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Sebastian Fitzek: Gerettete Britin "muss extremes Glück gehabt haben"


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Bestseller-Autor Sebastian Fitzek
"Es verschwinden Passagiere spurlos von Kreuzfahrtschiffen"

  • Lars Wienand
InterviewVon Lars Wienand

Aktualisiert am 20.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Bestseller-Autor: Sebastian Fitzek veröffentlichte 2014 "Passagier 23", Psychothriller um das Verschwinden von Menschen vorn Bord von Kreuzfahrtschiffen.Vergrößern des Bildes
Bestseller-Autor: Sebastian Fitzek veröffentlichte 2014 "Passagier 23", Psychothriller um das Verschwinden von Menschen vorn Bord von Kreuzfahrtschiffen. (Quelle: YouTube/Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Er hat lange recherchiert zu Passagieren, die von Kreuzfahrtschiffen verschwinden und was das auslöst: Bestseller-Autor Sebastian Fitzek (46) sagt: Die Rettung einer Britin nach zehn Stunden im Meer war wie ein Lotto-Gewinn.

Mitten im Meer in die Tiefe stürzen – was einer Britin an Bord der "Norwegian Star" gerade mit glücklichem Ausgang passiert ist, ist auch Gegenstand in Sebastian Fitzeks Psychothriller „Passagier 23“, den RTL gerade verfilmt. t-online.de hat mit ihm über verschwundene Menschen auf dem Meer, den Sturz in die Tiefe und die Aussicht auf Rettung gesprochen.

Sie wissen, warum wir uns bei Ihnen melden?

Die Britin, die nach zehn Stunden aus dem Meer gerettet worden ist. Ich musste auch sofort an mein Buch denken, als ich die Nachricht gehört habe.

23 Menschen sind es in jedem Jahr, die von Bord von Kreuzfahrtschiffen spurlos verschwinden, schreiben Sie.

Das war die Zahl in dem Jahr, in dem ich das recherchiert habe. In den Jahren davor waren es zwischen einem Dutzend und 23. Inzwischen dürften es eher mehr sein, die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere und der Schiffe steigt ja auch ständig.

Und wenn jemand über Bord geht, sind die Chancen auf Rettung gering.

Auch ohne die genauen Umstände zu kennen: Die Frau muss extremes Glück gehabt haben, das ist wie ein Lottogewinn. Wenn so etwas jemand sieht und es meldet, hat ein Kreuzfahrtschiff einen Weg von bis zu drei Kilometern, bis es zum Stehen kommt. Und wenn jemand über Bord geht, dann ist der oft vom Aufprall aufs Wasser aus Höhen zwischen 30 und 50 Metern schon schwer verletzt oder gar tot. Wenn nicht, dann wird oft die Temperatur schnell zum Problem.

Kann man denn aus Versehen von Bord fallen?

Es kann verschiedene Gründe geben, aber es muss schon einiges zusammen kommen, dass so etwas passiert: extreme Winde, sehr hoher Wellengang, Menschen, die dann auf gesperrte Decks gehen, Übermut, vielleicht dazu noch Materialermüdung, aber das schließe ich bei den großen Gesellschaften heute fast aus. Mir ist auch nicht bekannt, dass schon einmal ein Kind von Bord gefallen ist. Bei weit mehr als 20 Millionen Kreuzfahrtgästen ist es eigentlich erstaunlich, dass es nicht noch mehr Fälle gibt.

Kennen Sie denn einen ähnlichen Fall von einer nach vielen Stunden auf offener See geretteten Person?

Ich kenne den Fall, der so unrealistisch ist, dass man ihn einem Autoren nicht abnehmen würde. Im Golf von Mexiko wurde ein Mann zufällig nach 22 Stunden von einem Kreuzfahrtschiff gefunden, nachdem er zuvor von Bord eines anderen Kreuzfahrtschiffs, der „Norwegian Getaway“ gestürzt war.

Und wenn ein Mensch von Bord verschwindet, dann könnte auch ein Verbrechen dahinter stecken. Das sagen Sie, weil Sie Thrillerautor sind?

So ein Schiff mit bis zu zehntausend Menschen ist wie eine Kleinstadt auf dem Wasser, und in jeder Kleinstadt gibt es auch Verbrechen. Nur, dass es an Bord keine reguläre Polizei gibt, sondern nur private Sicherheitsdienste und man sich den Gesetzen des Landes unterwirft, unter dessen Flagge das Schiff steht. Wenn nach Stunden oder Tagen das Verschwinden eines Passagiers auffällt, ist die Wahrscheinlichkeit extrem gering, dass man den Körper im Meer findet. Und wenn es keine Leiche gibt und niemand etwas gesehen hat, ist das schon nahe am perfekten Mord. Nirgendwo "besser" kann man eine Leiche entsorgen als mitten auf dem Meer.

Wie haben Sie denn zu Ihrem Buch die Fakten recherchiert?

Mit dem Buch habe ich mich mehrere Jahre beschäftigt, nachdem ich auf eine kleine Meldung gestoßen war, wie viele Menschen von Schiffen verschwinden und dass Reedereien reflexartig von Suizid ausgehen, weil das auch für sie viel einfacher ist. Ich hielt das zuerst für Seemannsgarn, aber in den USA gibt es Kanzleien, die sich darauf spezialisiert haben, Angehörige zu vertreten, die daran Zweifel haben.

Netto habe ich für das Buch dann vielleicht ein Jahr gebraucht, davon für die Recherche sicher einen Monat. Ich habe viel gelesen. Man findet aber sehr wenig Informationen über das, was sich in den unteren Decks abspielt und dass es dort etwa auch Leichenkühlschränke gibt.

Und Sie selbst machen auch Kreuzfahrten?

Meine erste habe ich schon gemacht, bevor ich damals auf diese Meldung gestoßen bin, eine Atlantiküberquerung. Inzwischen war ich bei mehreren Kreuzfahrten für Lesungen dabei. Allerdings nicht aus „Passagier 23“, das wollten die Verantwortlichen dann doch nicht. Aber ich habe das Buch schon in mehreren Bordbibliotheken gesehen.

Verwendete Quellen
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