"Das ist Nazi-Jargon" CSU reagiert auf "widerwärtige" AfD-Beleidigungen
Mit wüstem Gossen-Vokabular beleidigt ein AfD-Landeschef führende Politiker der Union. "Zutiefst antibürgerlich" sei das, gibt der CSU-Generalsekretär zurück. "Heute sind die letzten Sicherungen geflogen."
Die CSU-Spitze hat die Attacken von AfD-Landeschef Martin Sichert auf die CSU und andere Parteien scharf zurückgewiesen. "Das ist Nazi-Jargon: Menschen verächtlich machen und den politischen Gegner aufs Übelste verunglimpfen. Damit ist klar: Die AfD ist eine zutiefst antibürgerliche Partei", sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume. "Heute sind die letzten Sicherungen geflogen. Mit der ungeheuerlichen verbalen Entgleisung hat die AfD den demokratischen Diskurs endgültig verlassen."
"Hure" und "Domina"
Bayerns bisheriger AfD-Chef Martin Sichert hatte zuvor zum Auftakt des Landesparteitags Union, SPD und Grüne scharf attackiert – und besonders CSU-Chef Markus Söder, Innenminister Horst Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel aufs Übelste beschimpft. Söder habe "Seehofer inzwischen als Hure der bayerischen Politik abgelöst". Seehofer lecke der "Domina Angela aus der Uckermark die Stiefel". Söder verkaufe "unsere schöne Heimat an Ökofaschisten wie Claudia Roth oder Anton Hofreiter".
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CSU-Generalsekretär Blume sagte dazu: "Auf eine widerwärtige Weise offenbart die AfD, dass sie Hass und Rücksichtslosigkeit in die Gesellschaft tragen will." Das sei "der Ton einer radikalen Partei". Über Sicherts Äußerungen sagte Blume: "Und wenn das schon die sogenannten Gemäßigten sein sollen, dann schaudert es einen vor dem Rest."
Höckes "Flügel" übernimmt
In der bayerischen AfD klaffen – wie in in mittlerweile allen Landesverbänden – tiefe Gräben zwischen angeblich Gemäßigten und dem rechtsradikalen "Flügel" um den Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke. Sichert, der für die AfD auch Bundestagsabgeordneter ist, musste um seine Wiederwahl fürchten. Tatsächlich scheiterte er anschließend bereits im ersten Wahlgang gegen die Höcke-Vertraute und bisherige Stellvertreterin Katrin Ebner-Steiner sowie die Bundestagsabgeordnete Corinna Miazga, die ebenfalls zum "Flügel" gehört.
Gegen Sichert lief vor einigen Jahren noch unter dem Parteivorsitz von Bernd Lucke ein Parteiausschlussverfahren wegen Rechtsextremismus-Verdachts. Der Grund: Er verherrlichte den deutschen Wehrmachtsgeneral Erwin Rommel und relativierte die Verbrechen der Nationalsozialisten. Aus der AfD ausgeschlossen wurde er nicht. Lucke hingegen verließ die Partei.
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Die neue Landeschefin Miazga will laut eigener Aussage nun "am Image" der Partei arbeiten. Auch ihrer künftiger Stellvertreter Hansjörg Müller gehört zum "Flügel". Er sorgte 2018 für einen Eklat, da er sich im Bundestag nicht für ein Gedenken an den Holocaust erhob.
- Nachrichtenagentur dpa