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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutliche Ansage bei Konzert Grönemeyer bezieht Stellung – und wird von Rechten angegriffen
Sänger Herbert Grönemeyer macht sich mit einer scharfen Ansage gegen Rechte Feinde bei AfD und Neonazis. Doch auch der Zuspruch ist groß. Grönemeyers Rede im Wortlaut.
Deutschpop-Star Herbert Grönemeyer hat auf einem Konzert in Wien klare Ansagen gemacht: Mit einer emotionalen Rede appellierte er am Wochenende an die Konzertbesucher, Angriffen von Rechtsradikalen nicht zu weichen und ein gesellschaftliches Gegengewicht zu bilden. Schnell verbreitete sich eine Aufnahme der Rede in sozialen Medien – und fand erheblichen Zuspruch. Die Ansage Grönemeyers im Wortlaut.
Grönemeyer muss Jubel übertönen
"Und ich kann mich nicht erinnern in meinem Leben in Zeiten – ich kannte das nur vom Hörensagen – in Zeiten zu leben, die so zerbrechlich, so brüchig und so dünnes Eis sind. Und ich glaube, es muss uns klar sein, auch wenn Politiker schwächeln – und das ist, glaube ich, in Österreich nicht anders als bei uns in Deutschland – dann liegt es an uns, zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat. Und wer versucht, so eine Situation der Unsicherheit zu nutzen für rechtes Geschwafel, für Ausgrenzung, Rassismus und Hetze, der ist fehl am Platze."
Über dem aufbrandenden Jubel des Publikums muss Grönemeyer an dieser Stelle die Stimme selbst am Mikrofon deutlich heben, um durch den Beifall zu dringen.
"Die Gesellschaft ist offen, humanistisch, bietet Menschen Schutz ... – und wir müssen diesen Menschen so schnell wie möglich und ganz ruhig den Spaß daran austreiben. Keinen Millimeter nach rechts! Keinen einzigen Millimeter nach rechts! Und das ist so und das bleibt so!"
Der Song "Fall der Fälle"
Die Rede dient als Anmoderation zu Grönemeyers Song "Fall der Fälle", der ebenfalls in die Zeile "Kein Millimeter nach rechts" gipfelt und vor den Gefahren des Faschismus warnt. Es stammt vom Ende 2018 erschienenen Album "Tumult", das auch der Tour seinen Namen leiht und als das bislang politischste Werk Grönemeyers gilt. Das Video der Songansage fand schnell Verbreitung in sozialen Medien und erheblichen Zuspruch.
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So positiv das Publikum auf Grönemeyer reagierte und je größer der Zuspruch wurde, desto schärfer wurden am Wochenende auch die Attacken von Rechten auf den Musiker. Besonders die AfD befeuerte die Kritik an Grönemeyer. Seine Rede stehe denen der Nationalsozialisten – also den Massenmördern des Dritten Reichs, mit denen AfD-Politiker trotz vielfach belegter ideologischer Nähe selbst nicht verglichen werden wollen – in nichts nach.
Zu einem ähnlich schiefen Vergleich ließ sich auch der linke Autor und "Aufstehen"-Initiator Bernd Stegemann hinreißen. Der Grünen-Politiker Ralf Fücks, der 2017 das Zentrum Liberale Moderne gründete, teilte die Kritik an Grönemeyers Rede ebenfalls. "Wir verteidigen die Demokratie nicht mit autoritären Fantasien." Er betonte allerdings: "Aber alle Sportpalast/Goebbels-Vergleiche sind völlig abgedreht."
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Unterstützung erhielt Grönemeyer hingegen von Außenminister Heiko Maas, der das Video im Kurzbotschaftendienst Twitter weiter verbreitete. "Es liegt an uns, für eine freie Gesellschaft einzutreten und die Demokratie gemeinsam zu verteidigen", schrieb der SPD-Politiker. "Danke an Herbert #Groenemeyer und allen anderen, die das jeden Tag tun." Der Musiker hatte sich in der Vergangenheit schon oft entsprechend geäußert. Unter anderem spielte er auch in Chemnitz beim "Wir bleiben mehr"-Konzert, wo er sich ähnlich positionierte.
- eigene Recherchen
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa