Nach einstweiliger Verfügung Gedenkstätten-Chef Knabe wird Rückkehr verwehrt
Per Einstweiliger Verfügung will der abgesetzte Leiter der Stasiopfer-Gedenkstätte an seine bisherige Wirkungsstätte zurückkehren. Die Reaktion des Stiftungsrats fällt entschlossen aus: Knabe wird als Vorstand und Direktor der Gedenkstätte abberufen.
Der Stiftungsrat der Gedenkstätte Hohenschönhausen hat Hubertus Knabe als Vorstand und Direktor mit sofortiger Wirkung abberufen. Das teilte die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa nach einer außerordentlichen Sitzung des Stiftungsrats am Sonntagabend mit. Das Vertrauensverhältnis zwischen Stiftungsrat und Vorstand sei in einem Maße zerrüttet, "das die weitere Wahrnehmung des Amts als Vorstand durch Herrn Dr. Hubertus Knabe ausschließt."
Damit könne Knabe nach Ansicht der Senatsverwaltung am Montag nicht zu seiner Arbeit in der Gedenkstätte zurückkehren, sagte deren Sprecher Daniel Bartsch am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur. Denn die Entscheidung gehe über die im September erklärte Kündigung Knabes sowie seine Freistellung hinaus. Er sei als Direktor gekündigt worden, nun aber auch als Vorstand mit sofortiger Wirkung abberufen worden. Zuvor hatten "Tagesspiegel" und "Berliner Zeitung" berichtet.
Der Stiftungsrat hatte Knabe zum 31. März 2019 entlassen und ihn bis dahin freigestellt. Grund dafür ist, dass er nicht genug gegen die sexuelle Belästigung von Frauen durch seinen Stellvertreter getan haben soll. Gegen seine Freistellung hatte Knabe eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Berlin erwirkt. Die Eilentscheidung des Gerichts war am Freitagnachmittag eingegangen.
Knabe wollte Montag zurückkehren
An diesem Montag wollte Knabe an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Beim Kurznachrichtendienst Twitter hatte er vor der Entscheidung des Stiftungsrats am frühen Sonntagmorgen geschrieben: "Ich freue mich, dass ich mich ab Montag wieder meiner Lebensaufgabe widmen kann: der Aufarbeitung des in der DDR begangenen Unrechts."
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Über die einstweilige Verfügung hatte zunächst der "Tagesspiegel" berichtet. Der Sprecher der Senatskulturverwaltung bestätigte die Eilentscheidung des Gerichts. Sie sei am Freitagnachmittag eingegangen. Knabe wird vorgeworfen, nicht entschieden gegen die sexuelle Belästigung von Frauen durch seinen Stellvertreter vorgegangen zu sein. Der Historiker hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und Klage gegen seine Kündigung eingereicht.
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Mehrere Volontärinnen, Mitarbeiterinnen und Praktikantinnen hatten der Führungsetage der Gedenkstätte sexistisches Verhalten vorgeworfen und sowohl an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) als auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) geschrieben. Lederer ist Vorsitzender des Stiftungsrates, der die Kündigungen von Knabe und seinem Vize einstimmig beschloss.
- Nachrichtenagentur dpa
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