Kliniken füllen sich Intensivmediziner: Impfstatus darf bei Triage keine Rolle spielen
Die Intensivbetten werden knapp. Thüringens Ministerpräsident hat Ungeimpften in seinem Bundesland bereits mit Nichtbehandlung gedroht. Die Vereinigung für Intensivmedizin betont nun: Das darf nicht sein.
Der Impfstatus eines schwer erkrankten Covid-Patienten darf aus Sicht von Intensivmedizinern bei der Entscheidung über die weitere Behandlung keine Rolle spielen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) betont diese Maxime in der aktualisierten Fassung ihrer Empfehlungen dazu, wie bei knappen Ressourcen während der Corona-Pandemie möglichst viele Menschen gerettet werden können.
Die ärztliche Hilfspflicht gelte unabhängig davon, wie das Verhalten des Betroffenen vorher war, sagte Georg Marckmann, Vorstand des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, am Freitag in München.
"Wir sind Retter, keine Richter"
"Es ist so, dass wir den Lungenkrebs des Rauchers genauso behandeln wie die koronare Herzerkrankung des Übergewichtigen. Und genauso werden wir natürlich auch die Covid-Erkrankung von jemandem behandeln, der sich nicht geimpft hat", so Marckmann. "Wie ein Kollege das mal sehr treffend auf den Punkt gebracht hat: 'Wir sind Retter, keine Richter.'"
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte angesichts der knappen Intensivbetten in seinem Bundesland bereits Anfang November gemahnt: Es gebe eine "Pandemie der Ungeimpften". Ramelow weiter: "Wir werden niemandem mehr garantieren können, der ungeimpft ins Krankenhaus kommt, dass er überhaupt noch in Thüringen behandelt wird."
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Wichtigstes Kriterium: Erfolgsaussichten der Behandlung
Mit den seit Wochen steigenden Zahlen an Neuinfektionen nimmt auch die Zahl der Corona-Patienten zu, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen. In einigen Regionen stoßen die Kliniken bereits an Kapazitätsgrenzen, sodass erneut die Frage aufkommt, welche Patienten im Falle begrenzter Ressourcen behandelt werden können. Fachleute sprechen in diesem Fall von Triage oder Priorisierung. Im März 2020 hatten acht medizinische Fachgesellschaften Empfehlungen ausgearbeitet, die nun aktualisiert werden.
Wichtigstes Entscheidungskriterium bleibe die Erfolgsaussicht einer Behandlung. Dabei müssten alle bedürftigen Patienten gleich behandelt werden – Nicht-Covid-Patienten etwa mit einem Herzinfarkt- oder Schlaganfall oder auch Krebspatienten dürften gegenüber Covid-19-Patienten nicht benachteiligt werden, betonen die Experten.
- Nachrichtenagentur dpa
- NTV: "Ramelow droht Ungeimpften"