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"Markus Lanz" – Lauterbach: "Was exponentiell ansteigt, sinkt auch wieder exponentiell"


Corona-Talk bei "Markus Lanz"
Lauterbach: "Was exponentiell ansteigt, sinkt auch wieder exponentiell"

Eine TV-Kritik von Christian Bartels

Aktualisiert am 13.05.2021Lesedauer: 4 Min.
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Karl Lauterbach: Der SPD-Politiker äußerte sich bei "Markus Lanz" optimistisch zum kommenden Sommer in Deutschland..Vergrößern des Bildes
Karl Lauterbach: Der SPD-Politiker äußerte sich bei "Markus Lanz" optimistisch zum kommenden Sommer in Deutschland. (Quelle: imago images)

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach und ein CDU-Ministerpräsident weckten bei Markus Lanz Hoffnung auf einen "sehr guten Sommer". Außerdem ging es in der ZDF-Talkshow um eine noch recht unbekannte Corona-Folgeerkrankung – und um die jüngste "Anne Will"-Sendung.

Am Dienstag nannte Lanz noch, als es um die Partei SPD ging, Karl Lauterbach einen "sensationellen Gesundheitspolitiker". Am Abend drauf war der SPD-Gesundheitsexperte wieder selbst bei ihm zu Gast und sagte, was die Pandemie angeht, einen "sehr guten Sommer" voraus. Da der höchstrangige Gast der Runde der schleswig-holsteinische Ministerpräsident war, in dessen Bundesland die Inzidenz inzwischen auf 49 sank, entwickelte sich eine ungewöhnlich optimistische Sendung – zumindest im ersten Drittel.

Die Gäste:

  • Daniel Günther, Ministerpräsident Schleswig-Holsteins (CDU)
  • Mariam Lau, "Die Zeit"-Journalistin
  • Karl Lauterbach, Politiker (SPD)
  • Carmen Scheibenbogen, Medizin-Professorin an der Charité

Dank der Corona-Maßnahmen, besseren Wetters und des Impferfolgs würden die Schleswig-Holsteiner Zahlen zum deutschen Standard werden, prophezeite Lauterbach: "Was exponentiell ansteigt, sinkt auch wieder exponentiell ab". Er selbst habe schon im Januar einen guten Sommer vorausgesagt. Zum Beweis verwies er auf den in seinem Twitter-Account oben angehefteten Tweet.

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"Wir sind nicht die, die alles vor sich her tragen, wir machen einfach und überzeugen durch Leistung", sagte Günther, der sich in der (für Lanz-Gäste aus der Politik ungewohnten) Rolle fand, gelobt statt "gegrillt" zu werden. Schleswig-Holstein habe viel Wind und mit Dänemark ein angenehmes Nachbarland. "Konsequentes Management" seiner Regierung habe aber auch geholfen, ergänzte der Ministerpräsident.

Vermutlich weil niemand die optimistische Stimmung stören wollte, mäanderte das Gespräch dann erst mal rund um gängige Corona-Themen. Wie umgehen mit denen, die sich nicht impfen lassen wollen, wie umgehen mit unterschiedlichen Rechten für Geimpfte und noch nicht Geimpfte, waren solche Fragen. Günther kündigte an, sich mit Astrazeneca impfen zu lassen, um zu zeigen, dass auch Jüngere sich für diesen Impfstoff entscheiden können.

Seltene Krankheit kann nach Covid-Infektionen auftreten

Erst nach einer halben Stunde bezog Lanz die mitten in der Runde platzierte Medizin-Professorin ein: Carmen Scheibenbogen erforscht an der Berliner Charité das "Chronische Fatigue-Syndrom". Sie berichtete von dieser Erschöpfungskrankheit, deren Name – "Fatigue" heißt auf französisch Müdigkeit – allerdings "total unglücklich" sei. Er habe dazu beigetragen, dass die Krankheit lange nicht ernst genommen und nicht richtig erforscht worden sei.

Das CFS tritt nach Virusinfektionen, nicht nur mit Covid-19, sondern etwa auch nach der Influenza auf. Betroffen seien vor allem junge Leute und eher Frauen als Männer. Die Krankheit äußert sich in schneller Erschöpfung schon nach wenigen Schritten. Patienten klagen, "dass sie sich kaum noch belasten können". Wegen der hohen Zahl an Corona-Erkrankungen erwartet Scheibenbogen nun "Zehntausende" CFS-Erkrankte im besten Alter. Dabei würden sich viele Hausärzte noch nicht mit der Krankheit und viele Kliniken nicht mit Therapien auskennen.

Mit der Holzhammer-Überleitung "Apropos Patienten in schwieriger Lage, kommen wir zur CDU", ging Lanz dann zu seinem Thema fürs letzte Drittel der beinahe anderthalbstündigen Sendung über. Hier sollte die erstmals bei ihm gastierende "Zeit"-Politikjournalistin Mariam Lau ihre Expertise einbringen. "Die Kernfrage ist eigentlich: Wozu CDU?", reimte sie.

CDU-Mann Günther blieb ostentativ unaufgeregt und zeigte sich "sehr überzeugt, dass Laschet Kanzler wird". Auf Lanz' wiederholte Nachfragen nach dem "Störfeuer aus München" – militärische Metaphern benutzt der Moderator zurzeit arg oft – sagte er: "Das ist halt die CSU". Die Schwesterpartei "lebt ein bisschen von Sticheleien", doch profitiere die CDU auch von guten CSU-Ergebnissen in Bayern.

Lauterbach hatte "befürchtet", dass Söder es schafft

"Söder hat versucht, die CDU-Parteibasis gegen ihre Führung aufzuhetzen, und das hätte fast geklappt", legte Lau nach. Lauterbach verriet, dass er "gewettet hatte, dass Söder es schafft" und verbesserte diese Formulierung noch zu "befürchtet, dass er es schafft". Warum allerdings gleich ein "Schaden der Demokratie" entstanden sein sollte, konnte Lauterbach nicht vermitteln. Da versuchte er wohl, mal jenseits der Gesundheitspolitik Wahlkampf für seine SPD zu machen. Auch Lanz' Klage "Die Sticheleien gehen ständig weiter" überzeugte nicht. Zu sticheln, was das Zeug hält, ist ja ein zentrales Rezept des Talkmasters.

Um die bevorstehende Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ging es dann noch und, wie am Abend zuvor, um den umstrittenen Ex-Verfassungsschutz-Chef Maaßen, der in einem Thüringer Wahlkreis als CDU-Direktkandidat für den Bundestag nominiert wurde. Die schwierige Lage der CDU in den ostdeutschen Ländern sei ein "Problem der Ära Merkel", analysierte Lau: Die Kanzlerin habe aus wahltaktischen Gründen eine "aktive Auseinandersetzung mit der AfD vermieden". Günther gab zu, dass Maaßen "ein Ballast" für die CDU sei und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass er nicht in den Bundestag gewählt wird. Maaßen Antisemitismus vorzuwerfen, wie die "Fridays for Future"-Aktivistin Luisa Neubauer es bei "Anne Will" getan hatte, sei allerdings schwierig. Nein, Maaßen benutze "Codes der Antisemiten", die er als früherer Verfassungsschützer sehr gut kenne, entgegnete Lau. Armin Laschet habe, als er sich in der Will-Sendung nicht deutlich von Maaßen distanzierte, einen "Elfmeter" nicht verwandelt, meinte Lauterbach.

So diskutierten am Ende dieser "Markus Lanz"-Ausgabe der Moderator und drei seiner Gäste erneut darüber, was andere Gäste einer anderen Talkshow drei Abende zuvor gesagt hatten. Besonders konstruktiv ist so etwas nicht. Die Ärztin Carmen Scheibenbogen saß unterdessen so stumm wie am Anfang in der Talkrunde und wirkte, wenn sie ins Bild geriet, ermüdet.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 12. Mai 2021
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