"Extrem schädlich und selbstzerstörerisch" CDU-Politiker geißeln Attacken auf Merkel und Kramp-Karrenbauer
Die Personaldebatte in der Union nach der Pleite in Thüringen geht weiter. CDU-Abgeordnete ermahnen in einem offenen Brief ihre Kollegen scharf.
Prominente CDU-Politiker haben die parteiinternen Attacken gegen Kanzlerin Angela Merkel und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer verurteilt. "Das Verhalten Einzelner war extrem schädlich für die CDU und selbstzerstörerisch", heißt es in dem offenen Brief, den der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen auf Twitter verbreitete.
"Die vorgebrachten Attacken waren ebenso politisch kopflos wie maßlos in Stil und Inhalt", heißt es dort weiter. Die Bundestagsabgeordneten fordern von ihren Kollegen, "dieses Verhalten sofort einzustellen". Es habe in den letzten Tagen "keinen einzigen substanziellen Beitrag zur Erneuerung der CDU" gegeben.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Die Erklärung ist von 15 CDU-Abgeordneten unterzeichnet worden, neben Röttgen unter anderem von Katja Leikert, Johann Wadephul und Elisabeth Winkelmeier-Becker.
Historische Schlappe in Thüringen
Die historische Schlappe der CDU bei der Landtagswahl in Thüringen hatte den Machtkampf und Richtungsstreit in der Partei neu entfacht. Die CDU war auf das historische Tief von 21,8 Prozent abgesackt und hinter Linkspartei und AfD nur noch auf Platz drei gelandet. Vor dem CDU-Parteitag am 22. und 23. November in Leipzig zeichnet sich deshalb ein Konflikt um die Kanzlerkandidatur der Union ab.
Mehrere Unionspolitiker hatten in den vergangenen Tagen sowohl CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer als auch Kanzlerin Angela Merkel scharf kritisiert. Daraufhin hatten andere ein Ende der Attacken gefordert. "Die SPD soll uns ein mahnendes Beispiel sein", sagte Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann im RTL/n-tv-"Frühstart". Die CDU müsse von der Personaldebatte wegkommen, hin zu einer Zukunftsdebatte.
Neue Kritik von CDU-Mittelstands-Chef
"Diese Konzentration auf eine Person, ob Frau Kramp-Karrenbauer, ob Friedrich Merz, Jens Spahn, ob Armin Laschet, oder wer da alles im Gespräch ist. Man tut denen nichts Gutes und die wollen das, glaube ich, auch nicht", sagte Linnemann. Er plädierte dafür, sich nach Ende der Personaldebatten in CDU und SPD zusammenzusetzen und zu entscheiden, ob man die große Koalition weiterführen wolle, jedoch müsse dann der Koalitionsvertrag noch mal überarbeitet werden.
- Personalstreit: Wird Markus Söder Kanzlerkandidat?
- Machtkampf oder Rache: Was will Friedrich Merz?
Neue Kritik an der CDU-Spitze kam dagegen vom Vorsitzenden des Parlamentskreises Mittelstand der Unionsfraktion, Christian von Stetten: "Allein die Tatsache, dass im CDU-Bundesvorstand ernsthaft über eine mögliche Zusammenarbeit mit den Kommunisten der Linkspartei diskutiert wurde, zeigt doch, in welche falsche Richtung sich die Parteiführung und das Kanzleramt entwickelt haben", sagte er der "Rheinischen Post". Er sei nicht bereit, diese Entwicklung widerspruchslos zu akzeptieren.
- Offener Brief via Norbert Röttgen
- Nachrichtenagentur dpa