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Reul über Flut-Vorwürfe bei "Markus Lanz": "Ich bin kein Wetterfrosch"


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NRW-Innenminister bei "Lanz"
Reul über Flut-Vorwürfe: "Ich bin kein Wetterfrosch"

Von Markus Brandstetter

15.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Herbert Reul beim Gottesdienst zum Jahrestag der Flutkatastrophe: Bei Lanz geriet NRWs Innenminister in eine Abwehrhaltung.Vergrößern des Bildes
Herbert Reul beim Gottesdienst zum Jahrestag der Flutkatastrophe: Bei Lanz geriet NRWs Innenminister in eine Abwehrhaltung. (Quelle: Klaus W. Schmidt/imago-images-bilder)
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Herbert Reul weist die Schuld bei der Flutkatastrophe von sich. Seine Äußerungen lösen bei einem anderen Talkgast Widerspruch aus.

Die letzte "Markus Lanz"-Sendung vor der Sommerpause widmete sich der Flutkatastrophe, die vor einem Jahr eine Welle der Zerstörung durch Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zog. Dabei versuchte NRWs Innenminister Herbert Reul, die Verantwortung der Politik zu relativieren.

"Das Wesen von Katastrophen ist, dass sie nicht vorhersehbar sind" – mit diesem Satz sorgte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul vor rund einem Jahr für viel Empörung und Kritik.

In der Diskussionsrunde von "Markus Lanz" am 14. Juli 2022 will er diese Meinung nicht so wirklich revidieren, relativiert dafür erneut Vorwürfe bezüglich eines missglückten Katastrophen- und Krisenmanagements.

Die Gäste:

  • Herbert Reul (CDU-Politiker, NRW-Innenminister)
  • Peter Wohlleben (Förster und Bestsellerautor)
  • Maria und Thomas Dunkel (Flutopfer)
  • David Fuhrmann (Feuerwehrmann)

Das Leben der Flutopfer ist auch ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser immer noch nicht zur Normalität zurückgekehrt. Maria Dunkel, eine Betroffene, erklärt, auch heute noch stets eine eine gepackte Tasche griffbereit zu haben — für den Fall, dass sie mitten in der Nacht aus ihrem Haus flüchten muss. Drei Stunden pro Nacht liege sie wach, grüble und erinnere sich an die Katastrophe, erzählt sie.

Auch Feuerwehrmann David Fuhrmann stecken die Ereignisse immer noch in den Knochen. "Als Feuerwehrmann ist man gewohnt, mit Situationen umzugehen, die viele andere nicht erleben. Aber was wir da im Ahrtal erlebt haben, war unvergleichlich", meint er.

Herbert Reul relativiert die Warnungen

Einer, der damals (wie heute) am politischen Hebel saß, ist der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul. Von Lanz befragt, was damals falsch gelaufen sei, begibt sich der CDU-Politiker in Abwehrhaltung.

Er könne es nicht ertragen, dass immer und überall nur nach Schuldigen gesucht werde, so Reul. Natürlich sei nicht alles glatt gelaufen, das habe er damals auch so kommuniziert. Schuld sei am ehesten eine nicht wirklich funktionale Informationskette. "Die Informationen müssen schnell kommen und zwar so, dass man sie versteht", meint er.

Darauf angesprochen, dass es durchaus konkrete Prognosen und Wetterwarnungen gegeben habe, die man auch verstehen hätte können, wird er leicht sarkastisch. "Ich bin kein Wetterfrosch", sagt er – ehe ihn Lanz darauf hinweist, dass er wohl besser das Wort Meteorologe benutzen sollte.

Reul entschuldigt sich, offensichtlich nur halb im Ernst und erklärt, dass die Sachlage keinesfalls so eindeutig gewesen sei: "Die Fachleute für Wetterkunde haben unterschiedliche Meinungen gehabt. Als ich schon vor Ort war, gab es die Meldung, es wird besser. Es hilft nichts. Selbst wenn man halb gute und halb fertige Daten hat – die hat keiner verstanden, weil sie so kompliziert sind."

Über Wetterwarnungen meint er: "Wenn ich die kriege, ist es schon viel zu spät". Das Problem sei, dass die Daten von Helfern vor Ort nicht ausreichend verstanden werden. “Da gibt es weder genug Schulung noch Klarheit in den Daten", so der Politiker.

Förster Wohlleben: Keine Schuldsuche, aber Ursachenforschung

Der bekannte Förster Peter Wohlleben widerspricht Reuls Meinung, dass man die Flut nicht vorhersehen hätte können. "Dass es ein ordentliches Hochwasser geben würde, das hat sich über den Tag entwickelt". Zwar findet auch Wohlleben, dass das Suchen nach einem Schuldigen fehl am Platz sei. Jedoch müsse man dringend Ursachenforschung betreiben.

Eine der Ursachen, die es zu erforschen gilt, ist, warum etliche Betroffene nicht ausreichend gewarnt worden sind. "Die Sirenen haben nicht funktioniert", erklärt Wohlleben — und fordert eine Warnung via Handysignal, die in anderen Ländern äußerst effektiv (und unüberhörbar) ist.

Auch Maria Dunkel habe keine Warnung erhalten, erzählt sie. "Mittwochs war der große Regen, am Abend kam das Wasser. Gegen ein Uhr in der Nacht gab es einen Knall vom Elektrohäuschen, da gab es keinen Strom mehr", schildert sie. Warum niemand vorbeikam, um sie zu warnen?", fragt Lanz. Ihre Antwort: "Das Wasser war viel zu hoch und zu reißend, da kam keiner mehr vorbei".

"Es war eine Tortur, das hinzubekommen"

Auch hier widerspricht Reul. "So eindeutig war das alles nicht", sagt er — und: "Leider ist es kompliziert". Als die Betroffenen Maria und Thomas Dunkel ihre Geschichte schildern, scheint er diese als Einzelschicksal relativieren zu wollen, spricht davon, dass "jedes Beispiel anders" sei.

Dabei wird Reul an dem Abend von den Gesprächsteilnehmern ohnehin nicht wirklich scharf kritisiert. Sehr wohl wird aber Kritik an der Bürokratie bei Hilfeleistungen des Staates geübt. "Weil es bürokratisch ist, und zwar sehr bürokratisch.

Meine Eltern wären nicht in der Lage gewesen, das zu schaffen", erzählt Thomas Dunkel über den Hilfsantrag. Er selbst habe vier Stunden gebraucht, um diesen auszufüllen. Zwar habe es finanzielle Hilfe vom Staat gegeben. Aber: "Es war eine Tortur, das hinzubekommen."

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Markus Lanz" vom 14.7.2022
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