, steht oft die Strategie des "Moral Bombing" im Vordergrund, mit der die Briten den Widerstand der deutschen Bevölkerung brechen wollten. Heute wissen wir, dass es sehr wohl auch um taktische Ziele ging. "In dieser letzten Phase des Krieges war Dresden ein zentraler Verkehrsknotenpunkt für die Deutschen, etwa für die Verschiebung von Truppen in den Süden", erklärt der Historiker Dietmar Süß im Gespräch mit unserem Zeitgeschichteredakteur Marc von Lüpke. "Zudem war Dresden eine der letzten intakten Verwaltungshauptstädte, die noch nicht bombardiert worden war. Mit den großen Luftangriffen wollten Briten und Amerikaner den Vormarsch ihrer sowjetischen Verbündeten unterstützen."

Die NS-Propaganda schlachtete das Bombardement aus. "Trotz Terror: Wir bleiben hart", titelte die Dresdner NSDAP-Zeitung "Der Freiheitskampf", keifte gegen einen "verhängnisvollen Frieden" und schwor die Bürger ein, nun "noch verbissener zu kämpfen". Hitlers Lügenminister Joseph Goebbels behauptete direkt nach den Angriffen, es habe 250.000 Tote gegeben. Auch später in der DDR wurde die falsche Zahl kolportiert, heute sind es vor allem Rechtsextreme, die Dresdens Tragödie in ihrem Sinne umdeuten. So behauptete der thüringische AfD-Chef Björn Höcke in einer Rede, die Alliierten hätten mit ihren Luftangriffen auf Städte wie Dresden den Deutschen die "kollektive Identität rauben" wollen. Der Historiker Dietmar Süß kann das gerade rücken: "Natürlich war Dresden eine kunsthistorisch bedeutsame Stadt. Aber die Vorstellung, dass die Alliierten eine Art kulturellen Krieg gegen Deutschland geführt hätten, ist völliger Unsinn", erklärt er. "Goebbels wollte die Alliierten als eine Art 'Kulturschänder' diffamieren. Und diese Propaganda wirkt bis in die Gegenwart. Die extreme Rechte versucht immer noch, die Toten des Luftkrieges für ihre Propaganda zu instrumentalisieren."

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Fazit: Wer sich den Blick von Blendern vernebeln lässt, wird blind für die Realität. Neben Bestürzung und Trauer sollte der unbedingte Wille zu Frieden und Toleranz dem Erinnern entspringen, nicht nationalistischer Pathos oder die ideologische Instrumentalisierung der Geschichte. Ich kann Ihnen versichern: Wer mit diesem Gedanken durch die restaurierte Dresdner Altstadt schlendert, ihr neues-altes Wahrzeichen, die Frauenkirche, bestaunt und die stolzen Bürger von ihrer Heimat schwärmen hört, der begreift schnell: Dresden ist immer noch eine Prachtstadt.


WAS STEHT AN?

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WAS AMÜSIERT MICH?

Fragen Sie mich nicht, wo es ist und wer es sich ausgedacht hat, aber es ist genial: Straßenbelag, der Musik macht, wenn man drüberfährt (bitte Ton anschalten!).

Ich wünsche Ihnen einen genialen Tag.

Herzliche Grüße,

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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