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Tagesanbruch: Donald Trump muss jetzt einen kühlen Kopf bewahren


Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Was heute wichtig ist
Trump muss drei wichtige Fragen beantworten

  • Florian Wichert
MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 17.09.2019Lesedauer: 7 Min.
Donald Trump.Vergrößern des Bildes
Donald Trump. (Quelle: Manuel Balce Ceneta/ap)
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages, heute von mir als Stellvertreter von Florian Harms:

WAS WAR?

Die EU sprach von einer "Bedrohung der regionalen Sicherheit", der deutsche Außenminister Heiko Maas nannte die Lage "außerordentlich besorgniserregend". US-Außenminister Mike Pompeo beschuldigte sogleich den Iran. US-Präsident Donald Trump twitterte, die USA stünden mit "geladener Waffe" bereit, und der Ölpreis stieg zeitweise so stark wie seit dem Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre nicht mehr.

Nach den Attacken auf eine der größten Ölraffinerien überhaupt in Saudi-Arabien herrschte gestern weltweit Alarmstimmung.

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Überall steigt die Sorge, dass die Lage endgültig eskaliert. Die EU-Kommission, Großbritannien oder Deutschland: Alle mahnten gestern, keine Schuldzuweisungen vor Prüfung der Fakten vorzunehmen.

Aber was sind überhaupt die Fakten? Fest steht nur, dass die Angriffe am Samstagmorgen gegen 3.31 Uhr und 3.42 Uhr (Ortszeit) passierten. Dass es sich um mehrere Explosionen auf den Anlagen des saudischen Ölkonzerns Saudi Aramco in Khurais und Abqaiq handelte. Dass die Ölproduktion dort dramatisch eingebrochen ist – auf rund 5,7 Millionen Barrel, also rund die Hälfte des sonst üblichen Fördervolumens. Dass sich zunächst die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Jemen zu dem Anschlag bekannten.


Die US-Regierung geht weiter davon aus, dass die Attacken aus dem Iran oder Irak verübt wurden. Auf gestern veröffentlichten Satellitenaufnahmen seien mindestens 17 Einschläge zu erkennen und diese seien durch Angriffe aus nördlicher oder nordwestlicher Richtung verursacht worden, was eher für Irak oder Iran spreche, berichtet die "New York Times" nach einem Hintergrundgespräch mit US-Regierungsbeamten. Der Jemen liegt südlich von Saudi-Arabien. Von einem Beweis kann noch nicht die Rede sein.

Noch eine neue Erkenntnis: Alles deute darauf hin, "dass die Waffen, die bei beiden Angriffen genutzt wurden, aus dem Iran stammten", wie der Sprecher der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition, Turki al-Maliki, vor Journalisten in Riad sagte. Auch das ist noch nicht der Beweis, dass der Iran dahinter steckte.

Nun hängt alles an US-Präsident Trump, dem Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte.

Der überraschte in der Nacht zunächst mit der Aussage, er wolle einen Krieg mit dem Iran "sicherlich vermeiden". "Ich will keinen Krieg mit irgendjemandem", so Trump. Es sehe danach aus, dass der Iran Urheber der Angriffe sei. Die Untersuchungen würden aber andauern. Aussagen, die Hoffnung machen, dass Trump erst abwartet und dann handelt. Kann Trump etwa auch mit Besonnenheit regieren?

Eine andere Aussage klang dagegen Trump-typischer.

"Das war ein sehr großer Angriff. Er könnte von unserem Land sehr leicht mit einem viel, viel größeren Angriff erwidert werden."

Bis dahin muss Trump allerdings noch diverse Fragen beantworten: Können die USA dem Iran wirklich nachweisen, hinter den Angriffen zu stecken? Will er die völlige Eskalation ohne weitere Verbündete? Nimmt er auch die Folgen für ihn persönlich in Kauf, weil ihm ein Krieg eine Wiederwahl als Präsident 2020 erschweren würde?

Trump muss jetzt einen kühlen Kopf bewahren.


Die Johnson-Show geht unvermittelt weiter, erfolgreicher wird sie indes nicht. Gestern hätte der britische Premierminister bei seinem Essen auf neutralem Boden in Luxemburg mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einen großen Schritt in Richtung Brexit-Lösung machen können. Hätte.

Denn das erste Treffen der beiden überhaupt endete ohne Durchbruch – und offensichtlich auch ohne jede Annäherung. Juncker stellte fest, dass es an Großbritannien sei, umsetzbare und mit dem bereits fertigen Austrittsabkommen zu vereinbarende Vorschläge zu unterbreiten. Dies sei allerdings nicht passiert. Johnson verkündete später im TV, er sehe die EU in der Pflicht, die umstrittene Backstop-Passage aus der Vereinbarung zu streichen.

Der Tiefpunkt des Luxemburg-Aufenthaltes: Johnson schwänzte die Pressekonferenz mit Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel, stapfte einfach am Pult vorbei. Wie er später erklärte, sei es ihm davor zu laut gewesen. Johnson manövriert sich immer mehr in eine Sackgasse. Einziger Lichtblick: Er verkündete, dass er nun die Gespräche mit Juncker intensivieren wolle.

Auch unabhängig von den Gesprächen mit Brüssel geht das Schmierentheater Brexit in Großbritannien weiter – noch diese Woche mit der anstehenden Entscheidung des höchsten britischen Gerichts zur Parlamentszwangspause. Nachdem Johnson das Parlament am 10. September in eine fünfwöchige Pause geschickt hatte, sollen die Abgeordneten eigentlich erst am 14. Oktober wieder zusammentreten. Das höchste schottische Gericht erklärte die Zwangspause allerdings für unrechtmäßig, woraufhin die Regierung ankündigte, diese Entscheidung anzufechten. Heute befasst sich der Supreme Court mit dem Fall – vermutlich bis Freitag.


WAS STEHT AN?

Israel wählt heute ein neues Parlament – schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Im April war es Ministerpräsident Benjamin Netanjahu trotz einer Mehrheit des rechts-religiösen Lagers nicht gelungen, eine Regierung zu bilden. Ob das diesmal gelingt?

Umfragen zufolge wird es wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Netanjahus Likud-Partei und dem oppositionellen Bündnis der Mitte von Ex-Militärchef Benny Gantz. Netanjahus Rivale Avigdor Lieberman von Israel Beitenu (Unser Haus Israel) gilt als Königsmacher. Wahlergebnisse soll es bis Mittwochmorgen geben.

Die Situation ist vertrackt. Nach der letzten Wahl hatte Lieberman Netanjahu seine Unterstützung verweigert. Er macht sich stark für eine große Koalition von Likud und Gantz' Blau-Weiß. Gantz ist dazu aber nur bereit, wenn Netanjahu nicht wieder Regierungschef wird – angeblich aufgrund der Korruptionsvorwürfe gegen Netanjahu. Die sorgen auch dafür, dass für Netanjahu noch mehr auf dem Spiel steht, als das Amt des Ministerpräsidenten.


Als Nelja am 2. Juli 2019 geboren wird, ahnen die Eltern nichts von der Fehlbildung ihrer Tochter. Doch der Säugling hat nur eine voll ausgebildete Hand. Bis die Fälle aus Gelsenkirchen vergangene Woche bekannt wurden, glaubten die Eltern noch an eine Laune der Natur. Meine Kollegin Sandra Simonsen hat mit Nadine Bach, der Mutter von Nelja, gesprochen. Diese berichtete von ihren Vermutungen zu möglichen Ursachen für die Fehlbildung der Hand. Das Gespräch lesen Sie heute Vormittag auf unserer Seite.

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Die Summen, die im Fußball ausgegeben werden, sind schon seit Jahren so unfassbar hoch, dass man sie als Fan eigentlich nur noch als Zahlen wahrnimmt, unter denen man sich nichts mehr vorstellen kann. Selbst in Deutschland, wo die Vereine stets Vernunft predigten und sich nicht von dem Wahnsinn anstecken lassen wollten. Nun hat allerdings der FC Bayern in diesem Sommer 143,5 Millionen Euro bezahlt, um neue Spieler zu kaufen oder zu leihen. Noch nie hat ein deutscher Klub so viel Geld in die Hand genommen.

Was in Deutschland unglaublich viel ist, ist in Europa ganz normal. Selbst der FC Sevilla, Inter Mailand oder Aston Villa haben mehr ausgegeben – obwohl diese Klubs in den letzten Jahren weit von der europäischen Spitze entfernt waren. Ein Irrsinn, der Jahr für Jahr noch verrückter wird.

Können die deutschen Vereine da auf lange Sicht überhaupt noch sportlich mithalten? Diese Frage bekommen wir vielleicht schon in dieser Woche beantwortet. Denn heute beginnt die neue Saison in der Champions League. Dortmund spielt um 21 Uhr gegen den großen FC Barcelona (Liveticker gibt es natürlich bei t-online.de), Leipzig bei Benfica Lissabon, Bayern morgen gegen Roter Stern Belgrad und Leverkusen gegen Lokomotive Moskau. Fragt man unseren Kolumnisten Stefan Effenberg, scheitert nur einer der vier deutschen Starter. In seiner Kolumne hat er eine Prognose für die Bundesligisten gewagt und seine Topfavoriten genannt. Sportchef Robert Hiersemann und ich haben zudem über eine seiner Thesen diskutiert: dass Bayern nicht zu den Topfavoriten auf den Titel gehört – trotz aller Investitionen.

Den "Zweikampf der Woche" gibt es neuerdings auch als Podcast. Ich bin gespannt, ob er Ihnen gefällt. Hier können Sie ihn beispielsweise bei Spotify oder Deezer kostenlos abonnieren.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

Der Wirbel um die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt nimmt einfach nicht ab. Schon zum Start am vergangenen Wochenende standen die Reporter draußen auf dem Messegelände und nicht drinnen vor den neuen Autos. Statt über technische Innovationen berichteten sie über die lauten Proteste dagegen: Tausende Demonstranten blockierten die Zugänge zur Messe – die mehr saubere Autos zeigt als je zuvor.

Es ist schon etwas paradox: Nie waren die Autos umweltschonender. Nie waren die Abgasvorgaben an die Autobauer strenger. Nie wurde so viel über das Klima debattiert. Und der IAA – es ist die 68. – steigen trotzdem die Demonstranten aufs Dach. Wo waren sie eigentlich während der vorangegangenen 67 Messen, auf denen PS und Hubraum noch bejubelt wurden – und nicht ausgebuht?

Mein Kollege Markus Abrahamczyk hat dazu eine klare Meinung. Er kann die Demonstranten grundsätzlich verstehen, weil nicht nur deren Geduld, sondern auch die Zeit zum Handeln knapper wird. Ein grundlegendes Umdenken sei entsprechend wichtig und richtig. Aber: Messe-Zugänge blockieren, Besuchern den Zutritt verbieten – das rettet nicht das Klima, sondern zerstört die Diskussionsgrundlage. Hier finden Sie seine Forderung an die IAA-Demonstranten.


DIE GUTE NACHRICHT

Wo wir gerade beim Klima sind: Das Ozonloch über der Antarktis könnte in diesem Jahr eines der kleinsten sein, das in den letzten drei Jahrzehnten beobachtet wurde. Das berichtet die BBC, die sich auf Wissenschaftler des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) bezieht. Dieser ist ein Dienst des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage und liefert kontinuierlich Daten zur Zusammensetzung der Atmosphäre. Das Ozonloch sei nicht mal halb so groß wie normalerweise Mitte September.


WAS AMÜSIERT MICH?

Neues Auto, neue Heizung, bessere Dämmung: Die Regierung plant Milliarden ein, um so den CO2-Ausstoß zu senken. Aber was, wenn diese Anreize erneut nicht reichen? Die Koalition ist uneins, soll aber einen Plan B in der Hinterhand haben.

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag. Morgen schreibt wie gewohnt Florian Harms für Sie.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

Den täglichen Newsletter von Florian Harms hier abonnieren.

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