Forscher berechnen Bis Ende Juni könnten alle Erwachsenen geimpft sein
Ist Deutschlands Impfstrategie bereits gescheitert? Noch hinkt das Land den selbst gesteckten Zielen hinterher. Eine neue Studie macht aber nun Hoffnung.
Deutschland impft weiterhin im Schneckentempo. Trotzdem wäre es nach Berechnungen von Wissenschaftlern möglich, bis Ende Juli alle impfwilligen Erwachsenen mit einem vollständigen Impfschutz zu versehen. Dazu reichten laut einer Studie rechnerisch sowohl die in den kommenden Wochen von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Impfdosen als auch die Kapazitäten in Impfzentren, Hausarztpraxen und bei Betriebsärzten, so das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
"Der aktuelle Ärger über knappe Impfstoffe, überlastete Terminportale und kurzfristig nicht verimpfte Dosen ist nachvollziehbar und Fehler müssen natürlich aufgearbeitet werden. Aber das sollte den Blick nach vorne nicht verstellen", schreiben die Forscher. Ab Anfang des zweiten Quartals würden aber nicht mehr die Verfügbarkeit der Impfstoffe, sondern die Kapazitäten der Impfeinrichtungen das Impftempo bestimmen.
Hausärzte sind zentrale Voraussetzung für schnelle Impfungen
Die Forscher zogen für ihre Berechnungen die Impflieferlisten der Bundesregierung, Umfragen zur Impfbereitschaft, sowie Erfahrungen mit den jährlichen Grippeschutzimpfungen heran. So seien bis Ende Juni 137 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson verfügbar. Besonders das letzte Vakzin hat den Vorteil, nur eine Injektion für den Impfschutz zu benötigen – damit könnten mit diesen Dosen also alle Erwachsenen in Deutschland vollständig geimpft werden.
Die Forscher kommen in ihren Modellrechnungen zu dem Schluss, dass die mutmaßlich knapp 53 Millionen impfwilligen Erwachsenen rein theoretisch sogar schon bis Ende Juni vollständig immunisiert werden könnten. Diese Beschleunigung sei zwar ambitioniert, aber nicht illusorisch, so die Forscher. Zentrale Voraussetzung dafür sei, dass Hausärzte flächendeckend gegen Corona impfen und große Unternehmen ihre Betriebsärzte in die Impfkampagne einbeziehen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
- Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung