CSU-Parteitag in München "Verachtet mir die kleinen Leute nicht"

Nach zehn Jahren an der Spitze will CSU-Chef Horst Seehofer sein Amt übergeben. Die große Frage beim Parteitag in München: Kommt sein designierter Nachfolger Markus Söder über 90 Prozent?
Der bisherige CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat seiner Partei das Kümmern um die sogenannten kleinen Leute ins Stammbuch geschrieben. In seiner Abschiedsrede beim CSU-Parteitag am Samstag in München sagte Seehofer, wenn er überhaupt einen Wunsch für die Zukunft äußern dürfe, dann sei dies: "Verachtet mir die kleinen Leute nicht." Mit der Rede verabschiedete Seehofer sich offiziell als CSU-Chef.
Kleine Leute seien jene rechtschaffenen Bürger, die "in ihrer Verantwortung für Familie und Partnerschaft leben, in Ausbildung und Beruf stehen, Kinder großziehen und etwa durch ihr Engagement im Ehrenamt weitaus mehr tun, als ihre Pflicht wäre". In seiner letzten Rede als CSU-Vorsitzender sagte der 69-Jährige: "Liebe Freunde, mein Werk ist getan." Es bleibe ihm aber ein "glühendes Herz" für die CSU.
Knackt Söder die 90-Prozent-Marke?
Die 852 Delegierten verabschiedeten Seehofer mit langem Applaus. Zu seinem Nachfolger soll im Anschluss Markus Söder gewählt werden. Söder rief seine Partei zum Zusammenhalt auf. Ihm sei wichtig, dass die CSU auf ihrem Parteitag "ein Signal der Geschlossenheit" setze, sagte er.
Söder wollte sich dabei nicht festlegen, welches Wahlergebnis er sich bei seiner geplanten Wahl zum neuen CSU-Chef erhofft. CSU-intern gilt nur ein Ergebnis von mindestens 90 Prozent Zustimmung als klare Unterstützung der Partei.
Grußwort von Kramp-Karrenbauer erwartet
Söder bekräftigte, er wolle die CSU erneuern und modernisieren. "Wir müssen uns auf die neuen Herausforderungen einstellen." Die CSU soll für ihre Anhänger eine "Schutzmacht" gegen globale Herausforderungen sein. Auf dem Parteitag wollen die Christsozialen nach der Vorsitzendenwahl eine Parteireform einläuten, mit der die bei den jüngsten Wahlen zum Landtag und zum Bundestag stark geschrumpfte CSU wieder für breitere Wählerschichten attraktiv gemacht werden soll.
- Im Interview: Seehofer gibt seinen größten Fehler preis
- "Hochkooperatives Miteinander": Söder will an Seehofer als Innenminister festhalten
- Künftiger CSU-Chef Markus Söder: "Wir müssen die Partei durchlüften"
Mit einem Grußwort wird sich auch die im Dezember gewählte neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer am CSU-Parteitag beteiligen. Nach dem Streit von Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Flüchtlingspolitik soll dies auch ein Zeichen für den Neuanfang im Verhältnis der Schwesterparteien sein. Merkel hatte an den vergangenen CSU-Parteitagen nicht mehr teilgenommen.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa