Merz hält Rede auf Merkel: Die Fehde der CDU-Größen

Die Bundes-CDU ehrt die langjährige Parteivorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Empfang zu ihrem 70. Geburtstag. Dabei wird Friedrich Merz eine Rede halten. Das Verhältnis zwischen beiden gilt als kompliziert.

Es ist eine denkbar ungewöhnliche Konstellation, mit der die CDU heute Altkanzlerin Angela Merkel ehren wird. Anlässlich ihres 70. Geburtstags gibt die Partei am heutigen Abend einen Empfang für ihre langjährige Parteichefin.

Standesgemäß wird dabei auch der aktuelle Parteichef Friedrich Merz eine Rede auf die Altkanzlerin halten. Das wäre an sich kein ungewöhnlicher Akt, wäre da nicht das schwierige Verhältnis zwischen Merkel und Merz. Doch warum gelten die beiden eigentlich als Intimfeinde?

Die Feindschaft zwischen Merkel und Merz hat ihren Anfang zu Beginn der Nullerjahre. Im Jahr 2000 wurde Merz Fraktions- und Oppositionsführer der Union im Bundestag. Der Kanzler hieß zu diesem Zeitpunkt Gerhard Schröder, die Regierungskoalition bestand aus SPD und den Grünen. Bei der Bundestagswahl 2002 konnte er hauchdünn zum zweiten Mal die Union schlagen. Merkel war zu dem Zeitpunkt bereits Parteichefin der CDU, ließ aber damals CSU-Chef Edmund Stoiber den Vortritt als Kanzlerkandidat.

Merz als Leidtragender

Stoiber und Merkel sollen sich im Vorfeld der Wahl bei einem Frühstück auf Folgendes geeinigt haben: Merkel verzichtete auf die Kanzlerkandidatur. Unabhängig von einem Sieg oder Niederlage Stoibers wollte sie im Gegenzug Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag werden. Auf ein Ministeramt unter Stoiber hätte Merkel zudem verzichtet.

Der Leidtragende war Merz: 2002 übernahm Merkel dann tatsächlich seinen Posten, während er stattdessen ihr Stellvertreter wurde. Merz' politische Karriere wurde dadurch ausgebremst. 2004 trat er zunächst von seinem Vize-Posten zurück, Merkels Aufstieg ging 2005 weiter, als sie auf Schröder folgte und Bundeskanzlerin wurde.

Merz schied 2009 aus dem Bundestag aus und wurde daraufhin in der Wirtschaft tätig. Es wird ihm nachgesagt, dass er die Degradierung von 2002 nie überwunden hat. Als Merkel 2018 verkündete, sie werde den Posten als Parteichefin abgeben, wagte Merz sein politisches Comeback und schaffte es 2022 im dritten Anlauf an die Spitze der Partei.

Streit oder Disput?

Merz stichelte nach seiner Rückkehr immer wieder gegen die Bundeskanzlerin und gab sich in der Öffentlichkeit als der konservative Gegenpol zu Merkel, die die Partei deutlich in die Mitte gerückt hatte. 2019 etwa sprach er davon, dass die Leistung der Merkel-Regierung "grottenschlecht" sei.

Merkel ließ ebenso durchblicken, dass das Verhältnis zwischen beiden nicht einfach war. Sie habe an Merz "immer seinen wirtschafts- und finanzpolitischen Sachverstand" geschätzt, sagte Merkel Anfang 2024 dem ZDF am Rande der Trauerfeierlichkeiten nach dem Tod von Wolfgang Schäuble. Eine weitere Aussage zu den Unterschieden zwischen Merz und Schäuble ließ dann aber tief blicken: Unterschiedliche Meinungen zwischen Merkel und Schäuble seien nicht "immer Streit" gewesen, sondern "Disput". "Er (Schäuble) konnte zuhören, konnte seine Meinung ändern. Und man hat sich immer gegenseitig befruchtet. Das fand ich toll."