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Tagesanbruch: Verstörende Szenen an der kroatischen Grenze


Meinung
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Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

  • Peter Schink
MeinungVon Peter Schink

Aktualisiert am 17.12.2018Lesedauer: 4 Min.
Flüchtlinge in einem Lage im bosnischen Bihac. Von hier versuchen sie, über die Grenze nach Kroatien zu gelangen.Vergrößern des Bildes
Flüchtlinge in einem Lager im bosnischen Bihac. Von hier versuchen sie, über die Grenze nach Kroatien zu gelangen. (Quelle: Matteo Trevisan/imago-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

ich hoffe, Sie hatten einen schönen dritten Advent. Heute starte ich als Stellvertreter von Florian Harms mit Ihnen in die letzte Woche vor Weihnachten. Hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Ich beginne mit einem wenig weihnachtlichen Thema. Es sind verstörende Szenen. Menschengruppen werden von kroatischen Grenzpolizisten durch den Wald geführt, Flüchtlinge offenbar. Einer von ihnen wird getreten. Die Gruppe geht zu Fuß über die grüne Grenze Richtung Bosnien. Wenig später kommen die Grenzer ohne die Flüchtlinge zurück. Der Wegesrand ist gesäumt von Müll, Hunderte müssen hier schon abgeführt worden sein.

Die NGO "Border Violence Monitoring" hat innerhalb von nur zwei Wochen heimlich mindestens 368 Migranten gefilmt, die aus Kroatien in Richtung Bosnien laufen mussten. Journalisten der ARD haben nachrecherchiert und sind sich sicher, es kann sich nur um illegale Ausweisungen aus der EU handeln.

Kroatien reagiert brüskiert: Es habe sich um legale Zurückweisungen gehandelt, heißt es wenige Stunden später. Die aber sind nur möglich, wenn ein Flüchtling keine gültigen Papiere hat.

Das Land steht unter Druck. Kroatien hat eine 1.376 Kilometer lange EU-Außengrenze (siehe Karte unten) und möchte gerne Mitglied im EU-Schengenraum werden. Deshalb möchte die Regierung beweisen, dass sie ihre Außengrenze schützt. Und nicht erst seit heute gibt es immer wieder Berichte über massive Menschenrechtsverletzungen an der Grenze.

Dazu kommt dieses Wochenende die entsprechende Inlandsmeldung. Der Bund geht von nur noch 166.000 Erstanträgen auf Asyl im Jahr 2018 aus. Ich frage mich, um welchen Preis und mit welchen Mitteln wir unsere EU-Außengrenze im Moment schützen.

Es ist eine komplizierte und vielschichtige Debatte, es gibt kein einfaches Richtig oder Falsch. Sehr wohl aber eine einfache Unterscheidung zwischen menschlich und unmenschlich. Welche "westlichen Werte" haben wir noch zu verteidigen, wenn Europa so mit Menschen umgeht?

Und dann doch noch eine andere Geschichte aus der Weihnachtszeit. Ich war gestern beim Weihnachtsmann. Glauben Sie nicht? Ich musste nur etwa 100 Kilometer weit fahren – bis Himmelpfort im Norden Brandenburgs. Da sitzt er in einem Postamt. Und überreicht Schokolade an Kinder. Im offiziellen Weihnachtspostamt kommen jedes Jahr ungefähr eine Viertelmillion Wunschzettel von Kindern an, aus mehr als 60 Ländern. Die meisten Auslandsbriefe kommen übrigens aus Taiwan.

Apropos Weihnachten. Sind Sie bei der Arbeit schon nicht mehr richtig motiviert? Ich sage Ihnen, Sie sind damit nicht allein. Schon am 13. Dezember war ein Viertel aller Arbeitnehmer gedanklich in den Ferien. Sagt zumindest eine Studie. Zum Jahresende wenig verwunderlich.

Eine Meldung freut mich besonders, der ich in München in der Nähe des Grünwalder Stadions aufgewachsen bin. Wer mit der Fußball-Geografie der Stadt vertraut ist, ahnt es vielleicht: Ich freue mich heute mit dem BVB. Der ist an diesem Wochenende vorzeitig Herbstmeister geworden. Wenn das nicht gute Aussichten für 2019 sind.

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WAS STEHT AN?

Heute gibt es mal wieder Nachrichten über Donald Trump. Die Nachrichten kommen aus Genf. Turnusgemäß wird dort heute die Wirtschaftspolitik der USA begutachtet. Jedes große Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) muss alle zwei Jahre über seine Handelspolitik informieren. Das Land legt einen Bericht vor, ebenso das WTO-Sekretariat, und Mitglieder können dem betreffenden Land Fragen stellen. Trump wird das vermutlich herzlich wenig interessieren.

In Bangkok wurde unter 93 Kandidatinnen eine neue "Miss Universe" gewählt – die Gewinnerin, die 24-jährige Catriona Gray, stammt von den Philippinen. Deutschland war mit Céline Willers aus Stuttgart vertreten. Doch die eigentliche Aufregung entstand, weil sich zu der etwas aus der Zeit gefallenen Veranstaltung die 27-jährige Miss Spanien angekündigt hatte. Angela Ponce kam als Junge zur Welt. Und war die erste Transfrau bei der Wahl zur "Miss Universe".

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WAS LESEN?

Auf jeden Fall sollten Sie unseren Aufruf lesen. Wir gründen einen Leserbeirat. Weil wir daran glauben, dass wir eine gute Nachrichtenseite nur gemeinsam mit Ihnen, unseren Lesern, machen können. Weil wir uns weiterentwickeln wollen. Und uns dabei auf Ihre Mithilfe freuen.

Über die Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Kattowitz lässt sich viel lesen. Mich haben vor allem zwei Stücke beeindruckt. Die Kollegen von "Zeit"-Online haben sehr klug aufgeschrieben, was jeder von uns zum Klimaschutz beitragen kann. Und beim ARD-Weltspiegel gab es gestern gleich mehrere Stücke zum Thema. Besonders beeindruckt hat mich eine Reportage aus Brasilien. Wo einige Bauern auf die naheliegende Idee kamen, statt auf Monokulturen auf eine Mischbepflanzung zu setzen. Und siehe da: Die Bananenstauden tragen nun ein Vielfaches an Früchten.

Unser Kollege Jonas Mueller-Töwe hat eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion in die Finger bekommen. Die Abgeordneten wollten wissen, wie die Bundesregierung die Arbeit der russischen Medien in Berlin einschätzt. Die Antwort des Innenministeriums ist wenig diplomatisch: Die Artikel würden "in ihrer Gesamtschau die Haltung der russischen Regierung in propagandistischer Weise verbreiten". Eben das hatten wir schon berichtet. Ich frage mich, welche adäquaten Mittel stehen dem Rechtsstaat eigentlich zur Verfügung, um dagegen vorzugehen?

Ein Interview möchte ich Ihnen noch ans Herz legen, ohne zu viel zu verraten. Es geht um die verlorene Wahl des Friedrich Merz. Der Historiker und Merz-Anhänger Andreas Rödder erklärt die Sehnsucht nach Konservativismus.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Dieses Foto.

Unser US-Korrespondent ist gerade zu Besuch in der Berliner Redaktion. Und hat mit einem Bild von seiner Arbeit berichtet: Ein kleiner Junge mäht den Rasen des Weißen Hauses. Der Junge wünschte sich sehr, Donald Trump einmal zu zeigen, wozu er in der Lage ist. Und der US-Präsident nutzte das ... na klar, für einen Tweet. "GREAT job this morning!"

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Und wenn Sie genug von schaurigen Polit-Storys aus Washington haben, lohnt sich ein Blick auf den 35.000 Einwohner zählenden Ort namens Peachtree City in Georgia. Dort gibt es 160 Kilometer Wege, auf denen Autos nicht fahren dürfen. Sie wurden für die 11.000 registrierten Golf Carts gebaut. Die Bürgermeisterin nimmt uns mit auf eine Spritztour. Ich liebe die US-Amerikaner für das: Etwas anpacken, wenn man es für das Richtige hält.

Ich wünsche Ihnen nun eine entspannte Vorweihnachtswoche. Morgen übernimmt Florian Harms wieder an dieser Stelle.

Ihr Peter Schink
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Twitter: @peterschink

Mit Material von dpa.

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