So viele Kranke wie nie US-Expertin: "Die meisten Menschen werden Covid bekommen"
Jedes fünfte Krankenhausbett in den USA ist zurzeit mit einem Corona-Kranken belegt – und die Zahlen steigen weiter. Die Chefin der US-Arzneimittelbehörde FDA warnt eindringlich vor der Omikron-Variante.
Die amtierende Chefin der US-Arzneimittelbehörde FDA rechnet angesichts der rasanten Ausbreitung des Coronavirus mit einer Ansteckung von weiten Teilen der Bevölkerung. "Es ist schwer zu verarbeiten, was im Moment tatsächlich passiert, nämlich, dass die meisten Menschen Covid bekommen werden", sagte Janet Woodcock am Dienstag bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des US-Senats. "Wir müssen sicherstellen, dass die Krankenhäuser noch funktionieren, dass Transport- und andere unerlässliche Dienstleistungen nicht unterbrochen werden, während dies geschieht."
So viele Covid-Kranke wie nie in den USA
Derzeit sind in den USA so viele mit dem Coronavirus infizierte Patienten wie nie seit Beginn der Pandemie vor rund zwei Jahren in Krankenhäusern. Nach Daten des Gesundheitsministeriums vom Dienstag belegten sie knapp 146.000 Krankenhausbetten landesweit – mehr als jedes fünfte verfügbare Bett im Land. Insgesamt sind derzeit fast 78 Prozent aller Krankenhausbetten besetzt. Zuvor lag der Höchststand bei infizierten Patienten in Krankenhäusern nach Berichten von US-Medien vor knapp einem Jahr bei rund 142.000. Der Rekord wird auch auf die rasante Verbreitung der Omikron-Variante zurückgeführt.
Eng wird es auch auf Intensivstationen in den USA: Dort sind inzwischen mehr als 80 Prozent der fast 81.000 Betten besetzt. Knapp 24.000 davon belegen nach Ministeriumsangaben Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Die Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, sagte am Dienstag bei der Anhörung im Senat, die Omikron-Variante "treibt die Fallzahlen hier in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt in nie dagewesene Höhen".
Auch WHO warnt eindringlich
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Dienstag eindringlich vor den Folgen der Omikron-Variante. In den nächsten sechs bis acht Wochen könnten sich mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in Europa mit der Omikron-Virus-Variante anstecken, so die WHO. Bereits in der ersten Woche des neuen Jahres habe es in Europa mehr als sieben Millionen neu gemeldete Covid-19-Fälle gegeben, die sich innerhalb von zwei Wochen mehr als verdoppelt hätten, sagte der Europadirektor der Weltgesundheitsorganisation, Hans Kluge.
Die WHO warnte angesichts von Lockerungsdebatten in vielen Ländern davor, dass die Omikron-Variante zwar im Schnitt zu leichteren Krankheitsverläufen führe, aber nicht mit der Grippe vergleichbar sei. In einem Bericht des Instituts vom 8. Januar heißt es wörtlich: "Unsere Modelle für die Europäische Region legen nahe, dass Mitte Januar mit mehr als 12 Millionen Infektionen pro Tag ein Höchststand erreicht wird – wobei die nationalen Höchststände erheblich variieren werden, mit späteren Höchstständen in Zentralasien." Und weiter: "Wir rechnen damit, dass sich in den nächsten 6-8 Wochen mehr als 50 Prozent der EURO-Bevölkerung mit Omikron infizieren werden."
Kluge plädiert für rasche Reaktion und offene Schulen
Kluge nutzte seine erste Online-Pressekonferenz des Jahres für drei Botschaften: Zum einen rief er Länder ohne bisherige Omikron-Zunahme dazu auf, das verbleibende Zeitfenster zu nutzen und Vorkehrungen zu treffen – Omikron breite sich schneller aus als jede andere zuvor gesehene Variante des Coronavirus Sars-CoV-2. Wo die Omikron-Ausbreitung begonnen habe, müsse die Priorität darauf liegen, Auswirkungen auf Anfällige zu vermeiden und Störungen der Gesundheitssysteme zu miniminieren. Drittens ging es Kluge um das Offenhalten der Schulen. Dies sei äußerst wichtig für die Kinder, weshalb Schulen der letzte Ort sein sollten, der geschlossen werde – und der erste, der wieder geöffnet werde.
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Dienstag 45.690 Corona-Neuinfektionen in Deutschland. Das sind 15.129 Fälle oder rund 50 Prozent mehr als vor einer Woche, als 30.561 Positiv-Tests gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 387,9 von 375,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Am Montag hatten etliche Länder Personalnotstand in Klinken gemeldet, weil die Coronavirus-Variante Omikron zu einem steilen Anstieg der Neuinfektionen geführt hatte. Davon ist auch medizinisches Personal betroffen. Zudem sorgen die hohen Infektionszahlen dafür, dass mehr Patienten ins Krankenhaus kommen. In Deutschland sank allerdings die Zahl der dann schwer erkrankten Corona-Intensivpatienten am Dienstag weiter auf 3.123.
- Nachrichtenagentur dpa, AFP