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Hochwasser: Weiterer Regen erwartet – Evakuierungen vorbereitet


Hochwasser in Deutschland
Die Lage ist angespannt – und jetzt kommt Dauerregen

Von dpa
Aktualisiert am 29.12.2023Lesedauer: 4 Min.
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Hochwasser in Hannover: Die Leine hat unter anderem eine Kleingartenkolonie überflutet. (Quelle: IMAGO/Andre Germar)

Die Hochwasserlage in Teilen Deutschlands bleibt angespannt. Jetzt ist die zentrale Frage: Wie viel Regen fällt noch?

Kaum Entwarnung in den Hochwassergebieten: In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen blieb die Lage auch am Freitag angespannt, in Sachsen ist die Hochwassergefahr hingegen größtenteils gebannt. Doch der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte weitere Regenfälle voraus. "Es kommt bis Samstag noch mal ein ordentlicher Schwung rein, allerdings regnet es nicht mehr in so großen Mengen", sagte der Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Freitag in Offenbach. Danach schwäche es ein wenig ab. Die größten Regenmengen werden am Freitag und Samstag laut Herold im Norden von Nordrhein-Westfalen erwartet. Im Norden, im Raum Bremen und Hamburg, erwartet der Meteorologe weniger Niederschläge.

Doch noch ist die Lage in Niedersachsen angespannt. Zwar hätten sich Befürchtungen einer Sturmflut bislang nicht bestätigt und die Hochwassersituation sei regional unterschiedlich - für ganz Niedersachsen könne aber noch keine Entwarnung gegeben werden, sagte Landesbranddirektor Dieter Rohrberg am Freitag in Hannover. Demnach verschiebt sich die Lage örtlich etwas vom Harz in Richtung der Landkreise Celle und Oldenburg.

"Große Hochwasserlage" in NRW

Für Nordrhein-Westfalen gab das Umweltministerium trotz stagnierender oder sinkender Pegelstände ebenfalls keine Entwarnung. "Wir haben nach wie vor eine große Hochwasserlage", sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) in Düsseldorf. Bisher seien die Folgen überschaubar geblieben, keine Opfer zu beklagen. An den Talsperren drohe keine Dammbruchgefahr, auch kein unkontrollierter Überlauf. Die Hochwasserschutzanlagen hätten gehalten.

In Sachsen erreichte das Elbe-Hochwasser am Freitag seinen Höchststand. Dabei blieb der maximale Wasserstand niedriger als zunächst prognostiziert. Für die anderen Flüsse in Sachsen sei die Hochwassergefahr aber mittlerweile komplett gebannt, teilte das Landesumweltamt mit. Die Stadt Dresden begann mit dem Abbau eines Flutschutztores. In der Landeshauptstadt stieg der Wasserstand der Elbe auf 5,95 Meter - und blieb damit unter der Sechs-Meter-Marke, ab der die zweithöchste Alarmstufe 3 ausgerufen worden wäre. Normal sind zwei Meter. Auch flussabwärts in Riesa werde der Richtwert für die Alarmstufe 3 nicht erreicht.

Schwerpunkt des Hochwassers im Nordwesten Niedersachsens

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte, die Schwerpunkte des Hochwassers hätten sich in den vergangenen Tagen mit den Wassermassen vom Südosten in den Nordwesten des Landes verschoben. In sechs Landkreisen sowie der Stadt Oldenburg ist Landesbranddirektor Rohrberg zufolge weiterhin ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt worden. Durch das sogenannte außergewöhnliche Ereignis können Landkreise beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.

Das Hochwasser sorgt an zahlreichen Orten in Niedersachsen weiterhin für hohe Pegelstände. Das geht aus einem Lagebild des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) von Freitagmorgen hervor. Der um 7.00 Uhr gemessene Pegelstand überstieg in zahlreichen Gebieten die höchste Meldestufe. Das betraf mehrere Orte an der Weser, Aller und Leine. Flussabwärts der Weser würden die Pegelstände noch weiter ansteigen. Insbesondere im unteren Verlauf der Mittelweser könne daher noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden.

Geräte von Bundeswehr und Bundespolizei sind im Einsatz

Mit je einem Hubschrauber waren die Bundespolizei und die Marine im Hochwasser-Einsatz bei Oldenburg. "Das Land Niedersachsen hat einen unserer Hubschrauber angefragt", sagte eine Sprecherin der Bundespolizei in Berlin. Der Helikopter der Bundespolizei bringe besonders große Sandsäcke zu den Deichen bei Hatten, um diese zu sichern, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Der Hubschrauber der Marine sei zur Lageerkundung eingesetzt worden.

Ein direkt an der Ems liegendes Altenheim in Meppen musste aufgrund des Hochwassers vorsorglich evakuiert worden. Insgesamt 52 Bewohnerinnen und Bewohner seien am Donnerstagabend mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes aus dem Haus gebracht worden, sagte die Pressesprecherin der Stadt, Petra Büter.

Mit einem Notfallplan bereitete sich der Serengeti-Park Hodenhagen auf weitere Evakuierungen von Tieren vor. Sorgen bereite vor allem das von Wasser umschlossene Haus der Antilopen und Giraffen, sagte eine Sprecherin des Tierparks. "Diese Tiere müssten für eine Evakuierung narkotisiert werden, das ist ein großes Risiko."

Solche Wetter-Extreme kann es künftig häufiger geben

Der extreme Jahresausklang passe zum Gesamtjahr 2023 – dem regenreichsten und wärmsten Jahr in NRW seit Beginn der Aufzeichnungen, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer. Angesichts des Klimawandels ist nach seiner Einschätzung künftig häufiger mit solchen Extremlagen zu rechnen.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am Donnerstag, ein Hochwasser dieses Ausmaßes habe es zuvor nicht gegeben. "Experten warnen seit Langem davor, dass die immer häufigeren Wetterextreme mit dem Klimawandel zusammenhängen", sagte er. Laut Innenministerium wurde in sechs Landkreisen sowie der Stadt Oldenburg ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt. Mit dieser Maßnahme können Landkreise beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.

Um vor neuen Regenfällen eine "Vor-Entlastung" zu erreichen, also Stauraum zu schaffen, lassen in NRW derzeit viele Talsperren verstärkt Wasser ab, wie Experte Matthias Börger aus dem Umweltministerium berichtete. Er sehe bei keiner Anlage eine Gefahr, dass es zu einer Überlastung kommen könne.

Normalisierung an Hochwasser-Krisenpunkten in Thüringen

Nach wie vor war am Niederrhein ein kleiner Ortsteil von Kleve vom Wasser umschlossen – und wurde so vor ein paar Tagen zur Insel. Ein Fährboot sorgte dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner von Schenkenschanz über den Rhein gelangten. Im Kreis Soest ging der sorgenvolle Blick des Krisenstabs auf die Lippe, deren Pegelstand auf hohem Niveau verharrte. Vor allem für die Gemeinde Lippetal wurden vorsorglich mehrere tausend Sandsäcke gefüllt.

In Thüringen brachte die Öffnung eines Helme-Deichs dem Ort Mönchpfiffel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis Erleichterung in der Hochwassersituation. Die seit dem Donnerstag kritische Lage in dem 300-Einwohner-Dorf direkt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt habe sich entspannt, sagte ein Sprecher des Landratsamtes am Freitag. Der Deich in der Nähe des Ortes war am Donnerstagabend kontrolliert geöffnet worden, um das Wasser aus dem Fluss auf Felder abzuleiten.

Noch keine Entwarnung an der Elbe

An der Elbe in Dresden wird mit steigenden Pegelständen gerechnet. Am frühen Donnerstagnachmittag wurden 5,92 Meter gemessen. Das war weiterhin knapp unter der Sechs-Meter-Marke, ab der die zweithöchste Alarmstufe 3 gelten würde. Die Landeshochwasserzentrale rechnete damit, dass diese Grenze am Freitagmorgen überschritten wird – allerdings mit maximal 6,01 Meter nur sehr geringfügig. Normal ist in der Elbe in der Landeshauptstadt ein Wasserstand von 2,00 Metern.

Die Hydrologen erwarteten ab Freitag einen Rückgang des Elbe-Hochwassers, wie ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sagte. Es werde nur örtlich geringer Regen erwartet, im tschechischen Einzugsgebiet der Elbe bis Freitag weder Niederschläge noch Schneeschmelze.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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