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Früherer SPD-Chef Hans-Jochen Vogel ist tot: "Er wird fehlen"


"Er wird fehlen"
Ehemaliger SPD-Chef Hans-Jochen Vogel ist tot

Von dpa
Aktualisiert am 26.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Hans-Jochen Vogel: Der ehemalige Bundesminister der Justiz ist im Alter von 94 Jahren gestorben.Vergrößern des Bildes
Hans-Jochen Vogel: Der ehemalige Bundesminister der Justiz ist im Alter von 94 Jahren gestorben. (Quelle: photothek/imago-images-bilder)
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Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel ist tot. Er starb in München und erlag seiner Parkinson-Krankheit. Sein Leben war gezeichnet von vielen Höhepunkten, aber auch Niederlagen.

Der frühere SPD-Chef Hans-Jochen Vogel ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 94 Jahren in München, wie seine Ehefrau Liselotte Vogel der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage bestätigte.

Oberbürgermeister in München

Mit 34 Jahren wurde der 1926 in Göttingen geborene Professoren-Sohn Oberbürgermeister in München – und damit jüngstes Stadtoberhaupt einer deutschen Großstadt. Die 4.444 Amtstage an der Isar prägten Vogel stärker als spätere Stationen. Er trug dazu bei, die Olympischen Spiele 1972 nach München zu holen. Wegen heftiger Auseinandersetzungen mit der SPD-Linken warf der damalige Vertreter der Parteirechten das Handtuch und ging in die Bundespolitik.

Die Karriere von Hans-Jochen Vogel war gezeichnet von vielen Glanzpunkten, aber auch Niederlagen: Bundesbau- und Bundesjustizminister, für knapp vier Monate Regierender Bürgermeister in Berlin, SPD-Partei- und Fraktionschef – und Kanzlerkandidat. Doch er unterlag Helmut Kohl.

In der SPD galt Vogel zeitlebens als gutes Gewissen mit unerschütterlichen moralischen Grundsätzen. Abgesehen vom großen Thema "soziale Gerechtigkeit" trieb Vogel bis ins hohe Alter aber noch ein anderes Problem um: der drohende Zerfall Europas. Schon als der Austritt Großbritanniens aus der EU sich erstmals abzeichnete, sagte Vogel, dass 70 Jahre Frieden in Europa nur durch die Überwindung des Nationalismus möglich geworden seien.

Erkrankung machte Vogel lange Zeit nicht öffentlich

Seine Parkinson-Erkrankung hatte Vogel erst wenige Jahre vor seinem Tod öffentlich gemacht, bis zuletzt lebte er mit seiner Frau Liselotte in einer Seniorenresidenz in München. Hier ließ er sich – sofern es seine Gesundheit zuließ – von Freunden, Journalisten und auch Parteifreunden besuchen.

Mit ihnen diskutierte er dann auch gerne über hochaktuelle Fragen wie die Flüchtlingskrise oder die Gefahren, die von rechten Strömungen ausgehen. Wer Vogel erreichen wollte, der brauchte aus heutiger Sicht viel Geduld – bis zu seinem Tod verschmähte er Handy und Computer.

SPD: "Vorbild und Freund"

Die SPD hat Hans-Jochen Vogel als "großen Sozialdemokraten" gewürdigt. In einer Erklärung des Parteivorstands hieß es am Sonntag: "Er war der erste Vorsitzende der wiedervereinigten SPD. Er war ein großer Sozialdemokrat, ein Vorbild, ein Freund. Hans-Jochen Vogel kämpfte sein Leben lang für sozialdemokratische Werte, eine gerechte Welt und für ein einiges Europa. Er wird fehlen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Vogel als eine der "prägenden politischen Persönlichkeiten der Nachkriegszeit" gewürdigt. "Sein Wirken war und ist Inspiration und Vorbild für viele Menschen in Deutschland", erklärte die Kanzlerin auf Twitter. Sie sei in Gedanken bei der Familie des Verstorbenen.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Witwe Liselotte Vogel. "Wir haben einen Mann verloren, der die deutsche Sozialdemokratie und die Politik unseres Landes maßgeblich geprägt hat", schrieb Steinmeier am Sonntag. "Ich bin sehr bewegt und traurig über diese Nachricht. Der Tod Hans-Jochen Vogels ist für mich auch persönlich ein großer Verlust."

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken schrieb auf Twitter: "Deutschland und die SPD haben Hans-Jochen Vogel viel zu verdanken." Er habe wie kaum ein anderer für Verständnis und Fürsorge, Demokratie und Menschlichkeit gestritten. Generalsekretär Lars Klingbeil schrieb: "Mit Hans-Jochen Vogel ist ein ganz großartiger Mensch von uns gegangen. Jemand, der dieses Land über Jahrzehnte geprägt hat und dem wir alle viel zu verdanken haben."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) schrieb, Deutschland verliere eine "herausragende Persönlichkeit". "Über Parteigrenzen hinweg genoss er durch seine glaubwürdige Politik und authentische Art höchstes Ansehen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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