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Trockenheit in Deutschland – Wassermangel: "Signale zeigen, dass es enger wird"


Trockenheit in Deutschland
Wassermangel: "Signale zeigen, dass es enger wird"

Von dpa
Aktualisiert am 10.08.2020Lesedauer: 4 Min.
Ein Mitarbeiter einer Teichwirtschaft steht im ausgetrockneten Königsteich in Sachsen: Vielerorts macht sich Wasserknappheit bemerkbar.Vergrößern des Bildes
Ein Mitarbeiter einer Teichwirtschaft steht im ausgetrockneten Königsteich in Sachsen: Vielerorts macht sich Wasserknappheit bemerkbar. (Quelle: Jan Woitas/dpa)

In mehreren Regionen Deutschlands bleiben die Speicher zunehmend leer, Wasser muss gespart werden. Eine Strategie zur Lösung kommt von Grünen-Chef Robert Habeck.

Schwül-heiß und trocken: Die Hitzewelle und der ausbleibende Regen sind für viele Menschen schon erschöpfend genug. Doch dann versiegt in einzelnen Orten auch noch der Strahl aus dem Wasserhahn oder es tröpfelt nur. Im niedersächsischen Lauenau haben die Menschen bereits aus der Not gelernt und sparen nun ganz bewusst Wasser. Dort war am Wochenende der Wasserspeicher leer gelaufen – am Montag erklärte Bürgermeister Georg Hudalla, die akute Krise sei überwunden.

Wasserverbrauch durch Sparvorgaben gesenkt

Die Menschen im Ort halten sich an die Sparvorgaben und verwenden das Wasser nach Einschätzung des Bürgermeisters nur für notwendige Dinge – der Wasserverbrauch sei auf die Hälfte des normalen Verbrauchs gesunken, sagte Hudalla. Zwischenzeitlich werde das Ortsnetz von einem benachbarten Wasserverband mit versorgt. Trotzdem gehe es noch nicht so weiter wie gewohnt: "Wir sind bis in den Herbst hinein auf die Mithilfe der Bürger angewiesen." In der Corona-Pandemie seien die Menschen überwiegend daheim geblieben statt in den Urlaub zu fahren, daher sei der private Wasserverbrauch stark gestiegen, erklärte er.

Einen drastischen Anstieg des Wasserverbrauchs an heißen Tagen hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auch in den vergangenen Jahren beobachtet. "Bei starker Hitze ist der Wasserverbrauch in den letzten Jahren tagesbezogen oft deutlich angestiegen, etwa um 40 bis 60 Prozent, wenn es 36 Grad hat und viele Leute gleichzeitig ihren Garten bewässern und Pools befüllen", sagte der Hauptgeschäftsführer Wasser, Martin Weyand.

Bewässerung der Gärten eingeschränkt

Kurzfristig könnten dann Einschränkungen helfen, den Bedarf zu senken: "Die Satzungen sehen in der Regel vor, dass die Bewässerung von Gärten eingeschränkt werden kann und die Befüllung von Pools eingestellt werden muss, wenn die öffentliche Trinkwasserversorgung gefährdet sein könnte." Trinkwasser für die Bevölkerung müsse aber langfristig Vorzug vor den Interessen etwa der Landwirtschaft haben. Diese könne sich über Alternativen Gedanken machen, etwa mit Tröpfchenbewässerung wie in Israel.

In den vergangenen drei Jahrzehnten sei der Wassergebrauch pro Einwohner in Deutschland sogar gesunken – von 147 Liter pro Tag und Einwohner im Jahr 1990 auf 125 im Jahr 2019.

Bedingungen bei Grundwasser verschieden

Die Wasserversorgung in Deutschland basiere vor allem auf Grundwasser und Oberflächen-Gewässern. "In manchen Gebieten in Deutschland sind die Grundwassergegebenheiten geologisch und hydrologisch bedingt schwierig, zum Beispiel in Baden-Württemberg, dem Ruhrgebiet oder in einigen Regionen Bayerns." Dort könnte zum Beispiel die Fernwasserversorgung oder der Aufbau von Talsperrensystemen helfen, damit genug Wasser zur Verfügung stehe, so Weyand. "In der Regel ist es aber kein Problem, den Wasserbedarf zu decken."

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In der nordrhein-westfälischen Gemeinde Borgholzhausen dagegen ist die Bevölkerung weiter angehalten, Wasser zu sparen. Inzwischen sei die Versorgung aber sichergestellt worden, erklärte Bürgermeister Dirk Speckmann (SPD). Zwei von drei Grundwasserbrunnen seien zuvor leer gelaufen gewesen. Am Wochenende richtete das Technische Hilfswerk deshalb eine Notversorgung mit Wassertanks für das Altenheim der Gemeinde ein. Zeitweise war auch ein Freibad im Ort geschlossen worden.

"Gibt Signale, die zeigen, dass es enger wird"

Auch Gemeinden in Rheinland-Pfalz rufen zum Wassersparen auf. Noch gebe es bei der Wasserversorgung keinen akuten Notstand, sagte der Referent für Wasserwirtschaft beim Städte- und Gemeindebund Rheinland-Pfalz, Thomas Rätz, am Montag in Mainz. "Aber es gibt Signale, die zeigen, dass es enger wird."

So hat beispielsweise die Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen im Rhein-Hunsrück-Kreis wegen drohenden Wassermangels bereits Verbote erlassen: Um die Grundversorgung mit Trinkwasser sicherzustellen, dürfen seit Sonntag unter anderem keine Pools oder Planschbecken in Gärten befüllt werden, keine Grünflächen mehr gewässert oder Autos auf Privatgrundstücken gewaschen werden.

Auch die Verbandsgemeinde Montabaur im Westerwald hat ihre Bürger zum sparsamen Umgang mit Wasser aufgerufen. An den heißen Tagen werde deutlich mehr Wasser verbraucht, daher sollte nun sorgsam mit der Ressource umgegangen werden, teilte die Verbandsgemeinde mit.

Wasserknappheit regional verschieden

Mit Blick auf eine mögliche Wasserknappheit gebe es regional Unterschiede, sagte Rätz. Eher von dem Problem betroffen seien Gemeinden in Mittelgebirgen, die "relativ nahe Grundwasservorkommen haben und bei denen bekannt ist, dass die Neubildungsraten schon länger zurückgehen". Dazu gehörten Teile des Hunsrücks, der Eifel, des Westerwalds und des Pfälzer Waldes. An der Rheinschiene gebe es sehr alte und tiefe Grundwasservorkommen. "Die sind in der Regel überhaupt nicht betroffen", sagte Rätz.

Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums zeigt der dritte Hitzesommer in Folge: "Der Klimawandel ist in Rheinland-Pfalz bereits deutlich spürbar." Eine Konsequenz sei: "Es kann zu einer Verknappung der Grund-Trinkwasserressourcen kommen, sodass neue Herausforderungen für die langfristige Sicherstellung der Wasserversorgung entstehen."

Trotz der derzeit großen Hitze und Trockenheit gibt es am Rhein noch kein Niedrigwasser. "Wir haben keine besorgniserregende Situation", sagte Hydrologe Jörg Uwe Belz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz der Deutschen Presse-Agentur in Koblenz. Zwar führe der Rhein am Pegel Kaub im Rhein-Lahn-Kreis zum Beispiel derzeit rund 30 Prozent weniger Wasser als saisonal üblich. Dies sei aber immer noch knapp einen Meter über der Marke, bei der man von Niedrigwasser spreche.

Habeck fordert Hitzewarnsystem

Um Deutschland besser für Hitzewellen zu wappnen, fordert Grünen-Chef Robert Habeck einen Hitzeplan zum Schutz der Gesundheit. Es brauche ein einheitliches, gestuftes Hitzewarnsystem, sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur. "Es sollte ein bundesweites Beratungstelefon geben, Risikogruppen sollten besondere Beachtung finden." In Gesundheitseinrichtungen sollten "Kühle Räume" eingerichtet werden.

Ein 800 Millionen Euro schweres Förderprogramm "Grüne Freiräume und Wasser für coole Städte" solle die Einrichtung von Grünflächen, Grün an Gebäuden und Frischluftschneisen fördern, für Schatten sorgen und öffentliche Wasserspender finanzieren, erklärte Habeck. Der Bund müsse eine Gesamtstrategie entwickeln, "die regional von den Landesregierungen und lokal von den Kommunen, den Gegebenheiten entsprechend, angepasst wird".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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