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Terrorangriff in Halle – alles, war zur Tat bekannt ist, im Überblick


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So lief der Terrorangriff von Halle ab


Aktualisiert am 10.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Markierungen der Polizei auf dem Fußweg vor dem Dönerimbiss: Ein Rechtsterrorist hat in Halle zwei Menschen getötet.Vergrößern des Bildes
Markierungen der Polizei auf dem Fußweg vor dem Dönerimbiss: Ein Rechtsterrorist hat in Halle zwei Menschen getötet. (Quelle: Jan Woitas/dpa)

Ein Rechtsterrorist hat in Halle zwei Menschen getötet – und wollte noch viele mehr ermorden. Was ist über die Tat bislang bekannt? Ein Überblick.

Ein schwer bewaffneter Täter hat in Halle an der Saale aus antisemitischen und rechtsextremen Motiven zwei Menschen getötet und weitere verletzt. Der Ablauf der Ereignisse lässt sich bislang nur rekonstruieren, die Behörden haben bislang nur weniges bestätigt. Der Täter hat seine Taten offenbar selbst für das Internet gefilmt und ein "Manifest" veröffentlicht. Die Dokumente liegen t-online.de vor, ihre Echtheit ist bislang von den Sicherheitsbehörden jedoch nicht bestätigt worden. Sie decken sich aber mit den wenigen bekannten Fakten und scheinen authentisch zu sein.

Der Ablauf des Anschlags:

  • Der Täter fährt um etwa 12 Uhr mit einem Auto in die Humboldtstraße nahe der Innenstadt und stoppt zielgerichtet vor der Synagoge.
  • Er versucht hineinzukommen, schießt auf die Tür und versucht auch, mit einem Sprengsatz hineinzukommen. Doch er scheitert, die Tür hält stand.
  • In der Synagoge befinden sich zu der Zeit dem Gemeindevorsitzenden zufolge 70 bis 80 Menschen, um Jom Kippur zu feiern.
  • Vor der Synagoge spricht eine offenbar zufällig vorbeikommende Frau den Täter an. Er schießt ihr in den Rücken. Sie ist tot. Es handelt sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen um eine 40 Jahre alte Frau aus Halle.
  • Der Täter versucht weiter, in die Synagoge zu gelangen. Als der Fahrer eines Kurierdienstes vorbeikommt, zielt er auch auf ihn. Doch seine Waffe versagt offenbar. Der Fahrer entkommt unversehrt.
  • Irgendwann lässt der Täter von der Synagoge ab, steigt wieder ins Auto und fährt weiter.
  • Er hält vor einem Döner-Imbiss, wo er mehrmals feuert. Im Inneren des Ladens tötet er einen Mann mit mehreren Schüssen. Sicherheitskreise berichten, dass es sich um einen 20 Jahre alten Mann aus Merseburg handelt.
  • Vor dem Imbiss feuert er erneut auf einen jungen Mann, der kann jedoch entkommen. Die Waffen des Täters versagen immer wieder, auch deshalb sterben wohl nicht noch mehr Menschen.
  • Als die Polizei eintrifft, schießt er auf die Beamten, wird offenbar selbst am Hals getroffen, kann aber mit seinem Wagen fliehen.
  • Wenig später wirft er das Handy, mit dem er gefilmt hat, aus dem Fenster und die knapp 36 Minuten lange Aufnahme bricht ab.

Die Flucht:

Über die zeitweise Flucht gibt es bislang nur Medienberichte. Die Polizei hatte am Mittwoch nur von vermutlich mehreren flüchtigen Tätern gesprochen. Inzwischen geht sie davon aus, dass es sich nur um einen Täter handelt, den sie am Nachmittag festnimmt.

  • Der Täter flüchtet aus Halle offenbar in östliche Richtung. Kurz nach der Tat veröffentlichen die Behörden eine Gefahrenwarnmeldung für die Region um Landsberg, das etwa 15 Kilometer entfernt ist.
  • Medien berichten, der Täter habe sich nahe Landsberg-Wiedersdorf ein neues Auto besorgen wollen. Er habe den Besitzer einer Autowerkstatt mit einer Waffe bedroht und ein Auto gefordert. Mit einem Taxi, das dort zur Reparatur stand, sei er dann weggefahren.
  • Die Polizei bestätigt auch Schüsse in Landsberg. Hier schießt der Täter nach Informationen aus Sicherheitskreisen eine 40 Jahre alte Frau und einen 41 Jahre alten Mann an, ein Ehepaar, das dort ein Geschäft betreibt.
  • Der Täter fährt anschließend offenbar in Richtung Süden. Die Polizei in Bayern meldet, sie bereite sich auf einen bewaffneten Gewalttäter vor. Laut Medienberichten soll er die A9 in Richtung Süden genommen haben.
  • In der Nähe von Zeitz, das etwa 70 Kilometer südlich von Landsberg liegt, soll er laut Medienberichten von der Autobahn auf die B91 abgefahren sein. Dort sei er mit einem Lastwagen kollidiert und dann festgenommen worden. Die Polizei bestätigt den Ort der Festnahme nicht.

Der Täter:

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um den 27 Jahre alten Stephan B. aus Sachsen-Anhalt. Das hat der Generalbundesanwalt inzwischen bestätigt. Er ist Medienberichten zufolge deutscher Staatsangehöriger. Auf Videos und Fotos ist ein junger, weißer Mann mit kahlem Schädel in Kampfmontur zu sehen. Die Bundesanwaltschaft hat inzwischen die Wohnung des Verdächtigen durchsucht und Beweise sichergestellt. Er soll in Benndorf bei Eisleben zusammen mit seiner Mutter gelebt haben. Der Ort liegt rund 40 Kilometer westlich von Halle.

Die Bundesanwaltschaft hat inzwischen bestätigt, dass sie die Tat als rechtsextremistisch und antisemitisch motiviert ansieht. Das zeigt sich auch in dem selbst gefilmten Video des Täters sowie in dem "Manifest". Im Video sagt der Täter unter anderem: "Ich glaube, der Holocaust ist nie passiert." Er hetzt gegen Feminismus und Migration. "Und die Wurzel all dieser Probleme ist der Jude." Das deckt sich mit seinem "Manifest", in dem er als ein Ziel ausgibt, "so viele Anti-Weiße wie möglich zu töten, vorzugsweise Juden". Stephan B. war den Behörden ersten Informationen zufolge bisher nicht als Teil der rechtsextremen Szene in Sachsen-Anhalt aufgefallen.

Was wir nicht wissen:

  • Der Großteil der Informationen zu Tatablauf, Flucht und Tatverdächtigem sind von den Behörden bislang nicht offiziell bestätigt.
  • Ob der Täter Helfer oder Unterstützer hatte, ist bislang nicht bekannt.
  • Er nutzte selbst gebaute Waffen, wie Sicherheitskreise bestätigen. Wie er sie beschaffte, ob er Teile oder ganze Waffen etwa im Darknet bestellte, ist unbekannt.
  • Wie Stephan B. zu einem Antisemiten und Rechtsextremisten wurde, ist ebenfalls bislang unklar. Video und "Manifest" deuten zumindest daraufhin, dass er sich offenbar in diversen Foren im Internet bewegte.
  • Die genaue Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt.
  • Die Polizisten durchsuchten in Landsberg mehrere Häuser. Was sie dort suchten, ist unbekannt.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen, Video und "Manifest" des Täters
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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