"Ich bin der bunte Vogel" Grünen-Politiker Ströbele – Muckibude statt Bundestag
Der langjährige Grünen-Abgeordnete Ströbele geht inzwischen ins Fitness-Studio statt in den Bundestag. Zur Ruhe setzen will er sich nicht – und deutet mögliche Enthüllungen zur "RAF" an.
Der langjährige Grünen-Abgeordnete und einstige Strafverteidiger Hans-Christian Ströbele (78) geht statt in den Bundestag nun oft in die Muckibude. Um einem Nervenleiden in seinen Beinen etwas entgegenzusetzen, gehe er fast täglich ins Fitness-Studio, sagte er der "Berliner Zeitung". Die meisten anderen Kunden seien rund 50 Jahre jünger als er. "Ich bin der bunte Vogel, wenn ich da mit meiner Krücke hereinkomme."
Das Hauptinteresse des langjährigen Bundestagabgeordneten aber gilt weiterhin der Politik. "Ich hätte wieder kandidiert, wenn es mir gesundheitlich besser gegangen wäre. Ich hätte gerne weiter gemacht."
Ströbele will von zu Unrecht verurteilten RAF-Anhängern wissen
Auf den Ruhestand hat er nämlich eigentlich noch keine Lust. "Ich habe den Plan, noch etwas zu schreiben – vor allem zur RAF-Zeit", sagte er der Zeitung. Ströbele hatte früher als Strafverteidiger einige Mitglieder der terroristischen Roten Armee Fraktion (RAF) gearbeitet. Er wisse von vermeintlichen RAF-Terroristen, die zu Unrecht verurteilt wurden.
"Das Problem ist, dass ich vieles als Anwalt erfahren habe. Und die anwaltliche Schweigepflicht gilt weiterhin. Ich weiß zum Beispiel von Fällen, in denen Angeklagte zu Unrecht verurteilt worden sind – weil ich weiß, wer es wirklich war. Aber ich darf es nicht sagen", sagte er. Auf die Frage, wie groß die Geheimnisse seien, die er aus der RAF-Zeit mit sich herumtrage, erwiderte Ströbele: "Da gibt es schon einige." Ob er sie mit ins Grab nehme? "Das überlege ich noch."
Die RAF kämpfte mehr als 20 Jahre gegen das angeblich "imperialistische System" der Bundesrepublik. Von 1971 bis 1993 töteten die Terroristen 34 Menschen, darunter Vertreter aus Wirtschaft und Politik wie Generalbundesanwalt Siegfried Buback oder Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer.
Unter den RAF-Anführern Ulrike Meinhof und Andreas Baader richtete sich der Terror vor allem gegen US-Einrichtungen. Danach versuchte eine zweite RAF-Generation, die 1972 gefassten Vorgänger freizupressen. Zu den Opfern der dritten Generation zählten der Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen und der Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder. Bis heute sind ihre Mörder nicht bekannt.
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- dpa