Impfstoff-Knappheit Bund will für 2,2 Milliarden Euro zusätzliche Impfdosen kaufen
Weil Impfstoffe für die Boosterkampagne fehlen, stockt die Bundesregierung nun eilig auf. Vor allem von Biontech soll nachgekauft werden.
Die Bundesregierung will für rund 2,2 Milliarden Euro zusätzliche Corona-Impfstoffe kaufen. Davon sollen 80 Millionen Dosen von Biontech über EU-Verträge und weitere 12 Millionen Dosen durch direkten Kauf beschafft werden, wie das Gesundheitsministerium nach Bewilligung der Mittel durch den Haushaltsausschuss des Bundestags am Mittwoch in Berlin mitteilte.
"Wir machen Tempo beim Impfen", ergänzte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in Berlin bei einem gemeinsamen Statement mit Lauterbach. Deutschland könne für das nächste Jahr zusätzliche Impfstoffe beschaffen. "Wir reden über 92 Millionen Dosen Biontech und Moderna." Für diese seien die 2,2 Milliarden Euro aus der Corona-Vorsorge im Haushalt jetzt konkret vorgesehen.
Lauterbach kritisiert Mangel bei Impfstoffen
Lauterbach hatte den ARD-"Tagesthemen" am Dienstagabend gesagt: "In der Tat, wir haben zu wenig Impfstoff. Das hat viele überrascht – mich auch".
Nach einer Inventur kamen die Experten seines Hauses zum Ergebnis, dass die Reserven und Bestellungen für Januar bis März nicht ausreichen. Er hoffe, in den kommenden Tagen eine positive Botschaft übermitteln zu können, sagte der Minister. Lauterbach will laut einem Sprecher am Donnerstag bei einer Pressekonferenz über den Stand der Impfstoff-Inventur und seine Bemühungen zur Beseitigung des Mangels berichten.
Laut "Spiegel" hatte Lauterbach schon am Dienstagnachmittag auf der Gesundheitsministerkonferenz über den Impfstoffmangel berichtet. In den letzten beiden Wochen dieses Jahres würden von Biontech nur 1,2 Millionen beziehungsweise 0,8 Millionen Dosen ausgeliefert, sagte Lauterbach demnach laut Teilnehmern. In der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres seien es nur 1,2 Millionen Dosen.
Damit gehe die Zahl der Impfstoffdosen auf ein Sechstel im Vergleich zu vorher zurück, sagte Lauterbach den Angaben zufolge. Moderna könne immerhin zehn Millionen Booster-Dosen pro Woche ausliefern. In der zweiten, dritten und vierten Januarwoche werde es insgesamt nur 3,6 Millionen Booster-Dosen pro Woche geben.
Weltärztepräsident: "Für Panik ist überhaupt kein Platz"
Der KBV-Vorsitzende Andreas Gassen sagte der "Bild", das Eingeständnis des Mangels sei ein "fatales Signal" an alle, die gerade mit vollem Einsatz die Pandemie bekämpfen. Es sei "niemandem zu erklären, dass im Land der Impfstoffentwicklung zu wenig Impfstoff gekauft wurde".
Der Städte- und Gemeindebund sieht die Gefahr, dass die nötige Unterstützung in der Bevölkerung verloren gehen könnte, wenn Impftermine abgesagt werden müssen oder sich verzögern. Der Erfolg der Pandemiebekämpfung hänge entscheidend von den Impfungen ab.
Nach Überzeugung von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery bleibt noch genug Zeit für die Beschaffung der Vakzine. Er sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Es ist gut, dass der neue Bundesgesundheitsminister eine umfassende Inventur gemacht hat." Jetzt habe das Bundesgesundheitsministerium genug Zeit, mehr Impfstoff zu besorgen. "Für Panik oder Unruhe ist überhaupt kein Platz", sagte Montgomery.
- Nachrichtenagentur dpa