Steinmeier kritisiert AfD "Die Verhöhnung der Opfer ist unerträglich"
Bundespräsident Steinmeier hat in Weißrussland eine Gedenkstätte für die Verbrechen der Nazis eröffnet. In Richtung AfD warnte er vor einer Verharmlosung der Geschichte.
Bei der Eröffnung der Gedenkstätte Malyi Trostenez in Weißrussland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an das Ausmaß der von Deutschen begangenen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg erinnert. Er warnte vor allem vor der Verdrängung der Nazi-Geschichte und sagte, Deutschland habe viel zu lange gebraucht, sich an diese Verbrechen zu erinnern.
"Heute besteht die Verantwortung darin, das Wissen um das, was hier geschah, lebendig zu halten. Ich versichere Ihnen, wir werden diese Verantwortung auch gegen jene verteidigen, die sagen, sie werde abgegolten durch verstrichene Zeit", sagte Steinmeier bei der Einweihung der Gedenkstätte.
Maly Trostenez liegt nur wenige Kilometer außerhalb der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Die Gedenkstätte erinnert an Zenhtausende ermordete Juden und Widerstandskämpfer. Nach jüngsten Forschungen wurden dort zwischen 1942 und 1944 etwa 40 000 bis 60 000 Menschen erschossen oder vergast, darunter Juden aus dem Minsker Ghetto, aber auch aus Deutschland und Österreich. Die Erschießungen und Vergasungen fanden in den Wäldern in der Nähe eines Zwangsarbeiterlagers statt.
Steinmeier schämt sich für AfD-Aussagen
Zuvor hatte Steinmeier AfD-Äußerungen zur Nazi-Zeit scharf kritisiert. Der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke hatte im Januar in einer Rede in Dresden mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin gesagt: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat." Alexander Gauland, AfD-Fraktionschef im Bundestag, hatte Anfang Juni gesagt: "Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte."
Steinmeier sagte der "FAZ", er schäme sich für derartige Äußerungen. "Die Verhöhnung der Opfer, die darin zum Ausdruck kommt, ist unerträglich. Ich habe den Eindruck, dass alle, die so reden, gar nicht wissen, wie viel Anerkennung und Reputation, die Deutschland in Jahrzehnten bei seinen Nachbarn aufgebaut hat, dadurch zerstört wird." Man dürfe nicht vergessen, dass das verantwortungslose Wort auch zur verantwortungslosen Tat führen könne.
Steinmeier dankbar für Zeichen der Versöhnung
Diese Reputation versuchte Steinmeier nun in Weißrussland zu wahren. Mit der Teilnahme an der Gedenkveranstaltung in der Nähe von Minsk wollte der Bundespräsident ein klares Zeichen gegen das Verdrängen setzen. "Wir dürfen niemals vergessen: Der deutsche Vernichtungskrieg hatte zum Ziel, dieses Land und die Menschen, die in ihm lebten, auszulöschen", sagte er. "Ich stehe heute vor Ihnen – als Bundespräsident, als Deutscher und als Mensch – dankbar für die Zeichen der Versöhnung, und voll Scham und Trauer über das Leid, das Deutsche über Ihr Land gebracht haben", fügte er hinzu.
Neben Steinmeier, der von seiner Frau Elke Büdenbender begleitet wurde, nahmen auch der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko und der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen an der Gedenkfeier teil.