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Räumung wird abgebrochen: Journalist stürzt im Hambacher Forst von Brücke und stirbt


Räumungsaktion im Wald
Journalist stürzt im Hambacher Forst von Brücke und stirbt

Von dpa
Aktualisiert am 19.09.2018Lesedauer: 3 Min.
Notärzte versuchten vergeblich, das Leben des abgestürzten Journalisten im Hambacher Forst zu retten.Vergrößern des Bildes
Notärzte versuchten vergeblich, das Leben des abgestürzten Journalisten im Hambacher Forst zu retten. (Quelle: Christophe Gateau./dpa)
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Düsseldorf/Kerpen (dpa) - Nach dem Tod eines Journalisten stoppt die Landesregierung Nordrhein-Westfalens die umstrittene Räumungsaktion der Polizei im Braunkohlerevier Hambacher Forst vorerst. "Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen, ich kann das zumindest nicht. Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwochabend in Düsseldorf. Vor dem Hintergrund des schlimmen Ereignisses habe die Landesregierung beschlossen, bis auf weiteres die Räumung des Geländes auszusetzen. Die Aachener Polizei wird nach eigenen Angaben am Donnerstag mit Beamten in dem Wald sein, um dort Gefahrenstellen abzusichern.

Am Mittwoch ist ein junger Journalist durch die Bretter einer Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern gebrochen und 15 Meter in die Tiefe gestürzt, wie die Polizei mitteilte. Rettungskräfte konnten nichts mehr für ihn tun. Der Aachener Polizei sprach von einem "tragischen Unglücksfall". Der Journalist habe seit längerem das Leben der Aktivisten in den Baumhäusern dokumentiert. Es habe zum Unglückszeitpunkt keine Polizeimaßnahmen in der Nähe der Unglücksstelle und am Baumhaus gegeben. Der Journalist habe gerade seine volle Speicherkarte eintauschen wollen, als er abstürzte.

Das Aktionsbündnis "Hambi bleibt" hatte nach dem Unglück den sofortigen Stopp der Räumung gefordert. Es dürften keine weiteren Menschenleben gefährdet werden. Zum tödlichen Sturz sei es vermutlich gekommen, weil der Journalist einen SEK-Einsatz in der Nähe habe beobachten wollen. Über die zwischen zwei Baumhäusern gespannte Brücke habe er anscheinend näher an den Einsatz herangehen wollen, schrieb die Initiative in ihrem Blog. Dabei sei er aus über 20 Metern Höhe abgestürzt. Der Tote sei "ein Freund, der uns seit längerer Zeit im Wald journalistisch begleitet", betonte das Aktionsbündnis.

Die NRW-Grünen begrüßten, dass "alle polizeilichen Maßnahmen auf die Aufklärung des Vorfalls konzentriert werden." Laut Aachener Polizei ermittelt ein Tatortteam der Mönchengladbacher Polizei die Umstände des tödlichen Sturzes. Die Ermittler arbeiteten vor Ort und sichteten beispielsweise auch mögliche Videos. Reul erklärte, die Ermittler bräuchten jetzt Zeit und Ruhe, um das Geschehene aufzuklären. Ein Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft konnte am Mittwochabend noch nicht sagen, ob Ermittlungen durch die Behörde eingeleitet würden.

Auf Twitter löste der Unfall zahlreiche heftige Reaktionen aus. Viele Gegner des Braunkohleabbaus forderten RWE und die Polizei auf, die Räumungsarbeiten nun dauerhaft einzustellen. Andere Nutzer fragten, was der Journalist bei den Aktivisten in den Bäumen zu suchen gehabt habe. Ein anderer Twitterer kritisierte: "Ekelhaft, wie der tragische Unfall im #HambacherForst jetzt von beiden Seiten instrumentalisiert wird!". Der Energiekonzern RWE teilte mit: "Wir sind zutiefst erschüttert und bedauern den tragischen Unfall im Hambacher Forst sehr. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen."

Die Polizeiaktion, bei der Baumhäuser geräumt und abgerissen werden, hatte am vergangenen Donnerstag mit einem Großaufgebot begonnen. Bis Mittwoch waren laut Polizei 39 von 51 Baumhäusern geräumt. Die Waldbesetzer protestieren gegen das Vorhaben von RWE, weite Teile des Forstes abzuholzen. Es soll dort Braunkohle gebaggert werden. Der Wald gilt als Symbol des Widerstands gegen die Kohle und die damit verbundene Klimabelastung. In bis zu 25 Metern Höhe hatten Aktivisten Baumhäuser gebaut. Sie halten den Wald so seit sechs Jahren besetzt.

Aus Sicht von RWE ist die Abholzung des Hambacher Forsts unvermeidbar, um die Stromproduktion in den Braunkohlekraftwerken zu sichern. Gegner der Rodung argumentieren, der Wald habe eine 12 000 Jahre lange Geschichte. Es gebe dort Vorkommen streng geschützter Arten wie Bechsteinfledermaus, Springfrosch und Haselmaus.

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