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Tagesanbruch: Krise im Südsudan – hier gibt es jetzt neue Hoffnung


Meinung
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Was heute wichtig ist
Hier gibt es jetzt neue Hoffnung

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 23.12.2019Lesedauer: 5 Min.
Im Dorf Tharkueng im Norden des Südsudans leben knapp zehntausend Menschen in einfachen Hütten. Vielen fehlt das Nötigste. Die Hütte von Nyamon Piok und ihrer Familie ist hinten rechts.Vergrößern des Bildes
Im Dorf Tharkueng im Norden des Südsudan leben knapp zehntausend Menschen in einfachen Hütten. Vielen fehlt das Nötigste. Die Hütte von Nyamon Piok und ihrer Familie ist hinten rechts. (Quelle: F. Harms)
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

"Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens", hat der Philosoph Friedrich Nietzsche notiert. Ein Bild, so klar und schön, dass es uns heute als Motto dienen soll. So gesehen, fließt das Wasser des Lebens bei einigen Menschen gemächlicher, bei anderen schneller, und bei manchen gerät es zum Wasserfall: so reißend und rasant, dass es viel zu schnell zu enden droht.

So einem viel zu schnell vergehenden Leben begegnete ich vor gut fünf Wochen im Weiler Tharkueng im Norden des Südsudan, dem jüngsten und ärmsten Staat der Welt. Ahok Deng ist der Name des knapp zweijährigen Mädchens, das sich an seine Mutter Nyamon Piok schmiegte. Es litt an Unterernährung und Malaria, war entkräftet, seine Lebenszeit raste viel zu schnell vorüber; die Familie machte sich große Sorgen, ob es überleben würde. Weil es im Südsudan nach jahrelangem Krieg, nach Dürren und Überschwemmungen zu wenig Getreide, zu wenig Gemüse, zu wenig Medikamente, zu wenig Ärzte, zu wenig verantwortungsbewusste Politiker und überhaupt zu wenig Hoffnung gibt, leben dort Millionen Menschen im Elend. Allein 800.000 Kinder leiden Hunger, täglich werden es mehr. Die kleine Ahok schaute mich aus großen Augen an, als ich mich mit ihrer Mutter unterhielt (ihre Geschichte habe ich hier beschrieben).

Glücklicherweise gibt es auch im ärmsten Staat der Welt Menschen, die den Bedürftigen helfen. Nicht die gierigen Politiker, nicht die korrupten Beamten, nicht die brutalen Milizenführer – aber die internationalen Hilfsorganisationen. Unicef, Ärzte ohne Grenzen, die Johanniter und andere Einrichtungen haben Helfer in den Südsudan geschickt, auch ins Dorf Tharkueng. In der Hitze, im Staub, in der prekären Sicherheitslage zwischen Soldaten, Rebellen und Banden kümmern sie sich um die Ärmsten der Armen. Sie bringen Medikamente und Erdnusspaste für die hungernden Kinder; Hirse, Generatoren und Werkzeug zum Brunnenbau für die Erwachsenen. So versuchen sie, die Menschen aus ihrem Elend zu holen – nicht allein aus Nächstenliebe, sondern auch aus der rationalen Einsicht, dass Menschen erst dann ein stabiles Staatswesen, vielleicht irgendwann eine erfolgreiche Wirtschaft und sogar demokratische Strukturen errichten können, wenn sie genug zu essen haben, gesund sind und sich nicht vor Mördern, Räubern und Vergewaltigern fürchten müssen. Die Helfer sind Hoffnungsträger. Sie sind wie ein Regenbogen über zigtausend herabstürzenden Leben.

Und sie sind erfolgreich. Gut fünf Wochen nach meinem Besuch im Dorf Tharkueng habe ich eine Nachricht zur kleinen Ahok Deng erhalten. Eine Unicef-Helferin schreibt mir: "Ahok bekommt zwar immer noch therapeutische Nahrung, bis vor zwei Wochen litt sie an Malaria. Aber nun geht es ihr besser. Sie hat wieder guten Appetit, ein Zeichen für stabile Gesundheit." Dazu schickte die Helferin dieses Foto des Mädchens mit seiner Mutter:


Nach meinen Berichten aus dem Südsudan fragten mich viele Leser, ob sie sicher sein könnten, dass ihr Spendengeld wirklich vor Ort ankomme. Können sie. Hilfsorganisationen wie Unicef, Ärzte ohne Grenzen oder Plan International listen in ihren Jahresberichten genau auf, wofür sie das gespendete Geld verwenden. Bis zu 20 Prozent werden für die Organisation gebraucht, mindestens 80 Prozent fließen in die Hilfe für die Bedürftigen vor Ort. Der transparente Ablauf und die hohen Hilfsstandards werden durch das deutsche Spendensiegel bestätigt.

Warum ich das heute alles schreibe? Weil das morgen bevorstehende Fest, an dem wir die Nächstenliebe, die Hoffnung oder meinethalben auch einfach nur das fröhliche Beisammensein im Familienkreis feiern, an dem wir es uns gut gehen lassen und einander Geschenke überreichen, doch ein guter Anlass ist, auch jenen ein kleines Geschenk zu machen, die wenig mehr besitzen als die Kleider am Leib (und manchmal nicht einmal die). Eine Patenschaft für ein hungerndes Kind kostet nur 15 Euro monatlich und ist in weniger als fünf Minuten abgeschlossen: zum Beispiel hier oder hier oder hier. 15 Euro für ein bisschen Hoffnung. 15 Euro für einen Regenbogen, der verhindern kann, dass ein kleines Leben zu schnell dem Ende entgegenstürzt: Gibt es ein schöneres Weihnachtsgeschenk?


WAS STEHT AN?

Der Bundespräsident hat keine exekutive Macht. Aber er hat die Macht der Sprache. Frank-Walter Steinmeier nutzt dieses Instrument macht- und kraftvoll. Jüngst setzte er auf dem Gemeindetag des Zentralrats der Juden einen starken Appell gegen den wachsenden Antisemitismus. Morgen wird er sich in seiner Weihnachtsansprache an die ganze Bevölkerung richten. Das Thema seiner Amtszeit sind die Demokratie und ihre praktische Gestaltung im Leben der Bürger. Wenn immer mehr Menschen sich abgehängt fühlen, wenn die Ressentiments ebenso wachsen wie die Ignoranz, wenn die Sitten im Alltag verrohen – auf der Straße, in der Nachbarschaft, im Internet –, wenn Hass und Gewalt gegen Minderheiten zunehmen, dann läuft etwas falsch in unserem Land. Dann braucht es einen Aufstand der Anständigen. Dann braucht es auch mehr Disziplin. Und es braucht die Erkenntnis, dass unsere Demokratie nur dann intakt bleibt, wenn jede und jeder sich tatkräftig für sie einsetzt. Das ist unsere Verantwortung als mündige Bürger. Klingt so einfach, ist es oft aber nicht. Wie sollte unser Engagement aussehen? Vom Bundespräsidenten dürfen wir dazu klare Worte erwarten.


Apropos Demokratie: Mehrere Jugendliche reichen heute beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde gegen ihren Ausschluss von der Europawahl ein. Sie fordern ein Wahlrecht ab dem Alter von 16 Jahren.


In Paris werden weitere Streiks gegen die Rentenreform von Präsident Macron erwartet. Der Bahnverkehr vor den Festtagen dürfte massiv gestört sein.


Wladimir Putin eröffnet auf der 19 Kilometer langen Brücke vom russischen Festland auf die Krim eine Bahnstrecke. Sie soll den Tourismus auf der Halbinsel ankurbeln. Die Ukraine hält die Brücke für einen Bruch internationalen Rechts. Die EU und die USA haben wegen der Annexion der Krim Sanktionen gegen Russland verhängt.

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WAS LESEN UND ANSCHAUEN?

Auch Donald Trump hat Sanktionen verhängt: gegen jene Firmen, die am Bau der Gas-Pipeline Nord Stream 2 in der Ostsee beteiligt sind. Warum genau hat der US-Präsident das gemacht, ist das Projekt ernsthaft gefährdet – und wie wollen Deutschland und Russland nun weitermachen? Die Kollegen der "Zeit" geben uns den Überblick.


Für Christen zählt Weihnachten zu den wichtigsten Festen. Aber auch viele Nichtgläubige geben sich gern der andächtigen Stimmung hin. Neugierige wiederum mögen fragen: Wie kommt es eigentlich, dass wir Menschen in allem einen Sinn suchen, dass wir glauben oder zweifeln? Der "Spiegel"-Autor Manfred Dworschak hat zu diesen existenziellen Fragen vor einigen Jahren eine spannende Titelgeschichte verfasst.


Was war denn da los? Dem Fischer Joshua Phillips ist etwas reichlich Kurioses widerfahren. Meiner Kollegin Sandra Sperling hat er erzählt, wie es dazu kam.


WAS AMÜSIERT MICH?

Verabschieden möchte ich mich von Ihnen mit einem praktischen Hinweis. Und ich wage zu behaupten, dass in den verbleibenden Stunden bis zur Bescherung morgen Abend etliche Leser über den folgenden Hinweis sehr froh sein werden (andere werden einfach nur staunen). Denn bestimmt kennen Sie das: Es ist höchste Zeit, die Geschenke einzupacken, aber das blöde Papier reicht nicht. Zu knapp abgeschnitten. Nicht mehr genug auf der Rolle. Läden schon zu. Oder jetzt echt keine Zeit mehr, noch mal loszugehen. Also doch das schnöde Zeitungspapier nehmen? Iwo! Für die gestressten Geschenke-Einpacker unter uns gibt es eine ganz einfache Lösung.

Ich bedanke mich für Ihre Treue in diesem Jahr und wünsche Ihnen frohe, behagliche Weihnachtstage. Kommen Sie gut ins neue Jahr. Am 6. Januar sind der Tagesanbruch und sein Autor wieder für Sie da. Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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