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"Markus Lanz": Talkshow-Gäste halten ziellose Redebeiträge


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Talk bei "Markus Lanz"
Haseloff teilt gegen Laschet aus

Eine TV-Kritik von Christian Bartels

Aktualisiert am 03.11.2021Lesedauer: 3 Min.
CDU-Politiker Reiner Haseloff war bei "Markus Lanz" zu Gast.Vergrößern des Bildes
CDU-Politiker Reiner Haseloff war bei "Markus Lanz" zu Gast. (Quelle: Political Moments/imago-images-bilder)
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Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt spricht bei "Markus Lanz" die Fehler seiner Partei in den vergangenen Monaten deutlich an. Das soll sich nun ändern – einen Favoriten auf den CDU-Parteivorsitz hat er auch.

Aus Reiner Haseloff sprudelte es geradezu heraus: Der aus Magdeburg (mit der Elbe im Bildhintergrund) zugeschalteten Ministerpräsident machte deutlich, dass seine Partei im Bundestagswahlkampf versagt hatte: Hätte die CDU vor der Bundestagswahl auf ihre Basis gehört, "hätten wir die Wahl sicherlich gewonnen", antwortete er auf die Frage von Markus Lanz, ob in der CDU die "Basisdemokratie ausgebrochen" ist, da der nächste Vorsitzende per Mitgliederbefragung gewählt werden soll.

Die Gäste

  • Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt (CDU)
  • Dirk Brockmann, Physiker und Komplexitätsforscher
  • Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates
  • Svenja Flaßpöhler, Chefredakteurin des "Philosophie-Magazins"
  • Robin Alexander, Journalist

Haseloff, der sich für Markus Söder als Kanzlerkandidaten ausgesprochen hatte, warf Armin Laschet vor, im Wahlkampf wegen einer "vorgezogenen Regierungsbildung" zu früh Kompromisse gemacht zu haben, und musste sich mit dem Argument, dass es ja nichts mehr nützt, über "vergossene Milch" zu lamentieren, selber bremsen. Als künftigen CDU-Vorsitzenden sprach er sich für Friedrich Merz aus.

Die Frage, ob sich die CDU denn keine Frau an der Spitze vorstellen kann, konterte er mit der Gegenfrage "Warum denn nicht zwischendurch einen Mann ranlassen?" Immerhin war ja Angela Merkel von 2000 bis 2018 Parteivorsitzende. Haseloff war in Fahrt und blieb es, als Lanz das größere Sendungsthema, ansprach: Corona.

Zwar sieht er bei der Intensivbetten-Auslastung in seinem Bundesland derzeit kein Problem, doch geizte er nicht mit scharfen Worten. Ungeimpfte belasteten das Gesundheitssystem, argumentierte er, weil vor allem sie schwer am Virus erkrankten. Und er sei "enttäuscht, dass über ein Drittel bei uns sich nicht impfen lassen", doch: "Das müssen wir als Demokraten wahrscheinlich aushalten ..."

Lanz-Bemerkung trifft zu

Da traf Lanz' Bemerkung, dass die Politik "das Wort Impfpflicht großräumig umkreist", aber nicht aussprechen will, zu. Später nutzte Haseloff Gelegenheiten, selber "Riesenhandlungsbedarf" der Politik festzustellen, was sich sowohl an die noch geschäftsführende Bundesregierung richtete, die wieder "MPKs", also Ministerpräsidentenkonferenzen, einberufen sollte, als auch an die nächste: Die müsse über rechtliche Schritte nachdenken, bei denen es um die "Freiheitsgrade" Geimpfter und Ungeimpfter gehe. Fast schien es, als sei es Haseloff recht, wenn diese heikle Frage eine Bundesregierung ohne CDU-Beteiligung lösen muss.

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, äußerte sich auch enttäuscht über die Impfquote und brachte auf den Stand: Ungeimpfte Über-60-Jährige hätten "das exakt gleiche Risiko wie vor einem Jahr", doch seien deutschlandweit "4.000 Intensivbetten verloren, weil die Pflegekräfte nicht mehr da sind".

Da müsse man Pflegekräfte besser bezahlen, schlug Svenja Flaßpöhler, von Lanz als "bekannteste Philosophin dieses Landes" vorgestellt, vor. "Wo wollen Sie die Leute denn hernehmen?", fragte der "Welt"-Journalist und Talkshow-Haudegen Robin Alexander. Tatsächlich seien die Pflegekräfte "auch moralisch erschöpft", sagte Buyx.

Talkshow-Gäste halten ziellose Redebeiträge

Vielleicht hätte es der Sendung geholfen, wenn jemand aus dem Krankenhaus-Betrieb zu Gast gewesen wäre. In dieser Lanz-Show waren für Talkshows (in denen Redende ja oft unterbrochen werden) bemerkenswert lange, doch ziellose Redebeiträge zu hören. Es ging um aufgeschnappte Nachrichten etwa über die Feuerwehr von Chicago, um Erlebnisse in den Familien der Gäste und um altbekannte Corona-Themen. Lanz warf kurz die Luftfilter-Frage in Schulen auf, ohne von Haseloff eine konkrete Antwort zur Lage in Sachsen-Anhalt einzufordern.

Die in Portugal und Dänemark hohe Impfquote kam nicht nur einmal kurz zur Sprache. Und immer wieder kam die Bratwurst als Impfanreiz aufs Tapet, über die Flaßpöhler sich mokierte. "Anreize funktionieren", daher sollte niemand über die Bratwurst lachen, entgegnete Buyx und forderte: "Wir müssen aus unterschiedlichsten Rohren schießen", um den Anteil der Geimpften zu erhöhen. Das war der pragmatischste Vorschlag der Sendung.

Flaßpöhler betonte dann noch, dass es auf allen Seiten Sensibilität gebe (wozu der Umschlag ihres am Anfang von Lanz hochgelobten neuen Buches "Sensibel" eingeblendet wurde). Und Brockmann wies auf die "fundamentale Eigenschaft" des Virus hin, dass seine Übertragung immer zwischen zwei Menschen stattfindet. Daher sei es "falscher Reduktionismus", das Impfen zur Privatsache zu erklären. Dazu wurde auch das Cover seines neuen, anfangs vom Moderator ebenfalls gelobten Buches "Im Wald vor lauter Bäumen" eingeblendet.

Mit "Das Gegenteil von Freiheit ist nicht das Impfen, das ist der Lockdown", hatte Alexander noch ein gutes Argument. Als Lanz schließlich die "noch sehr inspirierenden Gedanken zum Schluss" lobte, meinte er womöglich auch, dass es dieser Ausgabe seiner Sendung im Mittelteil daran – und an einem roten Gesprächsfaden – gemangelt hatte.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 2. November 2021
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