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Angriffe auf US-Ziele im Irak: Der Iran hat die Tür nicht zugeschlagen


Meinung
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Was heute wichtig ist
Der Iran hat die Tür nicht zugeschlagen

  • Peter Schink
MeinungVon Florian Harms und Peter Schink

Aktualisiert am 08.01.2020Lesedauer: 4 Min.
Raketenangriffe auf Stützpunkte im Irak: Nächtliche Beratungen im Weißen Haus.Vergrößern des Bildes
Raketenangriffe auf Stützpunkte im Irak: Nächtliche Beratungen im Weißen Haus. (Quelle: Alex Brandon/dpa)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

der kommentierte Überblick über die Themen des Tages kommt diesmal von Florian Harms und Peter Schink:

WAS WAR?

Natürlich, so etwas kommt in der Nacht. Die iranischen Führer hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass sie Vergeltung üben würden für die Ermordung ihres Generals Ghassem Soleimani. Eine Antwort konnte in den vergangenen Tagen allerdings niemand geben: Wie würde die militärische Vergeltung ausfallen, und wann würde sie kommen?

Die Antwort erfolgte vergangene Nacht. Zwei irakische US-Militärbasen hat der Iran mit Raketen angegriffen. Eine davon, die Ain al-Assad Airbase westlich von Bagdad, sei komplett zerstört worden, meldete das iranische Militär.

Will man in so einer Nacht noch einen Funken Hoffnung für Frieden finden, dann diesen: Es gab offenbar keine Toten. Was wie ein Wunder klingt, war kalkuliert. Die Warnungen vor den Angriffen auf die Luftwaffen-Stützpunkte in Erbil und Ain al-Assad kamen so rechtzeitig, dass die Soldaten offenbar in Bunker gehen konnten.

Kurz nach dem Angriff twitterte der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif, es habe sich um "proportionale Selbstverteidigungsmaßnahmen" gehandelt. Der Iran strebe keine "Eskalation oder Krieg" an. Zugleich drohten andere aus der Führung in Teheran, die USA sollten die Militärschläge nicht beantworten. Das klingt nicht nach einer Führung, die gegen die USA in den Krieg ziehen will.

Und die Gegenseite? Die US-Regierung beriet nach den Angriffen zunächst im Weißen Haus. US-Präsident Donald Trump twitterte anschließend: "Alles ist gut! (…) Wir haben mit Abstand das mächtigste und am besten ausgestattete Militär der Welt! Ich werde morgen früh eine Erklärung abgeben." Der Frohmut dieses Tweets könnte deplatzierter nicht sein.

Während wir in Deutschland heute wie jeden Morgen zur Arbeit fahren, ist in Bagdad und Erbil, in Teheran, Maschhad und Isfahan nichts mehr gut. Niemand dort weiß, wie der nächste Tag aussehen wird. Es könnte auch der letzte sein. Alles hängt ab von den Aktionen weniger Männer.

Die Wortwahl Trumps zeugt nicht von viel Weisheit. Und der iranischen Führung ging es vergangene Nacht nur darum, ihr Gesicht zu wahren. Das ist wenig, zu wenig für einen Frieden.

Videokommentar: Was der Lichtblick im Iran-Konflikt sein könnte

Jetzt braucht es einen, der das Spiel aus Aktion-Reaktion-Aktion-Reaktion durchbrechen kann. Für Diplomatie bleibt nur ein Türspalt offen. Der Iran hat vergangene Nacht die Tür nicht zugeschlagen. Jetzt braucht es jemanden, der die Tür wieder ein Stück weit öffnen will.


WAS STEHT AN?

Dieser Trip ist alles andere als einfach: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reist heute nach London, um sich mit Premier Boris Johnson zu treffen. Trotz der Iran-Krise ist der Brexit das beherrschende Thema. Im Februar geht es – wieder – richtig los. Dann verhandeln beide Seiten über die Details der Austrittsbedingungen. Da wird erneut gedroht und gefordert, da werden Fristen und rote Linien gezogen und anschließend missachtet, es wird Vorwürfe und Schuldzuweisungen geben. Kurz: Auch die nächsten Monate werden turbulent, denn für beide Seiten steht viel auf dem Spiel. Um seine Glaubwürdigkeit zu wahren, muss Johnson zumindest einige seiner völlig überzogenen Brexit-Versprechen erfüllen. Brüssel wiederum will den EU-Kritikern in weiteren Mitgliedsländern die Nachteile eines Austritts vor Augen führen – und zugleich der Weltgemeinschaft zeigen, dass es seine wirtschaftlichen und politischen Werte verteidigt. Deshalb sollte Europa am Ende auf ein Brexit-Debakel hoffen, meint unser Experte Stefan Rook.


In Leipzig beginnt der erste Prozess nach den Krawallen in der Silvesternacht. Ein 27-Jähriger ist wegen eines Angriffs auf Polizisten angeklagt, Beamte waren von Linksextremisten attackiert worden.


Der Rechtsextremist Stephan E. soll den hessischen Kommunalpolitiker Walter Lübcke ermordet haben. Erst gestand er, dann widerrief er seine Aussage – heute will er gegenüber Ermittlungsrichtern des Bundesgerichtshofs erneut aussagen. Anschließend informiert sein Anwalt die Öffentlichkeit.


In Leipzig wird das Urteil im Prozess gegen Frauke Petry erwartet, der ehemaligen AfD-Chefin wird Subventionsbetrug vorgeworfen.


In Libyen nehmen die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und dem Kriegsherrn Haftar zu. Ersterer wird von der Türkei unterstützt, letzterer von den Golfstaaten, Russland und den USA. Weil Ägypten ein neues Inferno in seinem Nachbarland fürchtet, hat es die Außenminister Frankreichs, Italiens, Griechenlands und Zyperns eingeladen, um Wege zur Lösung des Konflikts auszuloten.


Und dann endet heute eine Ära: SPIEGEL ONLINE gibt es nicht mehr, nun gibt es auch im Internet nur noch den SPIEGEL; die Website übernimmt den Namen des Muttermagazins. Das kann man konsequent nennen, man darf SPON aber auch ein wenig wehmütig nachtrauern. Zumindest dann, wenn man viele Jahre seines Berufslebens in dieser tollen Redaktion verbracht hat. In diesem Sinne: Liebe Kolleginnen und Kollegen in Hamburg, herzlichen Glückwunsch zum Relaunch und gutes Gelingen – but keep the spirit!


WAS LESEN?

Die Tötung von Ghassem Soleimani war ein großer strategischer Fehler der USA, meint unser Außenpolitikexperte Patrick Diekmann. Ausgerechnet der Tod des Generals mache es nun wahrscheinlicher, dass dessen Lebensziel Realität werden könnte: Die iranische Vorherrschaft im Nahen Osten.


Viele Menschen befürchten, dass es zu einem Krieg zwischen den USA und dem Iran kommen könnte. Was viele nicht wissen: Die beiden Länder bekämpfen sich schon seit bald zehn Jahren – in einem Cyberkrieg. Mein Kollege Ali Roodsari erklärt Ihnen, wie der abläuft.


Arg mitgenommen steht die Beton-Büste George Washingtons auf einer Farm in Virginia. Immerhin ist der erste US-Präsident dort nicht allein, 42 seiner Nachfolger leisten ihm Gesellschaft. Warum dieses kuriose Kabinett amerikanischer Staatsoberhäupter mitten im Nirgendwo aufgestellt ist, hat unser Zeitgeschichte-Redakteur Marc von Lüpke in unserer Rubrik "Historisches Bild" aufgeschrieben.


WAS AMÜSIERT MICH?

Was machen die CSU-Leute eigentlich den ganzen Tag, da unten im Chiemgau, auf ihrer Klausurtagung?

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Ich wünsche Ihnen einen versöhnlichen Tag. Herzliche Grüße,

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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