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Ex-SPD-Politiker Uwe Hück: "Die Bürger bekommen nur noch den Krümel vom Kuchen"


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Ex-SPD-Politiker Uwe Hück
"Die Bürger bekommen nur noch den Krümel vom Kuchen"

InterviewVon Tim Kummert

Aktualisiert am 18.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Uwe Hück: Der ehemalige Porsche-Betriebsrat will jetzt mit einer eigenen Partei Politik machen.Vergrößern des Bildes
Uwe Hück: Der ehemalige Porsche-Betriebsrat will jetzt mit einer eigenen Partei Politik machen. (Quelle: imago-images-bilder)
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Uwe Hück war Betriebsrat bei Porsche und jahrzehntelang in der SPD. Jetzt ist er bei den Sozialdemokraten ausgetreten und gründet eine eigene Partei. Warum?

t-online: Herr Hück, Sie gründen am kommenden Samstag eine neue Partei. Muss das sein?

Das muss sein, in der Tat.

Warum?

Weil das politische Angebot der aktuellen Parteien in Deutschland nicht ausreicht. Sonst wäre eine Gründung überflüssig. Aber die Parteien haben sich vom Volk entfernt, die Bürger bekommen nur noch den Krümel vom Kuchen.

Was ist bei Ihnen anders?

Wir wollen niemanden in unseren Reihen, der nur wegen Posten nach oben kommen will. Jeder, der das Zeug dazu hat, kann bei uns nach oben kommen. Wichtig dabei ist: Es dürfen keine Berufspolitiker mehr entstehen. Man muss für eine Kandidatur bei uns fünf Jahre in der Wirtschaft gearbeitet haben, und nach zwei Legislaturperioden muss man aus seinem Amt ausscheiden. Der Fußball zeigt doch, wie wichtig der Wechsel ist — keine Mannschaft der Bundesliga spielt fünfzehn Jahre mit den gleichen Spielern. Außerdem gilt: Wir sind basisdemokratisch angelegt.

Und die Basisdemokratie spiegelt sich darin wieder, dass die Partei dann Hück-Partei genannt wird?

Das wird nur medial so kolportiert! Wir sind eine Bürgerbewegung und wir heißen auch so: "Bürgerbewegung". Ich bin einer der Gründer, das bedeutet nicht, dass ich mich in den Vordergrund dränge. Wir haben insgesamt schon knapp 200 Menschen versammelt, die jetzt wohl auch Parteimitglieder werden.

Wofür stehen Sie inhaltlich?

Ich sage es mal ganz offen: Corona ist da, Corona ist gefährlich — aber ich bin der Meinung: Es dürfen nicht 16 Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin im Hinterzimmerchen entscheiden, wie 80 Millionen leben müssen. Das hat mit Demokratie nicht mehr viel zu tun. Wir sind dafür, mehr Verantwortung dem Volk zu übertragen und politische Entscheidungen auf eine breitere Basis zu stellen. Und: Wir wollen die Grundversorgung der Bürger wie Busse, Stadtwerke und Co. stärker an den Staat binden, um die Bedürfnisse vor Ort besser zu bedienen.

Sie waren 40 Jahre Mitglied der SPD und vor wenigen Wochen ausgetreten. Waren Sie einfach enttäuscht, dass Sie nicht in den Bundestag kamen, weil Sie einen parteiinternen Machtkampf gegen die Bundestagsabgeordnete Katja Mast verloren haben?

Ha, ich bitte Sie! Ich hätte mich locker durchsetzen können. Ich habe die Wahl von ihr auf die Liste zur nächsten Bundestagswahl angefochten — doch der Landesvorstand hat bis zum Schluss bestritten, dass Fehler gemacht wurden. Aber ich wollte keine Versammlung in Corona-Zeiten abhalten, wo wir neu gewählt hätten. Deshalb habe ich gesagt: Ich verzichte auf das Amt.

Ihre Inhalte klingen aber sehr sozialdemokratisch. Wie wollen Sie verhindern, eine Kopie der SPD zu werden?

Ich bin ein Rettungsschwimmer und das sind Nichtschwimmer.

Geht das etwas präziser?

Wir haben eine echte Basis. Wir haben die alten SPD-Forderungen: Also Krankenhäuser in die öffentliche Hand, die 2003 in private Hand verkauft wurde. Wir haben etwas Schröder-Politik beigemischt, also wollen eine Nähe zur Wirtschaft haben, und auch Spuren Willy Brands finden sich bei uns: Bildung darf nichts kosten. Und, das wird Sie überraschen: Wir haben Strauß-Elemente nach dem Motto: Dem Volk aufs Maul schauen.

Die von Ihnen aufgezählten Politiker sind schon lange nicht mehr aktiv oder verstorben. Wollen Sie politisch zurück ins Gestern?

Ja, durchaus, aber auf die richtige Weise! Wir sind für die Transformation, für die Digitalisierung, auch für grüne Elemente. Aber warum sollten wir nun das Grundgesetz verändern, wie es manchem im Berlin vorschwebt? Jetzt werden die Grundrechte außer Kraft gesetzt in dieser Pandemie — da sage ich: Wir brauchen die alte Politik unserer politischen Mütter und Väter wieder.

Sie waren einige Zeit Betriebsrat bei Porsche — welche Erfahrungen nehmen Sie daraus für die Politik mit?

Dass man immer einen Kompromiss finden muss, zum Wohle derer, die bei uns wohnen und arbeiten. Nichts in der Politik ist alternativlos.

Treten Sie zur Bundestagswahl an?

Ja, selbstverständlich. Ich will dabei aber nicht im Vordergrund stehen, deshalb macht das mein Parteifreund Christoph Mährlein. Ich kämpfe für die Inhalte.

Und was machen Sie, wenn es nicht klappt?

Ich war im Kinderheim, ich habe viel dazugelernt und nie aufgegeben — dort habe ich viel Hässliches erlebt. Wenn man verliert, hat man gewonnen. Ich bin überzeugt, dass dieses Volk so weit ist, dass wir uns von den Alteingesessenen nicht mehr beherrschen lassen. Selbst wenn wir in diesem Jahr scheitern sollten: Die nächste Bundestagswahl kommt bestimmt.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Uwe Hück
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