"Bin kein moderner Robin Hood" Dieser Millionär hütet Wagenknechts Finanzen
Sahra Wagenknecht will mit einem neuen Bündnis ihren eigenen politischen Kurs fahren. Unterstützung erhält sie von einem bekannten Millionär. Doch es gibt auch Konfliktpotenzial.
Lange hat sie ein Geheimnis um ihre weiteren politischen Ambitionen gemacht, doch nun steht es fest: Die Ikone der Linkspartei, Sahra Wagenknecht, tritt aus ihrer Partei aus und schlägt einen eigenen politischen Weg ein. Am Montag stellte sie das "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) vor, das – zunächst in Form eines Vereins organisiert – offenbar als Grundstein für eine eigenständige politische Partei dienen soll.
Neben anderen ehemaligen Linken-Politikern und Vertrauten Wagenknechts stand dabei auch der IT-Unternehmer und Millionär Ralph Suikat an ihrer Seite auf dem Podium. Als Schatzmeister des Vereins soll er künftig über die Ausgaben des Vereins wachen. Doch wer ist der Mann, dem Wagenknecht die Finanzen ihres Bündnisses anvertraut?
Ralph Suikat ist Millionär und gilt seit jeher als glühender Verfechter der Einführung einer Vermögenssteuer in Deutschland. 2016 soll er seine Anteile an der IT-Firma STP Informationstechnologie AG verkauft haben. Das auf Softwarelösungen für Juristen spezialisierte Unternehmen erzielte damals einen Umsatz von knapp 19 Millionen Euro – und brachte Suikat so zu seinem Vermögen.
"Ich bin kein moderner Robin Hood"
Nun sagt der Millionär, dass er bereit sei, mehr Steuern zu zahlen, und verlangt dies auch von anderen Millionären und Milliardären. Vor rund zwei Jahren gründete er dazu mit anderen Millionären die Organisation "Taxmenow", in der er sich für eine höhere Besteuerung von Erbschaften und Vermögen einsetzt. "Ich bin kein moderner Robin Hood, sondern jemand, der nicht in einem Land leben will, in dem Menschen wenige Euro pro Stunde verdienen [...] und zur Tafel gehen müssen, während das Vermögen des reicheren Teils der Bevölkerung permanent und automatisch wächst", begründete Suikat im Sommer 2021 sein Engagement in der "Zeit".
Um sein Ziel zu erreichen, fördert Suikat zudem über seine Firma Start-ups, die sich für eine neue Wirtschafts- und Finanzordnung einsetzen. Sahra Wagenknechts Bündnis zählt er offenbar dazu: Durch ihre Politik würden "kleine und mittelständische Unternehmen profitieren", sagte Suikat am Montag bei der Vorstellung des BSW.
Gefordert werde laut der Erklärung des Vereins ein "gerechtes Steuersystem, das Geringverdiener entlastet und verhindert, dass große Konzerne und sehr reiche Privatpersonen sich ihrem angemessenen Anteil an der Finanzierung des Gemeinwesens entziehen können". Mehr zum "Bündnis Sahra Wagenknecht" lesen Sie hier.
Bei diesem Thema könnte es krachen
Suikat soll als Schatzmeister des BSW fungieren. Als dieser wolle er darauf achten, dass "sorgsam und effizient" mit dem Geld des Vereins umgegangen werde. Da auch Wagenknecht in der Vergangenheit immer wieder höhere Steuern für Reiche gefordert hat, scheinen Suikat und sie auf gleicher politischer Linie zu sein, ein nahezu perfektes Duett. Oder? Schaut man genauer hin, könnten besonders in einem Bereich Konflikte zwischen Wagenknecht und Suikat vorprogrammiert sein: in puncto Klimapolitik.
Hier diskutieren der stellvertretende Chefredakteur von t-online, Peter Schink, und die politische Reporterin Annika Leister über die Herausforderungen für das Wagenknecht-Bündnis im t-online-Podcast "Diskussionsstoff":
Als Gründer der Initiative "Fairantwortung" setzt sich Suikat seit bald mehr als zehn Jahren für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem ein. Mit seinem Family-Office finanziert er unter anderem die vegane Supermarktkette Veganz oder das Unternehmen Ecoworks, das auf eine klimaneutrale Sanierung von Häusern spezialisiert ist. Laut Suikats Website geht es ihm dabei um den "außergewöhnlichen ökonomischen Erfolg" der Unternehmen sowie deren "positiven Impact auf Gesellschaft und Umwelt". Kurz: um nachhaltiges, klimabewusstes Wirtschaften.
Ob Platz Sahra Wagenknecht solch nachhaltigem Engagement in ihrer künftigen Partei viel Platz einräumen wird, ist jedoch fraglich. In der Vergangenheit bügelte sie Ideen, um die Klimakrise zu bewältigen, überwiegend als "ungerecht" weg und betonte ihren Fokus auf eine sozial gerechtere Politik. Der Einsatz von Wärmepumpen sei "klimapolitisch völliger Nonsens", eine mögliche Preiserhöhung für Fleisch "sozial ignorant", und der Konsum nachhaltiger Produkte wirkungslos.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- faz.net: "Dieser Millionär unterstützt Sahra Wagenknecht"
- tagesspiegel.de: "Sahra Wagenknecht über Klimaschutz: "Die Forderung, dass Fleisch teurer wird, ist sozial ignorant""
- faz.net: "Was Wagenknecht mit ihrer künftigen Partei vorhat"
- taxmenow.eu: "Appell taxmenow (Juni 2021)"
- suikat.net: Ralph Suikat
- zeit.de: ""Ich bin Millionär und will mehr Steuern zahlen""