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Tagesanbruch: Heiko Maas besucht Auschwitz – geben wir der Toleranz eine Stimme!


Meinung
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Tagesanbruch
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MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 21.08.2018Lesedauer: 7 Min.
Außenminister Maas in AuschwitzVergrößern des Bildes
Außenminister Maas in Auschwitz (Quelle: Agencja Gazeta/Jakub Porzycki/reuters)
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

26 Jahre ist es her, dass zuletzt ein deutscher Außenminister Auschwitz besucht hat. Eine lange Zeit. Heiko Maas hat nun dafür gesorgt, dass sie nicht noch länger wird. Gestern fuhr er in das ehemalige deutsche Vernichtungslager, in dem die Nazis und ihre Schergen mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordeten. Und fand die richtigen Worte:

"Das ist der schrecklichste Ort der Welt. Hier muss man sich entscheiden: Entweder verliert man den Glauben an die Menschlichkeit, oder man gewinnt die Hoffnung oder die Kraft, dafür einzutreten, dass die Menschenwürde gewahrt wird, und tut etwas dafür. … Voll Trauer und Scham verneigen wir uns vor den Frauen, Männern und Kindern, die hier und an anderen Orten millionenfach von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Aus dem Vermächtnis der Opfer erwächst Deutschlands Verantwortung, für die unantastbare Würde des Menschen einzustehen – überall und jeden Tag. Diese Verantwortung endet nie."

Nach seinem Besuch in der Gedenkstätte rief Maas zu mehr Zivilcourage gegen Rassismus und Antisemitismus auf – und sagte einen interessanten Satz: "Ich glaube, dass die Lautstärke der Rassisten und der Antisemiten vor allen Dingen etwas mit der Stille der Übrigen zu tun hat." Die überwiegende Mehrheit in Deutschland sei für ein weltoffenes Land, artikuliere das aber zu wenig. Dabei sei dies im Kampf gegen weit verbreiteten Alltagsrassismus besonders wichtig. "Ich glaube, dass viele ihre Möglichkeiten unterschätzen, der Weltoffenheit und Toleranz eine Stimme zu geben."

Wenn Sie mich nach einem Satz des Monats fragen: Das ist er. Geben wir also der Toleranz eine Stimme!

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Vor vielen Jahren hatte ich einen ausgesprochen angenehmen Job: Ich fuhr als Lektor auf Kreuzfahrtschiffen durchs Mittelmeer. Vormittags Vorträge, nachmittags Reiseleitungen durch Libyen, Syrien oder Griechenland. An Seetagen ein Liegestuhl an Deck, Sonne auf der Haut, ein bisschen Smalltalk, so verstrichen die Tage. Es ist eine eigene Welt auf diesen Schiffen, zumindest auf den kleinen, eleganten, die nicht als Hotelburgen durch die Wellen pflügen.

Eine eigene Welt mit eigenen Gesetzen. Und mit Geschichten, die sich nur dort abspielen können. Sie sind sicher, diese Schiffe, sicherer, als man es als Landratte vermuten mag, und die Passagiere bekommen bei der Abfahrt natürlich eine Sicherheitsschulung. Deshalb kommt es sehr selten vor, dass mal jemand über Bord geht. Aber wenn der unwahrscheinliche Fall dann doch mal eintritt – dann muss der oder die Unglückliche sehr, sehr viel Glück haben, um zu überleben.

So wie die britische Urlauberin, die nun mitten in der Nacht, mitten in der kroatischen Adria von einem norwegischen Kreuzfahrtschiff gefallen ist. Zehn Stunden lang schwamm sie im Meer, harrte aus, trat Wasser auf der Stelle. Zehn. Stunden. Lang. Können Sie sich das vorstellen? Der plötzliche Sturz ins schwarze Wasser, der Schock der Kälte, die irrlichternden Sinne, auftauchen, um sich schlagen, mit den Beinen strampeln, langsam die Orientierung wiedergewinnen, sich umschauen – und am Horizont den Lichtern des entschwindenden Schiffes hinterherschauen. Und dann: nichts außer einem selbst und dem endlosen Wasser. Stundenlang. Ein Albtraum. Aber für die 47-jährige Britin endete dieser Alptraum nach zehn Stunden. Nur 1.300 Meter von der Unglücksstelle entfernt wurde sie von einem Marine-Kreuzer entdeckt und geborgen. Unversehrt. Sie habe sich im Wasser mit Singen bei Laune gehalten, sagte die Gerettete.

Ein faszinierender Fall. Der Ihnen vielleicht irgendwie bekannt vorkommt. Gibt es da nicht dieses Buch …? Genau, es gibt da dieses Buch. Den Bestseller von Sebastian Fitzek, "Passagier 23", RTL verfilmt ihn gerade. Auch dort stürzt ein Mensch mitten im Meer in die Tiefe. Fitzek hat für diesen Plot wochenlang recherchiert und kennt sich gut mit den Abenteuern der Seefahrt aus. Also hat ihn mein Kollege Lars Wienand um ein Interview gebeten und ihn gefragt, wie er den Fall der Britin einschätzt. "Die Frau muss extremes Glück gehabt haben, das ist wie ein Lottogewinn", sagt Fitzek. Warum das so ist und was er sonst noch gesagt hat, lesen Sie hier.

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WAS STEHT AN?

Sie forderten Mitbestimmung, wirtschaftliche und politische Reformen, einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz", etwas Luft zum Atmen. Sie gingen auf die Straßen, schwangen Transparente, gründeten Komitees, droschen Witze über die Okkupatoren, feierten die Freiheit. Und dann kamen die Panzer. Walzten den Protest und die Kreativität und den freien Willen nieder, stellten die Ordnung mit dem Namen Diktatur wieder her, erstickten bis zum Jahr 1989 jede Opposition. 50 Jahre ist der Einmarsch der Roten Armee und ihrer verbündeten Truppen in der Tschechoslowakei heute her, das Ende des Prager Frühlings. Damals sah die Welt dabei zu, wie eine Übermacht ein kleines Land niedermachte; die Spannung dieser Tage fühlen wir noch heute, wenn wir uns die historischen Szenen ansehen.

Und heute? Ist die Tschechische Republik ein stabiles Mitglied der demokratischen Europäischen Union. Was können wir daraus lernen? Vielleicht dies, selbst wenn es naiv klingt: Der Wunsch des Menschen nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben lässt sich in einer globalisierten Welt nicht dauerhaft unterdrücken. Ein hoffnungsvoller Gedanke für die vielen bis heute unterdrückten Völker auf unserem Globus.

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DFB-Pokal, das war gestern Abend ganz okay – aber jetzt geht es endlich mit großen Schritten in Richtung Bundesliga-Start. Wer vor dem Anpfiff am kommenden Wochenende mitreden will, sollte sich auskennen (oder zumindest so tun). Dabei helfen Ihnen meine Kollegen aus unserem Sport-Ressort: mit Meldungen zu den Last-Minute-Transfers, Prognosen, Analysen und den gepfefferten Meinungen unserer Kolumnisten Stefan Effenberg und Berti Vogts. Falls Sie im Sommerurlaub verpasst haben, was sich in den Vereinen und im Ligabetrieb geändert hat, schauen Sie doch mal kurz hier hinein: Da steht alles Wichtige drin, vom neuen Ball bis zur neuen Regel.

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Kennen Sie Felix Götze? Eben. Wie so viele Geschwister von Fußballstars ist auch der kleine Bruder des großen Mario weitgehend unbekannt. In dieser Saison will er das ändern. Dafür ist der 20-Jährige von München nach Augsburg gewechselt. Dort hat ihn mein Kollege Tobias Ruf getroffen und erfahren, wie Götze (also Felix) die Karriere seines Bruders (also Mario) als Teenager miterlebt hat. Von großem Stolz über Anfeindungen in der Schule bis zur Sorge um die Gesundheit seines älteren Bruders: Felix Götze gibt in diesem Gespräch private Einblicke – und verrät, wie er sich als Fußballer einen eigenen Namen machen will.

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Newbie, afk, spawnen, omw – alles klar? Oder verstehen Sie jetzt ebenso wenig wie ich bis gestern noch? Dann kann Ihnen mein Kollege Ali Roodsari auf die Sprünge helfen: Pünktlich zum heutigen Beginn der Computerspiele-Messe Gamescom in Köln hat er ein Quiz vorbereitet, mit dem Sie ihren Sprachschatz erweitern können. Zocker-Deutsch sozusagen. Das ist sicher nicht verkehrt, wenn man bedenkt, dass nicht nur die Messe mit mehr als 1.000 Ausstellern einen neuen Rekord anpeilt, sondern auch die Spielebranche in Deutschland immer weiter boomt. Viel Spaß also mit den Fragen. Oder besser gesagt: gl hf!

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WAS LESEN?

In einer Welt der Schatten, wo Täuschung, Lügen und Verrat zum täglichen Geschäft gehören, gibt es ein Gut, das kostbarer ist als jedes andere: Vertrauen. Wertvoll ist ein Gegenüber, dem man Glauben schenken kann. Unschätzbar sind die Wenigen, die geflüsterte, gefährliche Geheimnisse bewahren.

Deshalb laufen die Schockwellen des Frühjahrs, ausgelöst durch einen unerhörten Moment des Vertrauensbruchs, noch immer durch die Korridore der westlichen Geheimdienste. Bei einem ihrer Partner, einem eng eingebundenen Dienst im Strom und Rückstrom der Geheimnisse, waren Uniformierte an der Tür erschienen. Sie waren in Büros eingedrungen, hatten Wohnungen hochrangiger Geheimdienstler auf den Kopf gestellt, kistenweise Material fortgeschafft, dessen Brisanz kaum abzuschätzen war. Auf den Schock folgte die Stille. Niemand spricht über Sensibles mit dem kompromittierten Geheimdienst. Ob die Jagd auf islamistische Terroristen oder die Abwehr russischer Wahlbeeinflussung – einer ist nicht mehr dabei.

Warum genau die FPÖ in Österreich Polizei und Ermittler auf den eigenen Geheimdienst hetzte, ist umstritten. Sicher ist, dass die Argumente der Rechtspartei – und des Innenministers aus ihren Reihen – an Fadenscheinigkeit kaum zu überbieten sind. Manche vermuten als wahres Motiv, die Rechten im Amt wollten die Rechten am Rand vor Anti-Terror-Ermittlungen schützen. Andere fürchten, beschlagnahmte Geheimnisse könnten ihren Weg zu Wladimir Putin finden, dem FPÖ-Freund in Moskau und jahrelangen Unterstützer. Selbst die noch harmloseste Erklärung, die FPÖ hätte lediglich Top-Geheimdienstler aus dem Amt drängen und die Posten mit ihren Getreuen besetzen wollen, ist nicht dazu angetan, die Gemüter in anderen westlichen Diensten zu beruhigen.

Die Zeichen stehen an der Wand, und die Affäre in Österreich ist nur eines davon. Auch in Budapest, Rom, Athen und Warschau haben Akteure von den Rändern des politischen Spektrums ihre Hand auf die Schalthebel der Macht gelegt. Der Rest Europas mag mit den Populisten notgedrungen pragmatische Kompromisse schließen, doch Vertrauen ist ein rares Gut geworden. Dort, wo es besonders kostbar ist, werden die Schatten gerade kürzer.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Ja, es macht Mühe, aber die lohnt sich: Eine neue Sprache zu lernen öffnet Türen und erlaubt uns Einblicke in eine andere Kultur. Toll also, wenn ein beliebter Klassiker der Literatur, "Der kleine Prinz", demnächst in einer neuen zweisprachigen Ausgabe veröffentlicht wird, Deutsch auf der einen Seite und auf der anderen ... äh ... Moment ... also auf Klingonisch. Sie wissen schon, aus Star Trek. Hier geht's zur Sprachprobe. Das mit den Türen und den Einblicken muss ich mir aber wohl noch mal genauer überlegen.

Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Tag.

Ihr Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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