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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Kann nichts Rechtsextremes finden" Hakenkreuz und Nazi-Zeltlager – Gauland steht zu Kalbitz
Brandenburgs AfD-Chef besuchte Neonazi-Zeltlager und fuhr mit Gleichgesinnten nach Athen – dort hisste die Gruppe eine Hakenkreuz-Flagge. AfD-Chef Gauland sieht darin kein Problem.
Trotz der rechtsextremen Biografie des Brandenburger AfD-Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz kann AfD-Bundesvorsitzender Alexander Gauland "nichts Rechtsextremes in ihm finden". Das sagte der AfD-Chef im ARD-Sommerinterview, das am Sonntagabend ausgestrahlt wurde. Fraktionschef Kalbitz sei "ein bürgerlicher Mensch". Er solle den Posten weiter ausüben. Er mache das gut.
Hakenkreuzflagge am Hotel
Kalbitz war zuletzt die Teilnahme an einer Demonstration der Neonazi-Partei "Golden Morgenröte" in Athen nachgewiesen worden. Dorthin war er 2007 laut einem BKA-Vermerk mit anderen Neonazis gereist, wie der "Spiegel" berichtete. Vor Ort hisste die Reisegruppe eine Hakenkreuz-Flagge am Hotel. Unter den Mitreisenden war auch der damalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt. Kalbitz gab die Reise kurz vor der Wahl in Brandenburg zu.
Zuvor hatte Kalbitz nach rbb-Recherchen bereits die Teilnahme an Zeltlagern der paramilitärischen Neonazi-Gruppen "Heimattreue Jugend" und "Heimattreue Deutsche Jugend" einräumen müssen, die sich in Programm und Symbolik an die Hitlerjugend anlehnten. Sowohl Anfang der Neunziger Jahre als auch im Jahr 2007 besuchte Kalbitz die Veranstaltungen, die vor allem zur Indoktrination von Kindern und Jugendlichen mit nationalsozialistischer Ideologie dienten. Die "Heimattreue Deutsche Jugend" wurde wenig später verboten. Laut Szenekennern handelte es sich bis dato um eine verschworene Gemeinschaft, zu der Außenstehende keinen Zugang hatten.
Vielzahl weiterer Kontakte
Neben der Teilnahme an den rechtsextremen Camps und der Demo in Athen hatte Kalbitz nach und nach eine Vielzahl von Kontakten zu Rechtsextremisten und rechtsextremen Organisationen einräumen müssen – unter anderem übernahm er von 2010 bis 2015 den Vorsitz eines Vereins, der von einem SS-Mann gegründet wurde. Dort saß er mit einem NPD-Mitglied im Vorstand.
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Zudem stand Kalbitz laut "Spiegel" in Email-Kontakt mit dem verurteilten Terroristen Horst Mahler. Laut "Welt" wirkte er an Filmen mit, die den Nationalsozialismus verharmlosen. Heute gibt Kalbitz an, er distanziere sich von Rechtsextremismus – ebenso wie seine Partei. Der rechtsradikale "Flügel" der Partei, dem Kalbitz angehört und dessen Gründung Gauland unterstützte, wird allerdings vom Verfassungsschutz als sogenannter Prüffall eingestuft.
- ARD: Sommerinterview mit Alexander Gauland
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa